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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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lieben Kollegen Lagerfeld aufsuchen. Womöglich können wir uns
die Untersuchung sparen, wenn er diesen Pechmann dingfest gemacht hat.«
    Lagerfeld stand mit dem
arbeitslosen Hundeführer am Eingangstorbogen der Altenburg und musste zusehen,
wie ein Trupp nach dem anderen ohne Ergebnisse von seinem jeweiligen
Suchbereich zurückkam. Schließlich stand der ganze Burghof voller enttäuschter
Polizeikräfte, eingetaucht ins Licht der aufgestellten grellen Scheinwerfer.
Lagerfeld konnte es nicht fassen. Schon wieder eine vollkommene Pleite. Schon
wieder war ihm ein Verdächtiger durch die Lappen gegangen. Drei Mal hatte er
die ganze Mannschaft durch Keller, Dachböden und sonstige Räumlichkeiten der
Burg gehetzt. Vergeblich.
    Langsam ähnelte das diesem
Hütchenspiel mit drei Bechern und der kleinen Kugel, dachte Lagerfeld. Man
konnte noch so felsenfest von der Richtigkeit seiner Beobachtungen überzeugt
sein, die Kugel würde sich am Schluss todsicher in einem anderen Becher
befinden als in demjenigen, in dem man sie vermutet hatte. Lagerfeld hasste es
wie die Pest, verarscht zu werden. »Einsatzkräfte abrücken!«, rief er zutiefst
frustriert in die Runde und gab dann noch dem Hubschrauber Bescheid, der sofort
abdrehte. Blieb als einziger greifbarer Erfolg des Tages der Roller.
    Als Haderlein mit den beiden
Medizinern die Altenburg erreichte, stand ein hochgradig verunsicherter
Commissario Bernd Schmitt mit einem gelangweilten Streifenbeamten im
Burgeingang. Gerade konnten sie noch sehen, wie ein weißer Roller auf einem
Abschleppfahrzeug abtransportiert wurde. Mit Lacroix und Siebenstädter im
Schlepptau kam Haderlein auf Lagerfeld zu.
    »Sieht nicht so aus, als
hättest du den Fuchs gefangen, was?«, meinte er. »Da hat wohl wieder jemand
Hase und Igel mit der Polizei gespielt?« Mitleidig besah er sich den am Boden
zerstört wirkenden Kollegen und blickte dann gedankenverloren in die
sternenklare Bamberger Nacht.
    »Ich weiß auch nicht, was
hier los ist. Er hat sich einfach in Luft aufgelöst«, meinte Lagerfeld
verzweifelt. »Das ist doch langsam total unheimlich, oder etwa nicht? Haben die
so eine Art Tarnkappe, oder wie? Zwerge und Tarnkappen, das gab’s doch schon
mal. Sind wir hier vielleicht bei den Nibelungen gelandet? Da würde so etwas
dazu passen.« Lagerfeld war genervt. Seine Arme ruderten jetzt so wild durch
die Luft, als wollten sie seine ganze Verzweiflung in den Nachthimmel malen.
»Ich habe in die Augen dieses Pechmanns gesehen, Franz. Egal, was hier für eine
Nummer abläuft, ich glaube, die nehmen uns nicht ernst.«
    Sein älterer Kollege legte
ihm väterlich die Hand auf die Schulter. »Jetzt fahren wir erst einmal ins
Präsidium, und dann schauen wir weiter. Ich glaube, es ist Zeit für eine kurze
Zwischenanalyse. Im Moment geht mir alles viel zu sehr durcheinander.« Er
schaute sich um. »Hier gibt’s jedenfalls nichts mehr zu tun.«
    Mit diesen Worten stiegen
alle zurück in ihre Wagen und machten sich auf den Heimweg. Lagerfeld saß auf
dem Rücksitz des Streifenwagens und konnte es immer noch nicht begreifen: Wo
waren verdammt noch mal alle seine Flüchtigen hin?
    Theresa Rosenbauer sah sich
in ihrem neuen Zimmer um. Eigentlich war es sehr schön. Nur dass es keine
Fenster besaß, störte sie. Theresa Rosenbauer sah sehr gern aus dem Fenster.
Daheim hatte sie ein Zimmer im obersten Stock des Hauses ihrer Eltern am
Abtsberg bewohnt. Von dort hatte man einen wunderschönen Blick auf den Garten
und hinunter in die Bamberger Innenstadt gehabt. Das Schönste für Theresa waren
allerdings die Vögel vor ihrem Fenster gewesen. Am liebsten hätte sie den
ganzen Tag über die Vögel vor ihrem Fenster beobachtet, wie sie auf dem von ihr
aufgehängten Futterkasten herumturnten oder einfach nur neugierig gegen die
Scheibe klopften. Wenn sie ganz still stand, kamen die kleinen Federbälle so
nah, dass sie sie fast mit der Hand greifen konnte. Sie hatte ihren kleinen
Freunden auch schon Namen gegeben, und sie erkannte jeden Spatz und jede Meise
wieder, wenn er vor ihren Augen über die Fensterbank hüpfte.
    Theresa vermisste ihre
Freunde, die Sonne, das Fenster und ihre Plüschtiere daheim. Sie vermisste auch
ihre Eltern, obwohl sie das nie zugeben würde. Klar, der kleine Mann hatte ihr
einen Fernseher mit DVD -Spieler
und iPod-Anschluss in das Zimmer gestellt, aber nach zwei Tagen Dauerfernsehen
wurde das selbst ihr langweilig. Sie wollte endlich wieder raus, an die Sonne,
an die Luft. Es war

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