Blutfeuer
erging es nicht viel besser, allerdings versperrten hier nicht
vier, sondern acht Fässer den Stollen. Auch sie liefen trotz aller Vorsicht in
die raffiniert installierte Lichtschranke und schafften es in letzter Sekunde,
durch die enge Öffnung in den Keller zu flüchten. Sie rannten noch den Flur im
Haus Richtung Haupteingang entlang, als hinter ihnen der Aufzugschacht in einer
gewaltigen Explosion zerbarst. Völlig verstaubt, hustend und keuchend
erreichten sie die frische Luft in der Lorbersgasse. Erst als der alte
Ziegelbau der Firma Bartosch immer größere Risse bekam und sich von ihnen weg
talabwärts neigte, realisierten sie, was sie für ein großes Glück gehabt
hatten. In einer pompösen Orgie aus Dreckverpuffungen und urweltlichem Gerumpel
fiel der stattliche Bau zu einem einzigen großen Schuttberg zusammen. Die
Männer des SEK standen noch immer
verdattert davor, als ihre Kollegen von der Villa Rosenbauer eintrafen. Deren
Gruppenleiter besah sich kurz das Desaster und versuchte dann mehrmals, mit
seinem Chef Kurt Motschenbacher Kontakt aufzunehmen. Doch das Funkgerät blieb
stumm. So schnell sie konnten, bestiegen sie ihre Kleinbusse und machten sich
auf den Weg hinauf zur Altenburg.
Gimli zog Gerlinde
Rosenbauer hinter sich her, die wiederum Theresa an der Hand hatte. Nach zehn
Metern bog der Zwerg scharf und rechtwinklig nach rechts um die Ecke. In einer
unscheinbaren Nische des Sandsteins war eine alte, vergammelte Holztür
verborgen. Aus seinem Rucksack zog Gimli eine seiner langstieligen Äxte heraus
und setzte sie an dem alten Riegel der Tür an. Schaudernd bemerkte Gerlinde
Rosenbauer, dass die fränkische »Franziska« von oben bis unten mit Blut
beschmiert war. Mit einem Knirschen hebelte der Zwerg den Riegel aus dem alten
Holz, dann hinderte er mit einer geschickten Bewegung der Axt das Eisenteil am
Herunterfallen und öffnete die Tür. Gimli winkte ihnen heftig, und sie krochen
in die Nische, die sich dahinter auftat. Gimli schloss die Tür, legte den
Finger auf seine wulstigen Lippen und löschte die Flamme der Grubenlampe.
Gerlinde war die Dunkelheit sogar lieb. In den wenigen Sekunden, in denen die
Lampe hier drinnen noch ihr rußiges Licht gespendet hatte, hatte sie einen
Haufen von alten Skelettknochen erkannt. Die Kammer war voll von alten
Gebeinen.
Von draußen war jetzt nichts
mehr zu hören. Es herrschte eine zum Zerreißen angespannte Stille.
Der Bärtige kroch hoch
konzentriert um die Ecke. Links von ihm befand sich eine kleine Nische mit einer
Holztür. Fast wollte er sie schon öffnen, als der schmale Kegel seiner Lampe
weiter vorn irgendetwas auf dem Boden des Ganges streifte. Er erhob sich und
schlich lautlos näher. Als er nur noch wenige Meter entfernt war, richtete er
sich auf und ging das letzte Stück fast aufrecht. Seine Finger schlossen sich
enger um den Griff seiner Halbautomatik. Vor ihm hatte jemand ein ziemlich
übles Blutbad angerichtet, und er musste nicht lange rätseln, wer für die
Sauerei verantwortlich war. Er kannte nur einen Menschen, der mit einer Wurfaxt
dermaßen virtuos umgehen konnte.
»Gimli, du verfluchter
Zwerg«, zischte er zwischen zusammengepressten Lippen hindurch. Aber jetzt
saßen die drei in der Falle. Sie mussten sich vor ihm befinden, und der Ausgang
zur Altenburg war verbarrikadiert. Es war an der Zeit, die Flucht des Trios zu
beenden. Der Bärtige lief weiter den Gang Richtung Altenburg hinauf.
Kurt Motschenbacher ging
seinen Männern voraus durch die aufgesprengte Öffnung. Auf der anderen Seite
des Loches war eine Eisenleiter in den Sandstein eingemörtelt. Er winkte den
anderen zu und stieg selbst als Erster die Leiter in einen engen Schacht
hinunter. Er zählte achtzig Stufen, bevor er mit seinem Stiefel wieder auf
festen Boden trat. Als er um sich leuchtete, erkannte er, dass er sich in einer
großen Sandsteinkammer mit einem Durchmesser von circa sechs Metern befand. Der
Sandstein glitzerte im Licht seiner Lampe, als habe jemand Tausende von kleinen
Leuchtdioden installiert. Um ihn herum lagen verstreute Sandsteinbrocken, die
von der Sprengung heruntergefallen waren, und vor ihm ein dunkler Gang, der
schräg nach unten führte. Motschenbacher winkte seinen Männern, ihm zu folgen,
und ging in die Katakomben voraus. Nach wenigen Metern öffneten sich rechts und
links des Ganges mittelgroße Nebenkammern, in denen zu Motschenbachers großem
Erstaunen große blaue Plastikfässer standen. Misstrauisch beäugte er die beiden
Nischen
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