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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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seine
Unwissenheit zu, was ihm sichtlich schwerfiel.
    Lacroix grinste. Eine Gelegenheit, Siebenstädter zu belehren,
köstlich! Dann wurde er wieder ernst. »Kälteagglutinine sind Antikörper des
Blutes, die die roten Blutkörperchen bei niedrigen Temperaturen verklumpen. In
der Folge dieser Reaktion können die roten Blutkörperchen sogar zerstört
werden. Da sich die Kälteagglutinine im Prinzip gegen die eigenen
Blutkörperchen richten können, nennt man sie manchmal auch Autoantikörper.
Verstanden?«
    Siebenstädter blickte betont gelangweilt, obwohl in ihm ein Aufruhr
stattfand. Was wollte Lacroix mit diesen Dingern? »Verstanden wohl, aber was
soll’s mir sagen, Lacroix?«, näselte er.
    Doch der Schweizer war erst am Anfang seiner Ausführungen.
»Agglutinine führen zu Verstopfungen der kleinen Blutgefäße in den
Körperspitzen bei Kälteeinwirkung. Die Körperspitzen, die mitunter auch als
Akren bezeichnet werden, erwischt es deswegen, weil dort die Körpertemperatur
gewöhnlich am niedrigsten ist. Also Finger, Zehen, Nase, Ohren und so weiter.
Oft kommt es zu einer sogenannten Hämoglobinurie, was nichts anderes ist als
ein rötlich verfärbter Harn. Dies passiert dann, wenn nicht nur das Blut
verklumpt, sondern auch die roten Blutkörperchen zerstört werden. Dann kann der
frei werdende rote Blutfarbstoff über die Niere in den Harn gelangen. So, und
jetzt kommt’s. Da beim Abbau der roten Blutkörperchen der Farbstoff Bilirubin
entsteht, kann dieser im Blut und den körpereigenen Flüssigkeiten ansteigen und
zu einer Orangefärbung führen. Die ist dann besonders an der normalerweise
weißen Lederhaut der Augen zu sehen. Alles kapiert?« Lacroix schaute
Siebenstädter an.
    »So ungefähr«, meinte dieser. »Allerdings verstehe ich nicht, was
das mit unseren Leichen zu tun haben soll.«
    Lacroix lächelte wieder. Das war jetzt seine Show. Aber er hatte sie
sich verdient, war ja auch knifflig gewesen. »Nun, mein lieber Siebenstädter,
was ich hier an diesem Blut feststellen konnte, ist Folgendes: Die roten
Blutkörperchen unseres Toten sind voll mit diesen Agglutininen. Die weisen fast
den hundertfachen Wert dessen auf, was man normalerweise messen kann.
Allerdings ist das bisher nicht aufgefallen, weil kein Mensch danach suchen
würde. So. Aber der Fakt allein würde noch keine Erklärung liefern. Deswegen
habe ich versucht herauszufinden, was diese Veränderung der roten Blutköperchen
so Sensationelles bewirkt. Schließlich wollen wir doch wissen, warum der Effekt
›Yellowstone‹ so wertvoll macht, nicht wahr?«
    Siebenstädter nickte, wusste aber noch immer nicht, worauf Lacroix
hinauswollte. Deswegen hielt er lieber den Mund.
    »Was meine fleißigen, kleinen Rechenprogramme nun herausgefunden
haben, ist nichts anderes, als dass diese veränderten Blutkörperchen ungefähr
die doppelte Menge an Sauerstoff aufnehmen können wie normal. Die
Kälteagglutinine verklumpen also in diesem speziellen Fall nicht das Blut,
sondern erhöhen die Speicherfähigkeit des Hämoglobins. Phantastisch, oder?«
Lacroix war sichtlich stolz auf seine Erkenntnisse.
    Siebenstädter konnte zwar den wissenschaftlichen Ausführungen seines
Kollegen folgen, aber Rückschlüsse bezüglich der Todesursache und der
Wertigkeit von »Yellowstone« wollten sich bei ihm partout nicht einstellen.
    Lacroix bemerkte die Ratlosigkeit seines Gegenübers und klärte ihn weiter
auf.
    »Schauen Sie, Siebenstädter, es ist doch ganz einfach. Dieses Blut
kann ungefähr so viel Sauerstoff speichern wie ein Mensch, wenn er seit seiner
Geburt permanent auf achttausend Meter Höhe leben würde. Ein Einsiedler auf dem
Mount Everest. Interessanterweise reagieren die Antikörper auch nicht mal mehr
auf Kälte. Eigentlich ideal für ein Leben auf dem Everest«, lachte Lacroix.
    Siebenstädter verstand nun gar nichts mehr. Warum sollte jemand auf
dem höchsten Berg der Erde wohnen wollen? Um ein Café für Extrembergsteiger
aufzumachen? Seine Verständnislosigkeit konnte man ihm überdeutlich ansehen.
    Lacroix wurde langsam ungeduldig. »Jetzt kapieren Sie doch endlich,
Siebenstädter, die Wirkung dieses Medikaments ist für die Behandlung von Demenz
nur mäßig interessant. Regelrecht sensationell ist dieser Effekt aber für eine
ganz andere Zielgruppe: für Hochleistungssportler.«
    Auf Siebenstädters Gesicht zeichnete sich Erkenntnis ab.
»Leistungssteigerung!«, brach es aus ihm heraus. »Die haben bei Bartosch durch
Zufall das ultimative

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