Blutfeuer
die sie hereingekommen waren. Als sie die Lichtkegel
ihrer Taschenlampen synchron auf das Geräusch ausrichteten, sahen sie den Zwerg
in der Tür stehen. Er hatte etwas in der Hand und warf es in den Raum. Dann
schloss er auch diese Tür. Sie waren endgültig gefangen.
»Das darf doch alles nicht
wahr sein!«, empörte sich Lagerfeld über die Ungerechtigkeit der Welt.
Nur Haderlein ahnte die
unsichtbare Gefahr, die ihnen drohte. »Pst, seid doch einmal still! Hört ihr
das auch?«
Sofort schwiegen sie und
horchten. Alle konnten es wahrnehmen. Sogar Kriminalkommissar Bernd Schmitt.
Von der Mitte des Raumes her war ein leises Zischen zu hören. Mit ihren Lampen
konnten sie den Ursprung des Geräusches erkennen. Das Zischen entsprang einer
kleinen schwarzen Blechdose, die einen undefinierbaren weißen Nebel verströmte.
Gerlinde Rosenbauer wollte
sich gerade aufrichten, um sich auf die Suche nach Theresa zu machen, als sie
eine Männerhand unsanft an den Haaren packte und nach oben zog. Sie versuchte,
sich zu wehren, doch ihre Kräfte waren verbraucht. Der Mann hatte leichtes
Spiel mit ihr und hielt sie von hinten an beiden Armen gepackt. Dann trat ein
zweiter Mann in ihr Gesichtsfeld.
»Eichberg, du schmieriges
Stück Scheiße«, brachte sie müde hervor.
»Verbinde unserer
Juniorchefin doch erst einmal das freche Maul«, hörte sie den Mann hinter sich
sagen, der sie brutal festhielt. Auch seine Stimme war ihr nicht unbekannt.
Waldmüller, das passte ja. Das niederträchtige Duo. Aber wo kamen diese beiden
Figuren auf einmal her? Sie wollte sich ihm entwinden, aber Peter Waldmüller
verstärkte seinen Griff so brutal, dass Gerlinde Rosenbauer unwillkürlich einen
lauten Schmerzensschrei ausstieß. Dann wurde ihr ein weißer Fetzen über ihren
Mund und um ihren Kopf gelegt, den Eichberg aus seiner Laborkleidung gerissen
hatte. Er verknotete den Knebel und band mit einem anderen Stück Stoff ihre
Hände hinter dem Rücken zusammen. Dann drückte er sein wehrloses Opfer auf die
Knie.
»Und jetzt? Was machen wir
jetzt mit ihr?«, fragte Eichberg hektisch. Erregt und ungeniert glotzte er
Gerlinde Rosenbauer auf das schweißnasse T-Shirt, unter dem sich ihre
wohlgeformten Brüste abzeichneten.
»Ja, rate mal?«, meinte
Waldmüller sarkastisch. »Du weißt schon, was. Wir müssen sie umlegen.«
Ungeduldig blickte er Eichberg an, der nervös seine Brille nach oben schob und
lüstern die wehrlose Frau zu seinen Füßen betrachtete.
»Eigentlich schade um die
hübsche Schlampe«, meinte er, und seine zitternden Hände griffen gierig nach
ihren Brüsten. Gerlinde Rosenbauer stöhnte auf.
»Jetzt mach schon«, zischte
Waldmüller ungeduldig. »Wir haben nicht ewig Zeit.«
»Ja, aber wie denn?«
Eichberg schaute ihn fast beleidigt an. »Wir haben keine Pistole, kein Messer,
kein gar nichts. Soll ich sie erwürgen, oder wie?« Er wirkte etwas genervt.
Natürlich würde er seine hochnäsige Exchefin gern ins Jenseits befördern, aber
mit bloßen Händen? Das war selbst ihm zu vulgär.
»Greif mal in meine
Jackentasche«, sagte Waldmüller gereizt. »Damit müsste es gehen. Jetzt mach
schon.« Gerlinde Rosenbauers panischer Blick folgte den Händen Eichbergs, die
hinter ihrem Rücken in Waldmüllers Kittel verschwanden. Kurz darauf kamen sie
mit einer langen Paketschere wieder zum Vorschein. Eichberg lächelte, als er
das Instrument betrachtete.
»Ja, in der Tat, damit
müsste es gehen.« Er kniete sich vor sein Opfer auf den Boden, und seine Hände
strichen noch einmal über die Brüste. Dann setzte er die lange Schere leicht
versetzt unterhalb des Brustansatzes an. Sein schweißnasses Gesicht näherte
sich mit zuckenden Mundwinkeln dem ihren.
»Nicht wehren, Süße«,
flüsterte er der sich aufbäumenden Frau ins Ohr, doch Waldmüller hielt sie sowieso
fest. Eichberg legte nun auch die zweite Hand an den Griff, dann verlagerte er
sein Körpergewicht nach vorn. Langsam drückte er die Schere in ihre Brust.
Gerlinde Rosenbauer spürte
einen kurzen Schmerz, als ihr der kalte Stahl langsam in den Körper drang.
Während das zynisch grinsende Gesicht Eichbergs vor ihren Augen verschwamm, zog
noch einmal die kurze Kindheit von Theresa in ihren Gedanken vorbei. Dann sah
sie Gimli mit ihrer Tochter allein durch dunkle Höhlen laufen. Theresa, dachte
sie verzweifelt und voller Bitterkeit, dann wurde ihr Herz von dem Eisen
durchbohrt, und es hörte auf zu schlagen.
Gimli kam aus demselben Loch
zurück, in dem er zuvor
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