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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Gesichtsausdruck seines Chefs nicht ganz geheuer,
deshalb baute er lieber vor. »Bitte keine deutschen Redensarten, Chef! Ich bin
heute ziemlich geschafft«, meinte er hektisch und wollte sich schon erheben,
aber Fidibus war schneller und drückte ihn wieder in seinen Stuhl, während er
sich hinter ihn stellte. Er ging zur großen, gläsernen Frontscheibe und schaute
scheinbar abwesend hinaus, während er mit der einen Hand wieder seine geliebte
Havanna drehte.
    »Sagen Sie, Haderlein, wie gefällt Ihnen eigentlich Ihr momentanes
Leihfahrzeug?«, konnte Haderlein überrascht seinen Chef vernehmen.
    »Der Landrover? Äh, na ja, gut! Schönes Auto. Aber ich werde es
nicht mehr lange brauchen, wenn ich irgendwann ein neues –«
    Der Dienststellenleiter unterbrach ihn sofort. »Ihr buckliges
italienisches Gefährt weilt ja wohl nicht mehr unter den Lebenden, oder?«
    Haderlein hatte keine Ahnung, was die Fragerei sollte, aber Fidibus
war immerhin sein Chef. Also machte er lieber gute Miene zum bösen Spiel.
    »Äh ja. Der Abschleppwagenfahrer meinte, das wäre der totalste
Totalschaden, den er jemals gesehen hätte. Das Auto war so flach, dass ich es
zu Hause unter mein Futonbett hätte schieben können«, antwortete er.
    »Wie wäre es also, wenn Sie den Landrover einfach behalten,
Haderlein? Sie haben doch immer erzählt, dass Sie eigentlich ein Allradfahrzeug
für Ihre Berghütte in den Aschauer Alpen bräuchten. Er würde ja doch nur billig
versteigert werden. Schließlich wurde der Wagen von einem leider verstorbenen,
russischen Verbrecher gefahren. Mit Start-Stop-Automatik, um Benzin zu sparen.
So etwas Grünes will doch sowieso niemand haben.«
    Der Kriminalhauptkommissar musste laut auflachen. Das war ja eine
rührende Idee von seinem Chef, aber das edle Stück lag selbst in gebrauchtem
Zustand weit über seiner Budgetgrenze. Traurig, aber wahr.
    Fidibus drehte sich um und lächelte jetzt noch breiter. »Nun, mein
lieber Kriminalhauptkommissar, wie lange sind Sie denn nun schon bei uns,
wissen Sie das eigentlich?«
    Haderlein verzog das Gesicht und dachte nach, allerdings nicht sehr
erfolgreich. »Äh, so ungefähr –«, begann er, wurde aber von Fidibus
unterbrochen.
    »In zwei Jahren werden es exakt dreißig Jahre, mein lieber
Haderlein. Ein kleines Jubiläum. Und genau aus diesem Grunde hatte ich heute
bereits ein interessantes Gespräch mit unserem Herrn Innenminister in München.«
    Innenminister? Haderlein war beeindruckt. Wahrscheinlich machte er
dazu noch ein ziemlich einfältiges Gesicht.
    »Nun, mein lieber Haderlein, aufgrund Ihrer herausragenden
Verdienste für die bayerische Exekutive bin ich befugt, Ihnen das hier zu
überreichen.« Mit diesen Worten griff er schmunzelnd in eine
Schreibtischschublade und überreichte Haderlein einen Briefumschlag. Der
Kommissar griff zögernd nach dem Kuvert und öffnete es. Was er zu seinem größten
Erstaunen herauszog, war der Fahrzeugbrief des Freelanders.
    »Wenn Sie das hier dann noch unterschreiben möchten«, sagte Fidibus
eifrig und schob ihm zwei Dokumente hin.
    »Was ist das?«, fragte Haderlein zögernd, weil er das alles noch
immer für einen dummen Scherz hielt.
    »Nun, das ist zuerst einmal eine Überlassungserklärung, mit der Sie
uns den Restwert Ihres geplätteten Italieners überlassen.« Fidibus rollte mit
den Augen. »Der Betrag für den Schrotthaufen wird gerade mal für einen
ausgiebigen Rundgang auf der Sandkerwa reichen. Und das andere ist die
Bestätigung, dass Sie Schlüssel und Fahrzeugpapiere erhalten haben. Ihr Kollege
Huppendorfer war so freundlich, das Fahrzeug bereits auf Ihren Namen
zuzulassen. Hier sind Ihre Nummernschilder.«
    Haderlein unterschrieb wie in Trance die Papiere und nahm die
Nummernschilder entgegen: BA – FH 30.
    »Bamberg, Franz Haderlein, dreißig Jahre Dienst. Gefällt Ihnen Ihre
Nummer?«, wollte sein Dienststellenleiter lächelnd wissen.
    »Doch, ja«, rang sich der gerührte und verblüffte Franz Haderlein
einen Kommentar ab. »Verdammt noch mal. Danke, Chef«, schob er schnell noch
hinterher.
    »So, und damit Sie jetzt wieder ins Arbeitsleben zurückfinden,
Haderlein, begleiten Sie mich doch bitte noch kurz in den Knast ins
Verhörzimmer, wo dieser Brosst mit seinem Frankfurter Anwalt wartet. Es wäre
mir äußerst recht, wenn Sie bei diesem Gespräch zugegen wären.«
    Haderlein nickte und schaltete sofort wieder auf professionelles
Arbeiten um. Als sie sich auf den Weg machten, schnappte sich Haderlein

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