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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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wandte
sich dann erst einmal den nördlichen Regionen Italiens zu.
    *
    Frank Jessentaler scannte noch einmal seine Truppe. Alle waren
fahrbereit. Auch die beiden Mädels aus Bamberg mit ihren nagelneuen Bikes aus
feinstem Carbon, mit denen sie schon erste neidische Blicke der männlichen
Beifahrerschaft geerntet hatten.
    »Dürft ihr mit so teuren Rädern überhaupt schon fahren, Ladys?«,
meldete sich Ronald Wolf gleich beim ersten Anblick der teuren Bikes und feixte
beifallheischend. »Frau am Steuer, das wird teuer, hahaha! Hoffentlich habt ihr
für die Räder ne Vollkasko, haha! Und ›Stevens Fluent‹, was soll des überhaupt
heißen? Des is doch kei Name für a Mountainbike, oder? Des klingt doch eher wie
a Gesäßcreme.« Ronald Wolf, der breit über dem Oberrohr seiner neongrünen
Mountainbike-Sonderanfertigung stand, schmiss sich vor Lachen über seine
eigenen Witze weg. Dass sich außer ihm niemand mit amüsierte, störte ihn nicht
wirklich.
    »Für uns ist das Beste gerade gut genug«, stellte Manuela Rast
sicherheitshalber klar.
    »Deswegen würden wir dich, Ronald, wenn du unser Fahrrad wärst,
sofort für die Abwrackprämie anmelden«, fügte Ute von Heesen hinzu. »Und zwar
zusammen mit deinem wasabigrünen Drahtesel.«
    »Oder anders ausgedrückt«, ergänzte Manuela Rast schnell und
halblaut zu ihrer Freundin, »wenn der mein Hund wäre, würde ich ihn
einschläfern lassen.«
    So beiläufig wie möglich lächelten beide Richtung Ronalds
Sonnenbrille hinüber und schwangen sich dann auf ihre Räder. Goldkettchen-Wolf
knabberte noch immer an der Syntax des soeben nur bruchstückhaft Gehörten.
Abwrackprämie? Einschläfern lassen? Konnte es sein, dass die beiden Hühner ihn
verarschen wollten? Das würden die doch nicht im Ernst wagen? Er grübelte noch
immer intensiv darüber und vor allem über eine angemessene coole Antwort nach,
als alle anderen bereits im Sattel saßen und sich Richtung Schrofenpass, Ziel
St. Anton, in Bewegung setzten.
    »He, Ronald, aufwachen!«, rief Frank Jessentaler ungeduldig und
beobachtete kopfschüttelnd, wie der Angesprochene wie aus tiefem Schlaf
hochschreckte, überstürzt in die Pedale klickte und den anderen verdattert und
eilig hinterherstürmte. Schließlich gehörte er, Ronald Wolf, überallhin, nur
nicht ans Ende des Fahrerfeldes.
    *
    Giorgio Amadi schwitzte, doch seine Transpiration steigerte sich
noch um ein Vielfaches, als er auf den Ausdruck des Computers blickte. Soeben
hatte sein Rechner die neuesten Daten vom Satelliten empfangen und ausgewertet.
Das, was Giorgio da sah, ließ ihm den Schweiß in Strömen ausbrechen. Die
riesige Gewitterzelle hatte sich in wenigen Stunden bereits verdoppelt und lag
nun über halb Kreta und über einer riesigen, sich westlich davon befindenden
Fläche des Mittelmeeres. Das betroffene Gebiet hatte bereits einen Durchmesser
von über dreihundert Kilometern. Der Luftdruck im Kern der Depression war auf
unter achthundertfünfzig Hektopascal gefallen und damit auf den niedrigsten
Wert, den Giorgio jemals bei einem Tief im Mittelmeer gesehen hatte. Noch
stärker beunruhigte ihn jedoch die Zeitrafferaufnahme, die er sich in den
letzten zehn Minuten wieder und wieder auf dem Bildschirm angeschaut hatte.
Giorgio Amadi konnte nicht aus seiner Haut. Er wollte und konnte das nicht
allein entscheiden.
    »Luca, komm doch mal her und schau dir das an!«, rief er hektisch
seinem neuen Kollegen zu, der ihm, frisch von der Uni, seit einem Monat zur
Seite stand. »Was meinst du dazu, Luca? Vielleicht kennst du ja so etwas noch
aus deinem Studium?«, meinte er halb spöttisch, halb besorgt.
    Luca Brentone betrachtete stirnrunzelnd das farbige Bild auf dem
Monitor, dann überflog er die Daten. Als ihm Giorgio anschließend die
Zeitrafferaufnahme der letzten Stunden zeigte, wich Luca Brentone intuitiv
einen Schritt zurück und wurde blass. »Aber das kann doch nicht sein!«, rief er
erschrocken aus und blickte hilflos zu seinem weit erfahreneren Kollegen. Oder
war das Ganze vielleicht nur ein Test? Der Gedanke verflog so blitzschnell, wie
er gekommen war, als Luca Brentone in das bitterernste Gesicht von Giorgio
Amadi blickte.
    Der wandte sich genau wie Luca noch ein letztes Mal der
Zeitrafferaufnahme zu, aber es blieb dabei: Die riesige, tiefdruckgeladene
Wolkenmasse bei Kreta hatte angefangen sich gegen den Uhrzeigersinn zu drehen.
In der Mitte des sich abzeichnenden Wirbels konnte man bereits schemenhaft ein
rundes, dunkles Zentrum

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