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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Leben zu finden. ›Wer
nichts zu tun hat, dem macht ein Nichts zu schaffen.‹ Von Nietzsche«,
deklamierte er zigarrenschälend und lächelte Daniel Brosst dabei an, der die
Stirn runzelte, aber schwieg.
    Friedhelm Busch konnte nun endgültig nicht mehr folgen und wurde
pampig. »Was zum Teufel meinen Sie damit, Suckfüll? Was wollen Sie mit dem
ganzen Nonsens eigentlich andeuten?«
    Fidibus lächelte zufrieden. »Ich wollte gar nichts damit andeuten.
Wenn überhaupt, dann wollte Nietzsche etwas damit andeuten. Übrigens der größte
Denker, den wir Deutschen je hatten. Von ihm gibt es noch mehr Wissenswertes.
Zum Beispiel: ›Alle Menschen, die man im Vorzimmer seiner Gunst stehen lässt,
geraten in Gärung.‹ Und ich bin sicher, er hat Ermittlungsbeamte der Bamberger
Kriminalpolizei in sein Menschenbild mit eingeschlossen.« Wieder lächelte
Fidibus, diesmal allerdings Friedhelm Busch dreist ins Gesicht.
    Der Anwalt merkte so langsam, dass ihm die Situation entglitt, den
argumentativen Zusammenhang hatte er sowieso nicht begriffen. Doch bevor er
sich Gedanken über die Rückeroberung der Gesprächsführung machen konnte, ging
Haderlein in die Offensive.
    Er schaute Daniel Brosst direkt an und fragte ihn so beiläufig, als
ob er den Weg nach Strullendorf nicht wüsste: »Kennen Sie eigentlich eine
Gerlinde Rosenbauer, Herr Brosst?« Die Worte waren in einem absolut ruhigen
Tonfall geäußert worden, und doch erinnerte ihr Klang im Raum an Handschellen
und Zellengitter.
    Daniel Brosst schwieg. Sekundenlang saß er still da und schaute
Haderlein an.
    Haderlein schaute zurück und wartete auf eine Antwort seines
Gegenübers.
    Verwirrt angesichts der Situation, verlor Friedhelm Busch innerlich
die Contenance und schaute Suckfüll fragend an. Hier lief doch irgendetwas ab,
von dem er keine Ahnung hatte.
    »Da ist Ihr Mandant wohl gerade etwas sprachlos geworden, wie? Ja,
so ist das. Die stillsten Worte sind es manchmal, die den Sturm bringen«, sagte
Suckfüll.
    »Darf ich fragen, auf was genau Sie hinauswollen?«, sagte Busch nun
ärgerlich. Er war verdammt noch einmal Anwalt. Er wollte endlich wissen, was
hier für eine Nummer ablief. Doch bevor er sich noch mehr aufregen konnte, zog
Haderlein das Foto aus seiner Jackentasche und legte es dem Anwalt vor die
Nase.
    »Dies ist die Aufnahme einer stationären Blitzampel an der
Ottokirche in Bamberg. Sie ist gestern Mittag gemacht worden. Auf dem Foto und
in dem Fahrzeug ist Ihr Mandant mit einer gewissen Gerlinde Rosenbauer zu
sehen, die zu diesem besagten Zeitpunkt angeblich seit einem Tag tot gewesen
sein soll.« Haderlein ließ seine Augen nicht von denen Brossts. »Jetzt frage
ich Sie noch einmal, Herr Prophet: Kennen Sie Gerlinde Rosenbauer?«
    »Sie müssen diese Frage beantworten«, sagte der Anwalt leise zu
seinem Mandanten, doch der schwieg. Keine Gemütsregung war an ihm zu erkennen.
    »Nun, ich glaube, es ist ziemlich offensichtlich, was hier gelaufen
ist«, meinte Fidibus, dessen Havanna sich inzwischen auf Trinkhalmdurchmesser
reduziert hatte. »Unser lieber Prediger hier hat bei seinen
Weltuntergangsszenarien ein bisschen die Geduld verloren. Hat sich in etwas
hineinziehen lassen, indem er das Ende der Menschheit verkündet hat. Also kam
ihm eine kleine Affäre mit der Frau eines sich in Geldnöten befindenden
Medikamentenherstellers gerade recht, um bei einem Katastrophenszenarium ein
bisschen nachzuhelfen. Er hat die Medikamente unter das Volk gebracht, in dem
Wissen, dass er damit grausame Todesfälle erzeugen würde. Nach seiner Theorie
die Vorboten der Apokalypse. So etwas wirkt auf den Kleingläubigen auf der
Straße unheimlich überzeugend, oder?«
    Erst jetzt regte sich in Daniel Brosst Leben. Er drehte den Kopf zu
Robert Suckfüll und starrte ihn hasserfüllt an. Alles Sanfte und Gelassene war
von ihm gewichen. In geduckter und angriffslustiger Haltung loderte aus seinen
Augen blanker Hass. »Sie sind ja völlig verrückt, total irre. Ich bin der
Gesalbte! So können Sie nicht mit mir reden! Sie glauben doch wohl nicht
ernsthaft, dass Sie mich mit einer derartig absurden Behauptung belangen
können?«, schrie er außer sich. Sein Anwalt musste ihn mit Gewalt auf seinen
Stuhl niederdrücken, um Schlimmeres zu unterbinden. Von der Fassade eines
gottgesandten, mitfühlenden Propheten waren nur noch Rauch und Asche übrig. »Ihr
verdammten, ungläubigen Schweine, ich will hier raus!«, rief er, und Friedhelm
Busch musste wieder all seine Kräfte

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