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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gekämpft und
war mehrere Male auf Weggabelungen gestoßen. Zweimal war sie in einer Sackgasse
gelandet und hatte umkehren müssen. Sie torkelte nur noch, das verletzte Bein
wurde ausschließlich durch ihren eisernen Willen weiterbewegt. Sie hatte keine
Ahnung, wo sie sich befand, und bald auch keine Kraft mehr. Vor Kurzem war auch
noch die Lampe ausgegangen. Sie hatte sie einfach stehen lassen und war dem
letzten Eindruck des Lichtscheins gefolgt. Fast wäre sie in ihrem apathischen
Zustand an einem Nebengang vorbeigelaufen. Nur durch Zufall war ihr Kopf in
diesem Moment herumgeschwenkt, und sie hatte in den abseitigen Tunnel geblickt.
Da war er plötzlich gewesen, dieser schwache Lichtschein. Sie hatte die Augen
kurz geschlossen, weil sie Angst hatte, sich alles nur einzubilden. Eine Fata
Morgana der Finsternis. Aber als sie die Augen wieder öffnete, war das schwache
Licht noch immer da. Mit letzter Kraft schleppte sie sich weiter, immer näher
zum Licht. Dann versperrte ihr ein Schutthaufen den Weg. Mühsam kletterte sie
hinauf, verlor oben aber wegen ihres gefühllosen Beines das Gleichgewicht,
stürzte und rollte willenlos den Schuttberg auf der anderen Seite hinunter.
Kraftlos blieb sie auf dem Rücken liegen und betrachtete die Decke über sich.
Sie war aus Spritzbeton, und was sie gesehen hatte, war das blaue Licht der
Notbeleuchtung gewesen. Sie musste sich kurz vor einem der Ausgänge befinden.
Sie schloss die Augen und fing leise an zu lachen. Es war schön, endlich auch
einmal ein bisschen Glück zu haben.
    Als Gimli das Licht der
Taschenlampe sah, wusste er, dass sie in eine Falle geraten waren. Noch nicht
einmal seine Axt hatte er dabei. Theresa, schoss es ihm blitzartig durch den
Kopf. Er wirbelte ohne nachzudenken herum und rannte in den Gang zurück. Kurz
bevor er das Mädchen erreichte, hörte er hinter sich einen Schuss, und die
Kugel flirrte nur Zentimeter über seinen Kopf hinweg. Wäre er ein normal
gewachsener Mensch gewesen, sie hätte ihn getroffen.
    Im Laufen riss er den
Rucksack und Theresa an sich und rief: »Laufen, schnell!« Dann stellte er das
Mädchen wieder auf die eigenen Füße, und beide flüchteten. Als sie den
Eisentürraum durchquert hatten, folgte Gimli einer plötzlichen Eingebung. Er
schlug die schwere Tür von außen zu und verriegelte sie.
    »Warten!«, schnarrte er und
verschwand in einem kleinen, engen Nebengang, der sich rechts von der Tür,
sechs Treppenstufen höher, öffnete. Theresa schlotterten die Knie, als sie
hörte, wie im Eisentürraum Männer gegen die Tür hämmerten, sie aber nicht
öffnen konnten. Sie hatte fürchterliche Angst und wollte fortlaufen, aber Gimli
hatte ihr befohlen zu warten, und sie würde auf jeden Fall tun, was der Zwerg
sagte. Gimli kannte sich hier aus, und er würde sie beschützen. Das hatte er
ihrer Mutter versprochen. Theresa würde hier warten, und wenn der Leibhaftige
vor ihr aus der Erde stieg.
    Das Schlurfen kam näher, und
allmählich konnten sie eine kleine Gestalt erahnen, die sich vorsichtig am Tunnelausgang
umsah. Plötzlich stand Haderlein auf und leuchtete mit seiner Taschenlampe dem
Ankömmling ins Gesicht. Vor ihnen stand ein Zwerg, der aus einem
Walt-Disney-Film entsprungen zu sein schien. Einfache Kleidung aus grünem
Stoff, die kurzen Beine steckten in viel zu weiten Pluderhosen. Verdutzt
schaute er die Beamten an, dann drehte er sich um und rannte mit überraschender
Geschwindigkeit in den Tunnel zurück.
    »Hinterher!«, rief Haderlein
sofort, und alle setzten sich in Bewegung. Aber der Gnom war nicht einzuholen.
Lagerfeld gab einen Warnschuss ab, doch Haderlein schüttelte heftig den Kopf.
    »Der Zwerg weiß bestimmt, wo
Theresa ist!«, rief er im Laufen. Sie hatten Gimli etwa hundert Meter verfolgt,
als sie auf eine offene Eisentür stießen. Sie durchquerten den
dahinterliegenden dunklen Raum und wollten zu der gegenüberliegenden Tür wieder
hinaus, als sich diese plötzlich vor ihrer Nase schloss.
    Lagerfeld konnte nicht mehr
bremsen und krachte dagegen. Wütend suchte er nach einer Klinke, doch
vergeblich. Offensichtlich ließ sie sich nur von außen öffnen. »Verdammter
Dreck!«, rief Lagerfeld und trat erbost gegen sie.
    »Das hat doch alles keinen
Sinn«, warf Katastrophen-Müller ein. »Wir müssen zurück, einen anderen Weg
suchen. Oft gibt es alternative Zugänge.«
    Haderlein nickte und wollte
sich bereits auf den Rückweg machen, als sie ein Geräusch an der offenen Tür
hinter sich hörten, durch

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