Blutfeuer
sehen, dass ein altes angerostetes Messer in seinem Ledergürtel
steckte. Erschrocken wich sie noch einen Schritt weiter nach hinten und begann
zu weinen.
Als ob sich ein Schalter in
ihm umgelegt hätte, sackte der Zwerg in seinen mittelalterlich wirkenden
Stoffklamotten zusammen. Sein Gesicht wirkte gar nicht mehr bedrohlich, ganz im
Gegenteil: Fast unterwürfig wackelte er auf die weinende Theresa Rosenbauer zu.
»Gimli … nicht«, brachte er
hilflos heraus. Dann warf er seine kurzen Arme wie winzige Windmühlenflügel in
die Höhe und brummelte etwas Unverständliches. »Gimli später«, nuschelte er
frustriert, bevor er die Tür mit seinen kurzen Armen hinter sich schloss.
Theresa Rosenbauer griff
sich ihr braunes Pferd und warf sich weinend auf ihr rosa Bett.
Leonhard Pechmann schmiss
fluchend den weißen Helm in die Ecke des fensterlosen Zimmers. Die blonde Frau
und der Bärtige schauten ihm wortlos zu. Leonhard Pechmann war außer sich. Wo
zum Teufel war die Polizei so plötzlich hergekommen? Gerade hatte er im
Polizeifunk gehört, dass sie Christian Rosenbauer gefunden hatten und die
Fahndung nach ihm bereits auf vollen Touren lief. So ein verdammter Dreck! Er
hatte sich alles so schön ausgedacht, und jetzt stand er plötzlich auf der
Fahndungsliste.
In die Öffentlichkeit konnte
er also nicht mehr zurück, und nach Hause schon gar nicht. Letzteres war nicht
so schlimm. Sein dämliches Weib und das biedere, langweilige Leben würde er
sowieso nicht vermissen. Es würde knifflig sein, außer Landes zu kommen, aber
das würde er schon schaffen, er war ja auf solche Eventualitäten vorbereitet.
Das gerade auf der Altenburg
war verdammt knapp gewesen. Wenn er nicht so vorsichtig gewesen wäre und wie
immer für alle Fälle vorgesorgt hätte, dann hätten sie ihn wahrscheinlich mit
ihren Hunden gekriegt. Jetzt musste er doch grinsen. Das mit dem Kokain hatte
er einmal in einem amerikanischen Ausbrecherfilm gesehen. Hatte einwandfrei
funktioniert. Er war allzeit bereit, ein Meister der Rückzugsgefechte, und das
würden diese Idioten schon noch merken. Die blonde Frau neben ihm betrachtete
ihn misstrauisch.
»Was ist passiert, Leonhard?
Vielleicht könntest du uns allmählich aufklären?«, fragte sie erregt.
Leonhard Pechmann blickte
sie finster an. »Es gab größere Komplikationen. Die Bullen waren plötzlich
hinter mir her. Als ich von Sandhof zurückfuhr, hatte ich sie plötzlich am
Arsch. Auf der Altenburg hab ich sie abgehängt, aber es war verdammt knapp.
Poldi sei Dank.« Wieder musste er grinsen, als ihm der alte Bamberger Burgbär
in den Sinn kam. Er drehte sich zu der blonden Frau um und sagte nüchtern: »Ich
habe eine gute und eine schlechte Nachricht, was Christian anbelangt.«
Der Bärtige, der die ganze
Zeit still dagestanden hatte, hob unmerklich seinen Kopf, die blonde Schönheit
erstarrte.
Leonhard Pechmann ging zum
Kühlschrank in der Ecke des Raumes und holte sich eine Flasche Bier heraus. Er
trank nicht häufig Alkohol, aber jetzt war einer dieser seltenen Augenblicke:Er musste erst einmal runterkommen. Es zischte leise, als er den Kronenkorken
mit dem Öffner vom Flaschenhals hob.
»Erstens: Christian hat das
Rätsel der Todesfälle im Prinzip gelöst. Plasmodien sind die Übeltäter. Jetzt
müssen wir nur noch herausfinden, welche von den vielen verschiedenen und warum
sie ins Blut gelangt sind, dann ist der Käse gegessen.«
Er blickte triumphierend in
die Runde. Der Bärtige schaute ebenfalls sehr zufrieden zurück, nur die blonde
Frau blieb misstrauisch.
»Und Christian? Was ist mit
Christian? Was passiert jetzt mit ihm? Wir hatten doch ausgemacht, dass wir es
dann gut sein lassen und ihn aufklären und einweihen.« Sie blickte Pechmann
flehend an, der gerade noch einmal einen Schluck aus der Bierflasche nahm.
»Das ist die schlechte
Nachricht«, sagte Leonhard Pechmann ohne eine Gefühlsregung in der Stimme.
»Christian ist tot.«
Die Frau wurde leichenblass.
»Was? Wie ist das passiert, um Himmels willen? Was hast du gemacht?« Sie
stützte sich mit der rechten Hand gegen die Wand. Ihr war schwindelig und
schlecht. »Christian«, hauchte sie verzweifelt.
»Sagen wir mal so«, sagte
Pechmann im Ton des gelangweilten Geschäftsmannes. »Die Pläne bezüglich seiner
Öffentlichkeitsarbeit wären unserem kleinen Projekt hier etwas im Wege
gestanden. Da musste ich Konsequenzen ziehen, Mylady.« Wieder hob er die
Bierflasche an den Mund.
»Du verdammte Ratte!«,
schrie die
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