Blutfeuer
schloss
vorsichtig die Tür hinter sich.
Du weißt nicht,
was du hattest,
bis du es verlierst.
Und du weißt nicht,
was du brauchtest,
bis du es fandest.
Hans Kruppa
Epilog 1
Nach der Bekanntgabe der
Malariagefahr in den bundesweiten Medien und den tödlichen Komplikationen mit
dem sich illegal im Umlauf befindlichen Medikament »Yellowstone« kam es
europaweit zu erstaunlichen Ereignissen im professionellen Sportbetrieb.
Die gerade dem Ende
zustrebende Tour de France verlor über Nacht zwei Drittel des Fahrerfeldes. Vor
allem die auf vorderen Rängen platzierten Spitzenfahrer traten am nächsten
Morgen nicht mehr an und ließen sich wegen plötzlicher Asthmaanfälle krank
abmelden.
Das Sommertraining der
russischen Skilanglauf-Nationalmannschaft der Frauen in Tunesien wurde in
großer Eile abgebrochen und die Athletinnen in speziell abgedichteten
Schiffscontainern provisorisch in Quarantäne verwahrt.
Der als Ausdauerwunder
bekannt gewordene Aufbauspieler der Dallas Mavericks, Dennis Mellencamp,
weigerte sich bei einem Freundschaftsspiel in Bamberg, die Spielerkabine zu
verlassen, und wurde in einem luftdicht versiegelten Fahrzeug des
Katastrophenschutzes zu seinem Privatjet gebracht.
Die österreichische
Biathlon-Nationalmannschaft der Herren gab bekannt, dass ihr Wintertraining im
finnischen Kuusamo von den ursprünglich angedachten zwei Wochen doch auf vier
Monate ausgedehnt werden würde. Einige der alpenländischen Athleten beschlossen
sogar, für immer nördlich des Polarkreises zu leben.
Bei der Leichtathletik- WM in Rom konnten die Sprintwettbewerbe
wegen Teilnehmermangels nicht durchgeführt werden. Beim Hammerwerfen der
Herren, das schließlich doch stattfand, nahmen nur zwei Athleten teil. Es
gewann Sumo Sushi aus Japan mit knapp dreiundzwanzig Metern.
Die spanische
Fußball-Nationalmannschaft gab ihre Auflösung bekannt.
Der Manager der Bamberger
Brosst Baskets zog zusammen mit seiner Familie in eine Katakombe am
Stephansberg und ließ die Eingangstür vom städtischen Angestellten
Katastrophen-Müller mit einem doppelten Moskitonetz versehen.
Insgesamt gab es bundesweit
noch sieben Todesfälle, die auf die Folgen der Malaria und des vorausgegangenen
Konsums von »Yellowstone« zurückzuführen waren. Die Opfer waren ein Schwimmer,
drei Börsenhändler, zwei Springpferde und ein alternder Pornodarsteller.
Erst im darauffolgenden November
gaben die Wissenschaftler Entwarnung, als bei einer kurzen, heftigen
Frostperiode alle Anophelesmücken nördlich der Alpen erfroren.
Noch über ein Jahr lang war
man im Itzgrund und Coburg damit beschäftigt, die Folgen des Tornados zu
beseitigen. Nicht wenige der zerstörten Häuser wurden nie wieder aufgebaut.
Mürsbach wurde drei Kilometer flussaufwärts völlig neu errichtet, Bürgermeister
Feiler nicht wiedergewählt.
Epilog 2
Am Airport Nürnberg hatten
sich in der Zollkontrolle mehrere Menschen in Anzug, Krawatte oder edlen
Kleidern versammelt. Unter ihnen Franz Haderlein und Kollege Lagerfeld samt
weiblichen Anhängen, Dienststellenleiter Robert Suckfüll, SEK -Chef Motschenbacher mit eingegipstem
Arm, Honeypenny in einer viel zu engen Abendgarderobe sowie die versammelten
Ausbilder der Polizeihundeschule Neuendettelsau.
Während draußen die
Passagiere des Fluges 307 aus Antalya auf ihr Urlaubsgepäck warteten, trottete
ein kleines Ferkel mit einer gefälschten Rolex im Maul an der langen Reihe von
geöffneten Koffern und Taschen vorbei und legte die täuschend echte Nachbildung
des luxuriösen Zeiteisens auf den großen Haufen neben ihrem Hundeprüfer, der
bewundernd das letzte von Riemenschneiders sichergestellten Teilen notierte.
Die Aufstellung der zollrelevanten, illegal eingeführten Güter aus der Türkei
belief sich auf insgesamt achtundsiebzig Stück.
Vollständigkeitshalber ging
der Prüfer noch einmal die Liste durch:
– 7 Gramm schwarzer Afghane
– 21 Hosen mit gefälschtem
Firmenaufdruck
– 10 gefälschte Uhren unterschiedlichster
Marken
– 39 illegal kopierte
sonstige Waren wie T-Shirts, Schuhe oder Schmuck
– 1 Heft mit in Deutschland
unerlaubten bildlichen Darstellungen sexueller Handlungen mit Gemüse, Früchten
und Haushaltsgeräten
Als Riemenschneider die
gefakte Rolex auf dem Haufen abgelegt hatte, setzte sie sich auf ihre
Hinterfüße, wedelte mit ihrem rosa Schwänzchen und gab ein paar undefinierte
Laute von sich. Sie erinnerten stark an eine Art
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