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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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verschwunden war. Er war völlig unversehrt.
    »Gehen«, stieß er etwas
außer Atem hervor. »Weg frei.« Theresa konnte aus dem Inneren des
Eisentürraumes laute Rufe vernehmen, doch der Zwerg schien sich nicht um sie zu
kümmern. Er packte seinen Rucksack und ergriff Theresa wieder an der Hand.
Zusammen stiegen sie die sechs Stufen zu der Öffnung hinauf, und Gimli führte
sie sicher um den Eisentürraum herum. Auf der anderen Seite hatte er die Tür
ebenfalls verschlossen, was Theresa am heftigen Klopfen der Gefangenen hören
konnte. Nach kurzer Zeit war schon wieder das blaue Licht zu sehen, und
plötzlich standen sie in einer breiten Katakombe, die mit ihrer blauen
Notbeleuchtung unwirklich schien. Rechts war der Ausgang, aber von dort waren
die Männer hergekommen. Womöglich gab es dort noch mehr von ihrer Sorte. Gimli
wandte sich nach links. Es war sicherer, einen kleinen Umweg zu machen. Er
ging, ohne zu zögern, los, und Theresa folgte ihm, ohne zu fragen.
    Sie starrten die schwarze
Dose an, bis irgendwer nach einer Schrecksekunde »Gas!« rief, woraufhin
heftiger Tumult ausbrach. Alle diskutierten für einen Moment wild
durcheinander, während der Nebel sich bereits am Boden ausbreitete.
    Niemand bemerkte
Riemenschneider, die, als sei es das Natürlichste der Welt, auf die Blechdose
zulief. Als Lagerfeld sie entdeckte, war es schon zu spät. Das Schwein hatte
den zischenden Todesbringer erreicht und beschnüffelte ihn vorsichtig von oben
bis unten.
    »Riemenschneider, nicht!«,
rief Haderlein verzweifelt, aber das kleine Ferkel ließ sich nicht abhalten.
Leicht versetzt stellte es sich neben die Dose und hob ein Bein. Ein silbriger
Strahl aus der Blase traf den Kopf des gefährlichen Gerätes, und die warme
Flüssigkeit drang in die einfache Elektronik ein. Es gab einen blauen Blitz,
die Riemenschneiderin hüpfte auf die Seite, und das Zischen erstarb.
Schwanzwedelnd trabte sie zu Haderlein zurück und blickte ihn mit einem ganz
bestimmten Blick an. Der Hauptkommissar kannte den Ausdruck. Es war der
»Verdammt, war ich wieder gut, da hab ich mir doch glatt einen Apfel
verdient«-Blick. Wenn Haderlein hundert Äpfel gehabt hätte, er hätte ihr jetzt
alle geben. Heute, und an jedem weiteren Tag, sogar das ganze nächste Jahr
hindurch.
    Waldmüller und Eichberg
diskutierten gerade, was sie mit der Leiche machen sollten, als über den
Schuttberg eine weitere Person gerollt kam. Der Mann richtete sich mit
schmerzverzerrtem Gesicht auf, doch sie erkannten den Bärtigen nicht sofort.
Sein linker Arm hing schlaff nach unten, sein Gesicht war blutverkrustet, und
er hielt sich die Seite. Nur aus seinen Augen sprach noch immer der gleiche
entschlossene kalte Blick. Als er die tote Gerlinde Rosenbauer auf dem Boden
liegen sah, fixierte er Waldmüller und Eichberg.
    »Wo sind das Mädchen und
dieser Zwerg?«, fragte er drohend. Die Angesprochenen traten unwillkürlich
einen Schritt zurück und runzelten verständnislos die Stirn. Wie immer war es
Waldmüller, der antwortete.
    »Gimli? Wir haben nur die
Rosenbauer aus dem Gang kommen sehen. Die ist uns quasi direkt in die Arme
gelaufen. Dieses Kapitel ist nun abgeschlossen.«
    Eichberg lachte hysterisch
auf, verstummte aber sofort, als ihn der Bärtige ansah.
    »Räumt sie weg und helft
anschließend beim Verladen«, knurrte er sie an. Dann machte er sich auf den Weg
in Richtung Ausgang St. Getreu. Wenn er Gimli wäre, würde er diesen wählen. Er
überprüfte seine Waffe und lud sie nach.
    Gimli ging mit Theresa den
beleuchteten Gang entlang, wobei er in kurzen Abständen immer wieder mit seiner
Nase die Gerüche prüfte, die ihm entgegenkamen. Kurze Zeit später konnte er
sich bereits auf seine Ohren verlassen. Auch Theresa hörte nun die lauten
Diskussionen vor ihnen. Wieder hielten sie inne. Der Zwerg schlich sich nach
vorn und spähte um die Ecke. Was er sah, ließ ihn zusammenzucken. Dann fing er
sich wieder. Er hatte sich um Theresas Sicherheit zu kümmern, Zeit für Trauer
würde später genug sein. An den Tatsachen konnte er sowieso nichts ändern.
Zuerst einmal mussten sie lebend nach draußen kommen. Wieder versperrten Männer
ihren Weg, doch diesmal war Gimli vorbereitet.
    Mit Theresa ging er einige
Meter zurück. Dort gab es ein kleines, zurückversetztes Sims, wo sie etwas
Deckung hatte. Er öffnete den Rucksack und nahm zwei geschwungene Äxte mit langen Holzstielen heraus. Erschrocken bemerkte Theresa, dass die breiten
Klingen blutverschmiert waren.

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