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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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dabei!«
    »Natürlich habe ich Helfer«,
drängelte Pechmann und pfiff kurz auf zwei Fingern. Sofort kamen die Chinesen
der Reihe nach aus dem Stall, jeder mit einem Plastiksack auf dem Rücken.
    »Ja, verreck«, freute sich
der Speditionsfahrer bei dem Anblick. »So Hausgnome hätt ich fei aach gern, die
mir mei Zeuch durch die Gechend schlebbn. Na, des is ja vielleicht bragdisch.«
Er schien sich köstlich an der Vorstellung zu delektieren und grinste über das
ganze Gesicht.
    »Wenn Sie vielleicht jetzt
hinten den Lastwagen öffnen könnten, wir haben’s nämlich eilig«, zischte
Pechmann genervt und scannte nervös den gepflasterten Platz der alten
Hofhaltung.
    Im Hintergrund erhob sich
der Dom als mächtiger Mittelpunkt des gewaltigen architektonischen Schauspiels.
Davor lief allerlei Touristenvolk durch die malerische Szenerie und betrachtete
die imposante, mittelalterliche Kulisse. Unbeholfen nestelte der Fahrer an den
Seilverschlüssen der Plane.
    Pechmanns Geduldsfaden wurde
immer kürzer. Sein Blick schoss von einer Ecke der Hofhaltung in die nächste.
Wie lange brauchte dieser Prolet eigentlich noch? »Hören Sie, Meister«, fuhr er
ihn an. »Ich gebe ihnen hundert Euro auf die Hand, wenn wir hier innerhalb von
fünfzehn Minuten wegfahren, und noch einmal hundert, wenn alles im Hafen
verladen ist. Einverstanden?« Er kramte seine Brieftasche heraus und hielt dem
Mann einen Hunderter unter die Nase. Der schob verblüfft die Sonnenbrille nach
unten und linste ihn schelmisch darüber hinweg an.
    »Echt?«, fragte er
sicherheitshalber nach.
    »Ja, echt«, meinte Pechmann
und wedelte mit dem Geldschein.
    Daraufhin geschah eine
wundersame Wendung im Arbeitsverhalten des Angestellten der Spedition. Er
grabschte sich den Geldschein und legte von einer Minute auf die andere eine
regelrechte Einpeitschermentalität an den Tag. »Auf geht’s, ihr arbeidsscheues
Gsindl. Zack, zack! A weng schneller, ihr Schlitzaugn. Mir ham fei ned ewich
Zeid!« Und siehe da, innerhalb von nur sieben Minuten war alles verladen, und
die Chinesen machten Anstalten, hinten auf die Ladefläche zu steigen.
Offensichtlich wollten sie mitfahren.
    »Heiheihei, fei obacht! Des
ged fei ned! Des is fei kaa Reiseundernehmen da, gell!«, rief der Spediteur und
wollte alle wieder vom Laster zerren. Aber bevor er rabiat werden konnte, wurde
ihm von der Seite ein weiterer Hunderter unter die Nase gehalten. Der Fahrer
grinste breit und nahm den Schein. »Oder so«, feixte er, dann schloss er immer
noch lächelnd die Ladeklappe und ließ die Plane herunter.
    »Entschuldigen Sie, ist das
hier eine offizielle Grabungsstätte?«
    Pechmann fuhr herum und
starrte die in Lila gekleidete Dame wütend an, die mit freundlichem Lächeln und
aufgeklapptem Stadtplan vor ihm stand. Am liebsten hätte er die Schnecke auf
der Stelle erwürgt. »Nein, das ist keine Ausgrabungsstätte«, keuchte er mühsam
beherrscht. »Wir haben hier gerade Entlausungsmittel abgeladen. Der ganze Platz
ist nämlich von Läusen verseucht. So, und jetzt muss ich wieder an die Arbeit.
Adieu, Madame.«
    Die lilafarbene Dame aus
Osnabrück, deren beste Tage schon lange hinter ihr lagen, stand noch immer
konsterniert auf dem Pflaster, als Pechmann schon auf den Beifahrersitz
gesprungen war und der Spediteur sich hinter das Lenkrad setzte. Aber statt
loszufahren, kramte er umständlich einen großen, grünen Bogen heraus.
    »Jetzt geben Sie schon Gas.
Was ist denn noch, zum Kuckuck?«, regte sich Pechmann auf. Jetzt wurde es ihm
wirklich zu bunt.
    »Na, Sie müssn noch den
Lieferschein da underschreibn. Des muss sei Ordnung ham, sonst darf ich ned
fordfahrn«, meinte der Spediteur lakonisch und zwirbelte sich beiläufig seinen
dünnen Haarzopf um einen Finger.
    Pechmann riss ihm die Kladde
mit dem grünen Schein aus der Hand und warf alles wütend nach vorn auf die
Ablage hinter der Windschutzscheibe. »Jetzt los, verdammt noch mal!«, rief er
mit puterrotem Gesicht.
    »Is ja gud«, meinte der
Fahrer und startete missmutig den Motor. Dann steuerte er den Laster im
Halbkreis durch den Innenhof und fuhr unbehelligt zum Eingangstor der
Hofhaltung hinaus.
    Auf der Fahrt zum Hafen
erzählte der Spediteur von Bamberg, seiner hier verbrachten Jugend, der
untragbaren Verkehrssituation in der Weltkulturerbestadt und von den leidigen
Touristen, die andauernd die Straßen verstopften.
    Pechmann hörte nicht hin.
Der Laster transportierte sein »Yellowstone«, alles andere interessierte ihn
nicht. Im

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