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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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und anderen elektronischen Schnickschnack. Hatte eine eigene Firma. Die auch verdammt gut lief. War außerdem ein richtiger Biofreak. Ernährte sich ökologisch und machte Wanderungen durch Wald und Feld – kannst du alles Killis Nachruf entnehmen. Ist jeden Tag zur Arbeit geradelt. Und dann wird er eines Tages angefahren – am Advokat Dehlis Plass, nicht weit von meiner Wohnung entfernt. Fahrrad gegen Lastwagen. Peng. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt war der Mann vom Hals abwärts gelähmt und hatte einen dauerhaften Hirnschaden. Er musste gefüttert werden, trug Windeln, saß im Rollstuhl und konnte nicht sprechen. Seine Erfindereigenschaften waren bedeutend reduziert, milde ausgedrückt. Seine Frau kam mit einem Anwalt ins Gespräch, der der Familie vormachte, sie könnten einen riesigen Schadenersatz vom Unfallverursacher bekommen. Und nun darfst du raten.«
    »Raten?«
    »Mit welchem Anwalt die Frau verhandelt hat.«
    »Welhaven?«
    Gunnarstranda nickte. »Der Stundenlohn stand in angemessenem Verhältnis zur Höhe des zu erwartenden Schadenersatzbetrags. Welhaven hat ungeheuerliche Gagen verlangt. Die Frau und der Sohn haben einen Kredit aufgenommen, um ihn zu bezahlen.«
    »Und wie ist die Sache ausgegangen?«
    »Den Bach runter. Die Versicherungsgesellschaft hatte Zeugen des Unfalls ausfindig gemacht. Die waren sich in zwei Dingen einig: Erstens war der Alte auf der linken Straßenseite gefahren – hatte also gegen die Verkehrsregeln verstoßen. Außerdem sei er dem Lastwagen direkt vor den Kühler gefahren. Ein Zeuge meinte, der Radfahrer sei auf den Lastwagen draufgefahren und nicht umgekehrt. Und der Alte fuhr ohne Helm – nein, ganz im Ernst – das wurde als wichtiges Moment angeführt. Schlussfolgerung: Der Fahrer war nicht unachtsam gewesen und konnte für das Geschehene nicht verantwortlich gemacht werden. Der Betrag, der dem Erfinder erstattet wurde, reichte vielleicht für das Busticket nach Hause – aber nicht, um den Verlust von Einkommen, Renten und die Zinsen für den Kredit oder für das Anwaltshonorar und angefallene Gerichtskosten zu decken.«
    »Toller Anwalt.«
    »Das kannst du laut sagen«, sagte Gunnarstranda lächelnd. »Und ich bin noch nicht einmal bei der Pointe angekommen. Das Sahnehäubchen ist nämlich, dass der Sohn des Opfers, Ivar Killi, gut mit dem Sohn des Anwalts, Marius Welhaven, befreundet war. Sie haben sich gleichzeitig für die Polizeischule beworben. Marius Welhaven ist abgesprungen, zum Militär gegangen und hat da Karriere gemacht, zum Schluss beim Telemark Bataillon.«
    Endlich zeigte Rindal Interesse. »Womit kannst du belegen, dass die beiden befreundet waren?«
    »Seine Schwester, Fride Welhaven, hat es mir vor weniger als einer Stunde erzählt.«
    Rindal wollte mehr hören.
    »Frølich ist ein guter Polizist«, sagte Gunnarstranda plötzlich. »Als wir darüber diskutiert haben, wie wahrscheinlich es ist, dass sich Welhaven das Leben genommen hat, fehlte ihm das auslösende Ereignis. Die ganze Sache mit dem Selbstmord ist völlig verrückt. Natürlich hat Welhaven getrauert. Erst verliert er seine Frau und dann plötzlich auch seinen Sohn. Er soll sehr deprimiert gewesen sein, aber ihm und seiner Tochter ging es sonst angeblich gut. Die Frage war also, was seine Situation so plötzlich verändert hat, warum er diesen Schritt tat, ohne dass seine Tochter irgendetwas davon ahnte. Aber dann fiel der Tochter ein, dass ihr Vater ein Päckchen vom Militär bekommen hatte, kurz bevor er verschwand.«
    Das Telefon auf Rindals Schreibtisch klingelte. Gunnarstranda hielt inne. Rindal hob den Hörer ein paar Zentimeter an, warf ihn wieder auf die Gabel und gab Gunnarstranda ein Zeichen, dass er fortfahren solle.
    »Als sie jetzt in seiner Wohnung aufräumen wollte, hat sie die Sachen gefunden. Der Inhalt des Pakets waren die persönlichen Gegenstände ihres Bruders, aus Afghanistan. Darunter befand sich auch ein Brief an ihren Vater. Der Umschlag war geöffnet. Der Vater hatte den Brief gelesen, der niemals versandt worden war. Der Sohn hatte ihn am Abend vor seinem Tod geschrieben. Fride Welhaven hat den Brief auch gelesen. Es war offenbar erschütternd. Danach betrank sie sich und landete in unserer Ausnüchterungszelle.«
    »Ich gehe davon aus, dass du den Brief auch gelesen hast?«, fragte Rindal.
    Gunnarstranda nickte.
    »Der Sohn hatte von Ivar Killis Tragödie erfahren und seinem Vater heftige Vorwürfe gemacht. Als der Vater den Brief mit den Anklagen

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