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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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und deren ungewöhnlichen Inhalt. Seine Erfahrung drängte ihn, wieder
umzukehren und einen anderen Weg zu suchen, aber dazu fehlte ihm die Zeit. Er
musste die Lage sondieren und riskieren, auf Schwierigkeiten zu stoßen. Also
los.
    Als er an den Nebenkammern
vorbeigehen wollte, flammte an der Decke über ihm plötzlich in einem kleinen
Kästchen ein Display auf, und rote Ziffern begannen von dreißig an im
Sekundentakt rückwärts zu blinken. Motschenbacher erstarrte. Die Fässer waren
Sprengladungen! In dreißig Sekunden würden er und seine Männer niemals den
Rückweg die Eisenleiter hinauf in die Burganlage schaffen. Kalte Panik kroch in
ihm hoch. Sie hatten nur eine Chance. Sie mussten so schnell und so weit wie
möglich in den Tunnel hineinlaufen.
    »Mir nach! Schnell!«, rief
er. Gebückt rannten sie den schiefen Stollen hinunter. Motschenbacher hatte
keine Ahnung, welche Strecke sie zurückgelegt hatten, als hinter ihnen der
dumpfe Knall einer Explosion ertönte. Eine Sekunde später traf sie eine
Druckwelle aus feinen Sandsplittern. Die Männer vom SEK wurden von den Füßen gehoben und mit brutaler Gewalt in
die Tiefe des Stollens geschleudert.
    Noch Monate später würde
sich den Bambergern ein Bild der Zerstörung bieten. Die Burgmauer der Altenburg
über dem Stollen wurde samt angrenzendem Wehrturm völlig zerstört, sodass eine
gigantische Lücke von über zwanzig Metern in der alten Befestigungsanlage
entstand. Von einem Eingang, der einmal an dieser Stelle nach unten in eine
geheime Katakombe geführt hatte, war weit und breit nichts mehr zu sehen.
    Der Bärtige wusste, dass er
nicht mehr weit von der Altenburg entfernt sein konnte, als plötzlich das
Grollen einer gigantischen Explosion durch das unterirdische Gewölbe rollte. Er
wusste, was das bedeutete. Sofort warf er sich auf den Boden und bedeckte den
Kopf mit seinen Händen, als die Staubwolke über ihn hinwegfegte und an seinem
Oberkörper zerrte. Wenige Momente später war der Spuk vorbei. Als sich der
Staub lichtete, richtete er sich auf und klopfte den Dreck aus den Kleidern. Er
ging weiter Richtung Altenburg, aber hundert Meter weiter war Schluss. Der
Tunnel war eingestürzt, der weiche Keupersandstein hatte dem gewaltigen
Explosionsdruck nichts entgegenzusetzen gehabt, der Ausgang war versperrt.
Gimli und seine Begleiterinnen mussten also erledigt sein, unter Tonnen von
Sandstein begraben. Sehr gut, dann konnte sich der Bärtige endlich wieder
seiner nicht mehr allzu fernen Abreise widmen. Er ging den Weg zurück, den er
gekommen war.
    Die Welle der Explosion
raste gerade durch das Gestein, als das Licht in der Fabrik erlosch. Der
Eingang zum Bartosch-Keller war in die Luft geflogen. Pech für die Bullen,
dachte Leonhard Pechmann grimmig. Wenig später vernahm er das Wummern des
Notstromaggregats eine Etage tiefer, und die blaue Notbeleuchtung sprang an,
deren Schein mehr als dürftig war. Egal. Das Licht würde reichen, um die jetzt
verpackte Ladung zum Ausgang HH zu
schaffen. Alle Säcke waren bereits auf kleine Bollerwagen verteilt, die jeweils
von zwei Mann gezogen werden mussten. Alle Wagen würden insgesamt zweimal
Ladung transportieren. Pechmann schaute auf die Uhr und lächelte. Ja, das würde
locker reichen, das Zeitfenster war mehr als großzügig. Sie hatten noch eine
gute Stunde, bis der Lastwagen am Ausgang HH eintreffen würde. Er gab den Chinesen ein Zeichen, und die kleinen Wagen
setzten sich in Bewegung.
    Mehrere Minuten waren
vergangen, seit sie die Anwesenheit des Bärtigen draußen im Gang gespürt hatte,
als Gerlinde plötzlich neben sich ein Geräusch beim Knochenhaufen hörte. Der
Zwerg bewegte sich. Kurz darauf erklang das leise Quietschen der Holztür. Gimli
war hinausgegangen. Endlose Sekunden herrschte Stille, dann kam er wieder
zurück und entzündete die Grubenlampe mit einem Streichholz.
    »Weg«, sagte er und winkte.
Theresa stieß einen leisen Schrei aus, als sie sah, worauf sie die ganze Zeit
gesessen hatte, riss sich aus den Armen ihrer Mutter los und flüchtete nach
draußen. Das Entsetzen über die Knochen war ihr ins Gesicht geschrieben. Im
gleichen Moment gab es eine fürchterliche Erschütterung, und das ferne Grollen
einer Explosion war zu hören. Kleine Sandsteinbröckchen lösten sich von den
Wänden und fielen zu Boden. Dann kehrte wieder Ruhe ein.
    Theresa, die völlig
aufgelöst im Stollen stand, drehte sich verängstigt zu ihrer Mutter um.
»Mama?«, konnte sie noch rufen, bevor sie eine

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