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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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meinte er triumphierend.
    Haderlein beachtete ihn nicht weiter, sondern ging gleich zum
nächsten Thema über, das ihn schon beschäftigte, seit ihm Huppendorfer von den
letzten Worten Rosenbauers erzählt hatte. »Da gibt’s noch ein Problem zu lösen.
Wem sagt der Begriff ›Gimli‹ etwas?«, fragte er in die Runde.
    Alle schauten ihn mehr oder weniger verständnislos an.
    »Keiner kennt also Gimli«, sagte er enttäuscht. »Oder die Minen von
–« Weiter kam er nicht.
    »Die Minen von Moria, mein lieber Haderlein. Und Gimli, das ist der
tragische Held in den Minen von Moria!« Fidibus stand in der geöffneten Glastür
seines Büros und hatte seine rechte Hand begeistert nach oben gestreckt. Seine
Zigarre, die er mit ihr umfasste, wackelte bedenklich. Dann senkte er den Arm
wieder, wurde fast schwärmerisch und sagte versonnen: »Sehr schöne Geschichte
mit Gandalf, Frodo, Gimli, den Elfen und so weiter. Apropos Elfen. Frau
Hoffmann, wenn Sie bitte kommen möchten, ich habe etwas zu diktieren.« Damit
wollte er wieder in seiner Glashütte verschwinden, doch Haderlein war zu ihm
geeilt und packte ihn hektisch am Kragen.
    »Was war das? Was haben Sie da gesagt?«
    Robert Suckfüll sah ihn erstaunt an und meinte: »Ähem, mein Kragen
scheint ja heute bei meinen Untergebenen besonders beliebt zu sein. Nun, ich
sagte, dass ich meine Elfe zum Diktat bräuchte und –«
    Wieder wurde er von Haderlein unterbrochen. »Nein, davor, das davor!«
    Fidibus schaute einen Moment entgeistert aus der Wäsche, dann sagte
er vorsichtig: »Gimli, der tragische Held in den Minen von Moria? Ein
wunderbarer Film. Ähem, Haderlein, wenn Sie jetzt so freundlich wären, endlich
meinen Kragen loszulassen?«
    Während der Hauptkommissar seine Hände zurücknahm, strich sich der
Dienststellenleiter über seinen Hemdkragen und sagte dann regelrecht väterlich:
»Sie haben wohl nie den ›Herrn der Ringe‹ gelesen, Haderlein, wie? Oder
vielleicht den Film gesehen? Ein epochales Meisterwerk. Allein die Szene in den
großen, finsteren Hallen von Moria, als Gimli, der unglückliche Zwerg, die
Gerippe seiner Vorfahren –«
    »Wie bitte, Gimli ist ein Zwerg? Jetzt reden Sie schon, Chef!«
Wieder hatte Haderlein Fidibus ungeduldig am Revers gepackt. Robert Suckfüll
war nun doch etwas genervt. Wusste sein Hauptkommissar überhaupt, wie lange
seine Frau brauchte, um das Ding zu bügeln?
    »Natürlich ist er ein Zwerg. Der wichtigste Zwerg von allen im
›Herrn der Ringe‹. Gimli, Gloins Sohn, in der Gemeinschaft der Neun. Vielleicht
sollten Sie sich entschließen, diesen grandiosen Film einmal anschauen,
Haderlein, bevor Sie mir andauernd die Textilien zerfransen, ja?« Mit spitzen
Fingern versuchte er verzweifelt, seinen Kommissar von seinem Kragen zu entfernen,
doch dessen Finger hatten sich hartnäckig in den edlen Stoff gekrallt.
    Dann ließ Haderlein schlagartig von allein los. Er hatte begriffen.
»Gimli der Zwerg«, sagte er laut in die Runde und drehte sich zu Lagerfeld um,
der gerade ein kleines Heftpflaster auf die Einstichstelle in seiner Armbeuge
geklebt bekam. Der Blutbeutel war voll.
    Triumphierend deutete der Hauptkommissar auf den edlen Blutspender.
»Du hast ihn gesehen, Bernd, am Fenster der Villa Rosenbauer. Und im Keller von
Bartosch hat er dir eine übergebraten. Es gibt ihn also wirklich. Und wir
werden ihn finden.« Haderlein rieb sich tatendurstig die Hände.
    »Ja, wen denn, von wem redest du denn eigentlich?«, fragte Lagerfeld
verwirrt.
    Haderlein wirkte wild entschlossen. Er war jetzt wesentlich zuversichtlicher
als noch vor wenigen Stunden. Die Puzzleteile fingen an, sich
ineinanderzufügen. »Mensch, Bernd, ich rede natürlich von Gimli! Gimli, unserem
geheimnisvollen Zwerg.«
    Michael Schuller übergab Manuela Rast und Ute von Heesen die
Urkunde. Riemenschneider war nun offiziell eine Bedienstete der bayerischen
Staatsmacht. Jetzt fehlte nur noch die große praktische Prüfung an einem echten
Tatort. Aber die konnte erst einmal warten, eigentlich war sie nur eine
Formsache, die im Laufe des kommenden Montages stattfinden sollte. Jetzt saßen
alle Hundeführer und sonstigen Beteiligten in Neuendettelsau in einer
Gastwirtschaft zusammen, um das Ende der Ausbildung zu begießen. Von den
Prüflingen kam allerdings allein die Riemenschneiderin in den Genuss. Nicht
ohne Stolz natürlich.
    Michael Schuller persönlich hatte sie noch einmal über den
Übungsplatz geführt. Wieder hatte sie alles gefunden. Beim zweiten Mal

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