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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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natürlich den
längeren Director’s Cut zugelegt. Die Fanatikerfassung.
    Jetzt stolperten Elfen, Hobbits und sonstige Kreaturen bereits über
zwei Stunden durch diesen Film. Eigentlich wollte Haderlein schon längst
schlafen. Immerhin konnte er inzwischen Gimli, den Zwerg, einordnen. Gerade
waren die Gefährten aufgebrochen, um den Weg durch die Minen von Moria zu
nehmen. Jetzt wurde es langsam interessant. Haderlein spulte vor.
    Aha, da standen alle vor irgendeinem verschlossenen Tor und mussten
einen schlauen Elfenspruch aufsagen, damit dieses Sesam-öffne-dich auch in
ihrem Sinne reagierte. Und tatsächlich, es klappte. Die Helden traten ins Innere
des Berges, womit die berühmte Geschichte der Gefährten in den alten
Zwergenminen von Moria begann. Haderlein sah die Verzweiflung und Gefahr, den
Kampf mit dem Troll, das Zerbrechen der Brücke und den tiefen Fall von Gandalf,
dem Grauen. Als die Helden des Filmes endlich den Berg auf der anderen Seite in
tiefer Trauer und Hoffnungslosigkeit verließen, war auch Kriminalhauptkommissar
Franz Haderlein endlich gefangen von der phantastischen Geschichte. Allerdings
noch mehr von den Schlüssen, die er aus dem Film zog. Jetzt war ihm alles klar.
Jetzt wusste er, was der sterbende Christian Rosenbauer hatte sagen wollen, als
er auf den »Herrn der Ringe« verwies.
    Auf jeden Fall brauchte es nun andere Mittel als die bisher
eingesetzten. Haderlein holte das Handy vom Nachttisch und tippte eine kurze SMS an seine Manuela. »Bitte morgen
sobald als möglich zurückkommen. Wir brauchen Riemenschneider hier. Ich brauch
dich natürlich auch. Kuss, der Sheriff.«
    Dann legte sich Franz Haderlein zurück in seine Kissen und begann zu
denken.
    Der alternde Zwerg namens Gimli hatte seine Wurfübungen beendet und
saß grübelnd auf seinem Bett. Die fast schon historische Glühlampe der
ehemaligen Stollenbeleuchtung tauchte den Raum, den er nun schon so lange Zeit
bewohnte, in ein gelbliches Licht. Eigentlich war Gimli müde und hätte schlafen
wollen. Wahrscheinlich war es draußen schon dunkel. Hier unten richtete man
seinen Lebensrhythmus nach anderen Dingen aus. Seit einem Jahr zum Beispiel
lebte er nur noch nach dem Arbeitstag der Fabrik. Er bestimmte seinen
Tagesablauf. Gimli musste Sachen holen, Sachen bringen, Sachen verschwinden
lassen. So hatte er immer etwas zu tun. Ihn störte nur, dass er die Arbeiter
nicht verstehen konnte. Eine völlig fremdartige Sprache und Schrift. Wenn sie redeten,
hörte sich das in seinen Ohren wie Entengeschnatter an. Egal. Seine Anweisungen
bekam er sowieso nur vom Bärtigen oder von Pechmann. Allerdings auch die
Schläge. Die vor allem vom Bärtigen. Der war ein richtiger Sadist. Er redete
nicht viel, aber es reichte eine kleine Unachtsamkeit, und schon hatte der
einen am Wickel. Selten ging das ohne größere Schmerzen und blaue Flecken ab.
Gimlis Blick verdüsterte sich, als er an den Bärtigen dachte. Die einzigen
Menschen, die er mochte, waren die Rosenbauers und ihre kleine Tochter. Vor
allem Theresa hatte es ihm angetan. Seit vielen Jahren war er das erste Mal
wieder auf jemanden getroffen, der ihn nicht schlug, auslachte oder anschrie.
Heute hatte ihn Theresa sogar umarmt. Ein warmes Gefühl durchströmte seine
misshandelte Seele. Überhaupt, er setzte sich auf, er hatte Theresa ja
versprochen, heute noch einmal vorbeizukommen. Flugs sprang er von seiner
Bettkante hinunter und griff nach seinem grauen Mäntelchen. Sein schiefer Mund
verzog sich zu einem Lächeln, auch wenn ein Außenstehender die Grimasse nie und
nimmer so gedeutet hätte.
    Lagerfeld legte zum wiederholten Male die Hand Egberts von seinem
Unterschenkel auf das Knie ihres Besitzers zurück. Er versuchte es erneut.
»Egbert, hör doch einfach einmal zu. Dein Meister sitzt in einer Zelle im
Knast, verstehst du? Wenn du meine Fragen nicht beantwortest, dann kann das für
eure Gemeinschaft hier das Aus bedeuten.« Ein gewichtiges Argument, das es
endlich schaffte, in das Innere von Egberts Bewusstsein zu dringen.
    Sein Blick wurde eine Spur weltlicher, und er sprang auf. »Dann
komm, mein Kind, und geh ein Stück mit mir. Ich werde versuchen zu finden, was
du suchst.« Er streckte Lagerfeld seine Hand entgegen und lächelte. »Lass uns
zusammen wandeln, es ist so eine herrliche Nacht.«
    Lagerfeld starrte die Hand an und zögerte einen Moment. Aber er war
ein Kriminalbeamter, ein Profi. Es gab Situationen in seinem Dienstalltag, die
musste man einfach durchstehen. Er kam

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