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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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durch diese Stollen, und die Rosenbauer ist auch auf
der Flucht. Wenn die es nach oben schafft und quatscht, sind wir am Arsch. In
meinen Ohren hört sich das nicht gerade nach einem perfekt verlaufenden Plan
an, oder? Warum soll dann ausgerechnet ich mich beeilen?« Keuchend wischte er
sich mit dem Ärmel seiner weißen Jacke den Schweiß aus der Stirn.
    Waldmüller betrachtete ihn
mit einer Mischung aus Wut und Abscheu. Warum hatte man bei so einem
hochriskanten Unternehmen überhaupt solche Speichellecker wie Eichberg dabei?
Maden wie er trieb doch nur die Gier, der leichte Erfolg. Sobald es ernst
wurde, wollten sie sich am liebsten in ein Loch verkriechen und vor sich hin
wimmern. Waldmüller spuckte verächtlich vor ihm auf den Boden. Am liebsten
hätte er ihm die große Taschenlampe einmal über den Scheitel gezogen. So eine
Memme! »Die Bullen wissen doch gar nicht, wie sie hier hereinkommen sollen,
Eichberg. Die stehen noch in St. Getreu und verhören die Kleinhenz. Und die
Rosenbauer mit ihrem Zwerg wird den Chinesen früher oder später in die Arme
laufen. Oder dem Bärtigen.« Er lächelte düster bei diesem Gedanken. »Sie wird
das Licht der Sonne nie wiedersehen, Eichberg, das ist mal sicher. Und jetzt
weiter, das hier ist schließlich kein Picknick!« Ungeduldig stieß er dem
Brillenträger den Ellenbogen in die Seite.
    Haderlein wartete mit
Riemenschneider an der Leine am Fuß der Treppe auf die anderen Mitstreiter.
Herbert Müller war in seinem Element und sichtete die verschiedenen Gänge, die
vom Fuße der Treppe abzweigten, auf ihre Beschaffenheit hin.
    Lagerfeld kam diese Umgebung
dagegen ziemlich spanisch vor. Nicht, dass er direkt unter Platzangst litt,
aber auch in Telefonzellen hielt er sich nur so lange wie nötig auf. Höhlen
konnte er sowieso nichts abgewinnen. Zu kalt, zu eng und, bis vor Kurzem, zu
wenig Zigarettenautomaten. Riemenschneider zog bereits mit aller Macht in den
Gang, der nach links abzweigte. Es war der niedrigste von allen und derjenige,
der als Einziger nicht mit Spritzbeton gesichert war.
    »Kann es sein, dass sich die
Riemenschneiderin auch einmal irrt«, murrte Lagerfeld, obwohl er die Antwort
schon kannte. »Der Gang da in der Mitte und der rechte da sehen weitaus
gepflegter aus. Könnten wir nicht lieber dort suchen?« Der Kommissar hatte sein
Anliegen im hochdeutschen Idiom formuliert, um seine Chancen zu erhöhen, doch
in diesem Fall brachte es ihm nur ein Stirnrunzeln Haderleins und einen
abfälligen Blick von Herbert Müller ein.
    »Nun gut, es ist so weit.
Taschenlampen raus und Waffen entsichern«, sagte Haderlein leise und
konzentriert. Er selbst hatte sich eine Stirnlampe aufgesetzt. Mit der linken
Hand hielt er die Leine Riemenschneiders, mit der rechten die entsicherte
Dienstwaffe.
    »Müller, Sie bleiben bei
mir, und Lagerfeld, du hältst die Augen nach hinten offen, verstanden?« Dann
ließ er sich von Riemenschneider führen, die mit eminentem Vorwärtsdrang in die
linksseitige Katakombe zerrte. Katastrophen-Müller lief neben dem Schwein her
und leuchtete voraus. Schon bald verzweigte sich der Gang, und andere Stollen
führten nach rechts oder links, unten oder oben. Der Weg, dem das Ferkel
folgte, führte in leichten Kurven nach unten, immer tiefer in den Berg hinein.
Haderlein hielt konsequent die Geschwindigkeit, mehrmals musste er
Riemenschneiders Drang nach vorn drosseln. Sie folgte einer Spur und hatte das
Ziel fest im Visier. Lieber mit Weile eilen als unbedarft in eine Falle tappen,
kalkulierte Haderlein.
    Sie hatten bereits die
dritte Mehrfachkreuzung passiert, als der Gang für einen kurzen Moment etwas
anstieg und durch eine kleine Halle führte. Der Boden war mit großen
Kalksteinplatten ausgelegt, nahe den Wänden standen alte, verrostete Maschinen.
An der Decke konnte man noch die Keramikbuchsen für Stromleitungen erkennen,
durch die Decke führten alte Kabel hinaus ins Irgendwo. Lagerfeld betätigte
einen Lichtschalter, doch es tat sich nichts. In der Dunkelheit tanzten die
Lichtkegel der Taschenlampen weiterhin suchend über die alten
Produktionsstätten.
    »Das hier stammt noch aus
dem Ersten Weltkrieg«, erklärte Katastrophen-Müller, während seine Hände fast
zärtlich über das verrostete Metall strichen. »Ganze Industrieanlagen wurden in
dieser Zeit unter die Erde verlegt. Aber diese hier habe ich noch nie gesehen.
Schau an, es gibt also doch noch weiße Flecken in den Bamberger Bergen.« Er
lächelte versonnen, als Haderlein ihn

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