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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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drallen Schwester zu, die schräg vor ihm hinter der Informationstheke
stand. Wenn hier die Empfangsglocke eines Hotels existiert hätte, hätte
Haderlein in diesem Moment wohl mit größter Freude draufgehauen. Nein,
irgendwie lief das hier gar nicht nach dem klassischen Vorgehenshandbuch der
Kriminalpolizei ab. Lagerfeld schüttelte verstört den Kopf.
    »Hallo, Schwester!«, rief Haderlein fast schon anzüglich der weiß
gekleideten Matrone zu, die sich umgehend mehr oder weniger drohend auf ihn
zubewegte.
    Ihre Augen und ihr Gang sendeten eine eindeutige Botschaft aus: Noch
so ein Spruch, Bürschchen, und ich mache dich zu einem Kandidaten für unsere
Intensivstation.
    Katastrophen-Müller und Lagerfeld hielten die Luft an. Das konnte
nur in einem totalen Unglück enden.
    Jetzt hatte das Krampfadergeschwader auch noch Riemenschneider
entdeckt. »Verschwinden Sie mit Ihrem Schwein sofort aus meiner Klinik!«,
schleuderte sie Haderlein angriffslustig ins Gesicht.
    Katastrophen-Müller zuckte zusammen, und Lagerfeld wich
sicherheitshalber einen Schritt zurück. Nur Haderlein blieb unbeeindruckt, was
bewundernswert war, da die Kampfmaschine in Weiß fast genauso groß wie der
Kriminalhauptkommissar war, aber bestimmt doppelt so schwer. Mutmaßlich ein
Viertel ihres Kampfgewichtes steckte allein in ihrem Büstenhalter der Größe Zirkuszelt.
Wenn so jemand erst einmal in Schwung kam, tat man besser daran, dessen
Wirkungsbereich flugs zu verlassen, wenn man nicht als Fettschmiere auf dem
Klinikboden enden wollte, dachte sich Lagerfeld und hielt vorsorglich nach
möglichen Fluchtwegen Ausschau.
    »Kriminalpolizei Bamberg«, sagte Haderlein laut und deutlich und
hielt der weißen Granate seine Marke vor das aufgedunsene Konterfei. Jedoch mit
wenig einschüchterndem Effekt. Eher das Gegenteil war der Fall.
    »So, aha, die Bolizei. Des is mir fei scheißegal!«, trompetete sie
dem Kommissar mitten ins Gesicht, und ihre Zirkuszeltfüllung wackelte ihm über
die Theke entgegen. Der rote Farbton ihres Gesichtes wurde noch einen Tick
intensiver, dann holte sie tief Luft, und der BH knackte in allen Nähten. »Und wenn Sie vom Ef Bi Ei sin, a Sau had in am
Grangenhaus nix verlorn. Hasd du mich verstanna, du Griminaler?« Wütend blickte
sie von einem zum anderen.
    Sichtlich beeindruckt von der Darbietung, versteckte sich
Katastrophen-Müller vorsorglich hinter Lagerfeld. Der war mittlerweile nicht
mal mehr sicher, ob seine »Yellowstone«-Gedoptheit ausreichen würde, dieses
Monster im Ernstfall aufzuhalten.
    Nur Haderlein tat weiterhin so, als ob alles in schönster Ordnung
sei. Er versuchte es weiter mit dienstlicher Konversation. »Könnten Sie bitte
Herrn Waldmüller etwas ausrichten, gute Frau?«, fragte er mit möglichst
unschuldigem Augenaufschlag.
    Die weiße Kampfkugel war kurz vor dem Platzen. Nur noch mühsam
konnte sie sich beherrschen. »Wissen Sie, was der Dogder mid Ihna machd, Sie
Bolizisd, Sie? Der schmeißt Sie fei hochkand naus mit dera Sau da. Nur damid
des fei amal glar is!« Triumphierend schaute sie sich um. Jeder im
Eingangsbereich, dem Ohren zum Hören gewachsen waren, hatte sich nun umgedreht
und verfolgte das spektakuläre Schauspiel mit.
    Doch Haderlein blieb cool und rief nun, sodass es jeder hören
konnte: »Könnten Sie Herrn Waldmüller und Herrn Eichberg bitte ausrichten, Herr
Kriminalkommissar Haderlein ist hier, um sie zu verhaften? Ginge das? Das wäre
sehr nett, danke!« Damit schaute er ihr tief in die feisten Äuglein. Das hatte
gewirkt. Endlich begriff sie, dass sich hier gerade etwas sehr Unerfreuliches
für ihr Klinikum ereignete.
    »Verhaften?«, wiederholte sie, immer noch laut trompetend, doch
immerhin schon etwas verunsichert. Verstört griff sie zum Telefonhörer und
wählte die Nummer von Waldmüllers Apparat. Noch bevor sie jemanden erreichen
konnte, sah man draußen zwei Männer in weißen Arztkitteln durch die Blumenbeete
rennen. Völlig verblüfft legte das ehemals so dominante Empfangsschwesterchen
den Hörer wieder auf den angestammten Platz und sah ihrem Chef zu, wie er
draußen um die Ecke flüchtete.
    »Hierbleiben!«, rief Haderlein streng, als er bemerkte, dass
Lagerfeld Anstalten machte, die Verfolgung aufzunehmen. »Vielen Dank für Ihre
Hilfe«, verabschiedete sich Haderlein von der jetzt friedlichen Kampfkugel und
verließ mit seinen Anhängseln umgehend eine völlig verdatterte
Krankenhausbelegschaft.
    Draußen setzte er Riemenschneider auf den Boden und sagte

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