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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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wurde, kriegte er gar nicht mit.
Ohne Hemmungen setzte er sich auf den freien Bürostuhl, an dem noch rechts und
links die breiten grauen Klebebänder hinunterhingen.
    Haderlein und Siebenstädter
schauten ihm mehrere Minuten lang schweigend zu und warteten darauf, dass etwas
passierte.
    Dann richtete sich Lacroix
plötzlich in seinem Stuhl auf und blies Luft aus seinen voluminösen Backen.
Siebenstädter entließ ein ungeduldiges »Na?« in den Raum.
    Sein Kollege rieb sich noch
mehrmals mit der einen Hand über die Stoppeln in seinem feisten Gesicht, dann
schwang er sich auf dem Bürostuhl herum und grinste. »Hochinteressant das
alles, hochinteressant, meine Herren«, strahlte er.
    Haderlein wurde ungeduldig.
Dieser Doktor war ziemlich lässig drauf, aber er selbst wollte bald los, um auf
der Altenburg diesen Pechmann zu befragen, den Lagerfeld ja in Kürze aus seinem
Versteck getrieben und verhaftet haben musste. »Also, Herr Doktor«, drängelte
er, »was ist denn so interessant? Wenn Sie uns bitte an Ihrem Wissensstand
teilhaben lassen möchten?«
    »In der Tat.« Auch
Siebenstädter war verstimmt, allerdings deshalb, weil eigentlich er gern zuerst
einen Blick durch das Mikroskop hätte werfen wollen. Es ging schließlich um
eine eventuelle medizinische Sensation, um den »Morbus Siebenstädter«.
    »Dieser Rosenbauer hatte
recht«, sagte Lacroix schließlich. »Im Blut des Toten befinden sich Plasmodien.
Und wenn er gesagt hat, dass die für die Blutverklumpung mit verantwortlich
sind, dann würde ich das lieber mal glauben.«
    »Moment mal«, protestierte
Siebenstädter sofort. »Plasmodien an sich verklumpen kein Blut, sie können
höchstens der Auslöser für eine eventuelle Reaktion sein.«
    Lacroix lachte. Anscheinend
amüsierte er sich königlich. »Das stimmt natürlich, Kollege Siebenstädter«,
spottete der schweizerische Hämatologe. »Mit dem Blut dieser armen Menschen ist
ja auch irgendetwas geschehen, sonst würde es nicht eine derart absonderliche
Farbe angenommen haben, nicht wahr?« Er grinste den Erlanger Gerichtsmediziner
an wie einen kleinen Schuljungen. Das war sein Spezialgebiet, da brauchte er
sich von diesem aufgeblasenen Leichenbeschauer nichts erzählen lassen. »Schauen
Sie ruhig selbst mal durch die Linse, Sie Koryphäe«, forderte er ihn mit einer
lässigen Handbewegung auf und räumte schnaufend den Stuhl.
    Wie ein Ausgehungerter
stürzte sich Siebenstädter auf das bislang von Lacroix belegte Mikroskop.
    Der Schweizer lächelte.
Schelmisch und leise flüsterte er Haderlein ins Ohr: »Er wird nichts finden,
unser Hofbeschauer, dafür ist er leider eine Nummer zu klein.« Versonnen
lächelte er dem Kommissar zu, bevor er ihn fragte: »Sie sagten, dieser Fall
hätte ursächlich mit einer medizinischen Versuchsreihe namens ›Yellowstone‹ zu
tun?«
    Haderlein nickte. »Es
scheint ziemlich klar zu sein, dass die Toten irgendetwas mit diesem Medikament
und den damit verbundenen Versuchsreihen zu tun hatten. Obwohl mir noch nicht
klar ist, wie sie an das Medikament herangekommen sein sollen –«
    Lacroix unterbrach ihn.
»Herr Kommissar, gibt es noch Probanden des Experimentes, ich meine, haben im
Moment noch lebende Menschen das ›Yellowstone‹-Medikament im Blut? Eine solche
Blutprobe wäre von außerordentlicher Wichtigkeit.«
    Haderlein schaute ihn
nachdenklich an, dann antwortete er: »Es gibt noch Frau Kleinhenz auf St.
Getreu.« Er stockte und lächelte plötzlich grimmig. »Und jemanden, der
unvernünftigerweise dieses Medikament neuerdings freiwillig einnimmt.«
    »Also, meiner Meinung nach ist
im Blutbild nichts zu erkennen, außer eben dieser merkwürdigen orangenen Farbe,
meine Herren. Ich tippe noch immer auf eine neue Krankheit«, meinte
Siebenstädter trotzig.
    »Jesus Maria, diese Laien!«,
rief Lacroix in gespielter Verzweiflung aus. »Wenn Sie solch fachlich fundierte
Kenntnisse besäßen wie ich, mein lieber Siebenstädter, dann würden Sie solche
einfältigen Reden nicht schwingen.«
    Haderlein hörte sich den
Dialog erstaunt an. Da hatten sich ja zwei gesucht und gefunden.
    »Also«, hob Lacroix wieder
an, »die roten Blutkörperchen weisen definitiv eine Veränderung in Farbe und
Struktur auf. Was das für eine Veränderung ist, kann ich erst sagen, wenn ich
eine Blutprobe von einem dieser ›Yellowstone‹-Probanden untersucht habe.«
    Haderlein nickte entschlossen.
»Also gut, meine Herren Mediziner. Dann werden wir jetzt unsere Zelte hier
abbrechen und den

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