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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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dreckige Wolke erfasste und
mitriss. Sekunden später war nur noch Staub zu sehen.
    »Theresa!«, schrie Gerlinde
Rosenbauer auf. Sie wollte ihrer Tochter hinterherrennen, doch Gimli hielt sie
mit eisernem Griff zurück.
    »Gimli holen«, sagte der
Zwerg. »Warten.« Dann stapfte er in das vom Explosionsdreck vernebelte
Ungewisse des Ganges.
    Gerlinde Rosenbauer sank in
einer Nische in sich zusammen. Allmählich wurde ihr die nervliche Belastung zu
viel. Stille Tränen der Hoffnungslosigkeit liefen ihr über das Gesicht, doch
sofort lehnte sie sich wieder gegen den inneren Schweinehund auf. Nein, noch
würde sie nicht aufgeben. Gimli würde Theresa zurückbringen, und sie würden
einen Weg aus diesem Loch hier finden. Dann würde alles anders werden, und sie
würde ein neues Leben mit ihrer Tochter beginnen. Mit ihrem Hemdsärmel wischte
sie die Spuren ihrer Verzweiflung aus dem Gesicht und schlug dann wütend mit
ihrem Prügel gegen den Sandstein. Sie musste sich zusammenreißen, schon um
Theresas willen. Aber von ihrer Tochter und dem Zwerg war nichts zu sehen. Die
Explosionswelle schien Theresa ein ganzes Stück weiter mitgerissen zu haben,
als Gerlinde gedacht hatte. Sie zählte die Sekunden, als sie plötzlich ein
leises Geräusch aus dem Gang vernahm. Irgendwer kam den Berg herunter auf sie
zu. Aber Theresa war doch in die andere Richtung mitgerissen worden? Ihre
Magengrube zog sich zusammen. Sie packte ihren Prügel fester, als Gimli mit der
hustenden Theresa an der Hand im Nebel der anderen Gangseite auftauchte.
Gerlinde Rosenbauer legte ihren Finger auf die Lippen, doch Theresa konnte
nicht an sich halten. »Mama, Mama!«, rief sie laut.
    »Wir müssen hier weg«,
zischte sie Gimli zu und deutete zurück in die Knochenkammer. Sie schob den
Zwerg durch die Holztür, der sie verzweifelt anblickte.
    »Nicht gut«, schnarrte er,
»Nicht gut.«
    »Das ist mir egal«, gab sie
leise zurück. »Aber wir können nicht wieder zurück. Da kommt jemand.«
    Gimli schaute sie immer noch
unentschlossen an, dann konnten sie schnelle Schritte hören. Eine panische
Angst befiel Gerlinde Rosenbauer, und sie schrie: »Kommt!« Alle drei stürzten
zurück in die Kammer, Gerlinde Rosenbauer blockierte die Holztür mit einem
Knochen.
    »Nicht gut. Nicht gut«,
sagte der Zwerg noch einmal verzweifelt und schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Gehen«, schnarrte er schließlich, und sie folgten ihm über die Berge aus
Menschenknochen zum Ende der Kammer, wo er eine Eisenleiter emporstieg. Die
rostigen Griffe machten nicht gerade einen vertrauenerweckenden Eindruck und
knirschten gefährlich in ihren alten Befestigungen, aber sie hielten. Oben
angekommen folgten sie etwa fünfzig Meter einem niedrigen Gang. An dessen Ende
deutete der Zwerg in ein tiefes, finsteres Loch. Offensichtlich mussten sie
dadurch wieder hinunter. Im Licht der Grubenlampe konnte man grobe Trittstufen
im Sandstein erkennen, die teilweise nur noch rudimentär vorhanden waren,
ansonsten war nichts zu sehen. Dieser Schacht ging noch tiefer in den Berg,
aber ihnen blieb keine Wahl. Eilig stieg zuerst Theresa und dann ihre Mutter
Gimli hinterher. Gerade als sie mit ihrem Fuß auf der ersten Stufe Tritt
fasste, vernahm Gerlinde aus der Knochenkammer das Splittern der Holztür. Sie
hatten keine Zeit zu verlieren. Sie wurden verfolgt.
    Dr. Waldmüller hetzte mit
seinem Eichberg’schen Anhängsel durch die niedrigen Gänge. Zwar war er den Weg
schon mehrmals gegangen, aber noch nie hatte er sich dabei so hetzen müssen.
Eichberg war bisher mehr ein Hindernis als eine Hilfe auf dem Weg zum Reichtum
gewesen. Eigentlich konnte der Mann nichts, außer bereitwillig zu nicken und
Zahlen zu ordnen. Ansonsten ging ihm in jeder Beziehung ziemlich schnell die
Luft aus. Auch jetzt war er schon wieder völlig außer Atem. Waldmüller war kurz
davor zu explodieren.
    »Hören Sie, Eichberg, auch
wenn Ihre Lungen pfeifen, wir haben keine Zeit zu verlieren. Reißen Sie sich
gefälligst zusammen, Sie verdammter Bürokrat. Warum haben Sie eigentlich nichts
von diesem ›Yellowstone‹ gefressen, wenn Sie doch so ein Schlappschwanz sind.«
Wütend betrachtete er das keuchende Etwas, das da neben ihm an der Wand lehnte
und immer wieder die rutschende Brille nach oben schob.
    »Es läuft doch alles nach
Plan, haben Sie gesagt«, japste Eichberg. »Die Bullen haben keine Ahnung, das
haben Sie gesagt.« Wieder musste er eine Pause in seinem Redefluss einlegen.
»Und jetzt rennen wir hier

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