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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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noch
schnell den Computerausdruck mit dem Bild der Blitzampel und steckte ihn ein.
Dann holte er Fidibus ein, um ihn unterwegs noch über die Existenz der
Bilddatei aufzuklären.
    *
    Anopheles die Siebte hatte sich zurück an ihren Weiher begeben und
senkrecht an ein Schilfrohr geheftet. An der Wasserkante unter ihr hatte eine
wundersame Verwandlung begonnen. Ihre Brut machte gerade ihre vierte Häutung
durch und begann sich zu verpuppen. Sie persönlich hatte vorerst genug
gestochen und gesaugt. In Kürze würden Anopheles acht bis
einhundertdreiundneunzig schlüpfen. So lange würde sie noch mit der nächsten
Mahlzeit warten und ihre Nachkommenschaft dann zum ersten Stich begleiten. Bis
dahin genoss sie die Zeit an diesem See und an ihrem Schilfrohr.
    *
    Daniel der Gesalbte war gerade in ein intensives Gespräch mit seinem
Anwalt vertieft, als Robert Suckfüll und Haderlein ins Zimmer traten.
    Sofort drehte sich der kleine, drahtige Mann in dem mattschwarz
glänzenden Anzug und mit den grau melierten Schläfen um, kam auf die beiden
Kriminalisten zu und auch gleich zur Sache. »Friedhelm Busch, ich bin der
Anwalt von Herrn Daniel Brosst. Mein Mandant möchte seine Aussage widerrufen,
sofort«, gab er in einem sehr bestimmten Tonfall zu Protokoll.
    Robert Suckfüll lächelte ihn an und sagte ebenfalls betont, aber
gelassen, er möge sich mit seinem Mandanten doch erst einmal an den Tisch
setzen, damit sie die Sache in Ruhe besprechen könnten. Widerwillig, aber
folgsam kamen die beiden dem Vorschlag nach.
    Doch kaum hatten alle Platz genommen, wiederholte Anwalt Busch seine
Forderung. »Herr Brosst wird seine Aussage widerrufen. Damit gibt es keinen
Grund mehr für eine Inhaftierung.« Fordernd hob er den Kopf und reckte das Kinn
nach vorn. Alles an ihm roch nach Elitestudium und teurer Kanzlei. Mit
Sicherheit kannte er alle Gesetze und Paragrafen auswendig, die auch nur
peripher mit seinem Mandanten und dessen Problem zu tun haben könnten,
vermutete Franz Haderlein. Doch davon ließ er sich nicht beeindrucken.
    »Wenn ich das richtig verstehe, heißt das, dass Herr Brosst keine
Lust mehr hat, seine Behauptung aufrechtzuerhalten, er hätte den Spruch ›Rettet
Babylon‹ in abgekürzter Form in St. Getreu an die Wand gesprayt?«, wollte der
Hautpkommissar leicht amüsiert wissen.
    Friedhelm Busch musterte Haderlein, nein, er scannte ihn und
speicherte jedes Pixel seiner Gesichtszüge auf dem unendlich großen Speicher
ab, der sich Juristengedächtnis nennt.
    Doch auch Fidibus hatte etwas in der Art vorzuweisen. Nur nicht so
elegant, nicht so geleckt. Dafür beherrschte der Präsidiumsleiter die große
Kunst der spontanen Destabilisierung seines Gegenübers in Perfektion. Seine
Ehefrau wusste ein Liedchen davon zu singen. Im jetzigen Fall begann er damit,
indem er langsam, aber konsequent seine Zigarre auf den Tisch schälte. Während
sich die Havanna zuerst in kleine Tabakbrösel und -kringel auflöste und dann zu
einem Minihäufchen auf der Tischplatte heranwuchs, leitete er eine leutselige
Plauderei ein.
    »Schauen Sie, Herr Busch, ich habe das gleiche Studium hinter mich
gebracht wie Sie. Aber ich bin auf der guten Seite der Macht gelandet. Eine
nette Sekretärin, viel Glas, Bier, Honigbrote, verstehen Sie?« Er drehte die
Zigarre um und nahm sich nun deren anderes Ende vor. »›Dumme Hesse, daabe
Hesse. Große Schüssel, nix zu fresse.‹ Alter Spruch von meiner Mutter aus der
Rhön«, zitierte Fidibus beiläufig, während er kontinuierlich seine Zigarre
weiterbearbeitete.
    Friedhelm Busch verstand mitnichten, worauf dieser leicht verstaubt
wirkende Dienststellenleiter hinauswollte. Auf jeden Fall war der Spruch ganz
und gar nicht hessenfreundlich, so viel hatte er verstanden. Was sollte das?
Zudem irritierte ihn diese neurotisch wirkende, sinnlose Zigarrenvernichtung.
Ein Großteil der ihm zur Verfügung stehenden Rechenleistung seines Gehirns ging
im Moment dafür drauf, diese absurden Ereignisse irgendwie miteinander zu
verdrahten.
    »Ihr Mandant hat zu Protokoll gegeben, ein sogenannter Gesalbter zu
sein und angeblich am Tag der Morde in St. Getreu anwesend gewesen zu sein.«
Haderlein schaute Daniel Brosst an, während er dessen Aussage wiederholte. »Was
davon stimmt denn nun, wenn ich fragen darf?«
    Friedhelm Busch öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber Fidibus
kam ihm zuvor. Die Lebensgeschichte Brossts war ihm durchaus geläufig. »Es ist
schon schwer, als geborener Milliardär einen Sinn im

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