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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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ausgelöst, die das mit dem Medikament
›Yellowstone‹ angereicherte Blut zu einer geleeartigen Masse verklumpen lassen.
Ist das so ungefähr richtig?«, fragte er.
    Lacroix nickte. »So könnte man es ausdrücken. Allerdings müsste ich,
wie schon gesagt, durch eine genauere Blutanalyse herausfinden, was der Grund
dafür ist, dass das Blut so heftig auf die Plasmodien reagiert.«
    »Was sind denn eigentlich Plasmodien?«, fragte Lagerfeld, der
ungeachtet der soeben gewonnenen Erkenntnisse eine weitere gelbe Tablette
einwarf. Allerdings so, dass ihn niemand dabei beobachten konnte. Das Zeug war
einfach phantastisch. Er fühlte sich fit, er fühlte sich ausgeruht, er hätte
Bäume ausreißen können. Und auch der Drang nach Nikotin war wie weggeblasen.
    »Nun«, meldete sich Siebenstädter zu Wort, »hier die Erklärung für
die Minderbemittelten unter Ihnen. Die Gattung Plasmodium gehört zu den
Haemosporida innerhalb der Gruppe der wissenschaftlich Apicomplexa genannten
Sporentierchen.«
    Dem Gerichtsmediziner schlug das blanke Unverständnis aller
Anwesenden entgegen. Nur für Vincent Lacroix war das natürlich alles kalter
Kaffee. Siebenstädter räusperte sich. »Nun, um es dem einfachen Polizeiprimaten
noch verständlicher darzulegen, versuche ich es mal andersherum.«
    Immer dieser argumentative Mehraufwand wegen dieser ungebildeten
Kriminologen, fluchte er still vor sich hin, bevor er wieder begann.
»Plasmodien sind einzellige Parasiten, die in der Medizin sehr bedeutungsvoll
sind. Die circa zweihundert Arten der Gattung parasitieren bei einer Vielzahl
von landlebenden Säugetieren, Reptilien und Vögeln. Alle Arten machen einen
Wirtswechsel durch. Das heißt, dass sie in der Regel von blutsaugenden
Stechmücken auf Wirbeltiere übertragen werden. Plasmodien kommen praktisch
weltweit vor. Am bekanntesten sind die Malariaerreger, die sich allerdings auf
tropische und subtropische Länder beschränken. Dazu muss man aber erwähnen,
dass die Malariaerreger inzwischen schon dabei sind, den Mittelmeerraum zu
erobern, der Klimaerwärmung sei Dank.«
    »Moment, Moment«, unterbrach Haderlein den Redeschwall
Siebenstädters. »Das heißt also, dass sich da irgendein Erreger im Blut
befindet, der von Stechmücken übertragen wird, aber die Malaria kann es auf
keinen Fall sein, ist das so richtig?«
    Vincent Lacroix nickte. »Ja, das könnte man so sagen. Aber mit ein
bisschen Glück werde ich den Erreger isolieren können, dann wären auch relativ
schnell effektive Gegenmaßnahmen möglich. Doch bis es so weit ist, müssen wir
damit rechnen, dass es noch zu weiteren Todesfälle kommen kann.« Lacroix
lächelte sein voluminöses Lächeln, als ihm Honeypenny eine dreifache Ladung
Honigbrote auf den Tisch stellte.
    Lagerfeld grübelte derweil weiter vor sich hin. »Was ich dabei nicht
verstehe, ist der Umstand, dass alle Toten zwar aus Bamberg oder aus der Nähe
stammen, aber mit dem Medikament ›Yellowstone‹ überhaupt nichts zu tun haben
dürften. Ich meine, das Zeug ist ja immerhin ein Medikament für Demenzkranke,
warum also sollten gesunde junge Menschen so etwas einnehmen?«, fragte er in
die Runde.
    »Zum Beispiel, um sich leicht und schnell das Rauchen abzugewöhnen«,
knurrte ihn Haderlein an. Alle schauten verständnislos auf Lagerfeld, dessen
verbeulter Kopf plötzlich um einiges rötlicher wirkte. Bevor er sich jedoch
erklären musste, ging die Tür auf, und Cesar Huppendorfer betrat die
Dienststelle.
    »Und, gibt’s was Neues?«, fragte ihn Haderlein gespannt.
    »Nein, nicht direkt«, antwortete sein Kollege etwas erschöpft, als
er auf seinem Stuhl Platz nahm. »Natürlich kein Pechmann weit und breit, nur
dessen Frau, die aus allen Wolken gefallen ist. Ich hab einen Psychologen zu
ihr geschickt. Ihr könnt ruhig schon mal weitermachen mit eurer Besprechung,
ich lade nur schnell die Laborergebnisse von meinen Anfragen heute Morgen
runter, dann weiß ich Näheres.« Sprach’s und wandte sich seinem Computer zu.
    »Das heißt also«, fuhr Lagerfeld wieder mit seinem Gedankengang
fort, »dass – erstens – ›Yellowstone‹ irgendwie in die Hände anderer außerhalb
von St. Getreu und Bartosch gelangt ist, wobei wir – zweitens – keine Ahnung
haben, wie das passiert sein könnte, und dass – drittens – ›Yellowstone‹
irgendeine Wirkung hat, von der wir noch nichts wissen.«
    Haderlein nickte und fügte hinzu: »Und – viertens – muss diese
Wirkung so sensationell und gewinnbringend sein,

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