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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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irgendwas heraushelfen!«,
bemerkte Ronald Wolf unmissverständlich. Dann lachte er laut auf und haute
seine klodeckelgroße Hand mit einem Klatschen auf die schmächtige Rückenpartie
von Sigismund Ludwig. Die Brille von Letzerem flog in weitem Bogen davon, und
der schmächtige und immer gut angezogene Lehrer musste erst einmal nach Luft
japsen.
    Doch Ronald Wolf lag es fern, sich zu entschuldigen. Er hatte nur
Augen für die beiden sich nähernden Schönheiten, die sich offensichtlich mit
ihm auf eine Tour über die Alpen begeben wollten. Welch unerwartetes Glück! Er
reckte seinen großen, muskulösen Körper, dann öffnete er unauffällig die
obersten Knöpfe seines mintgrünen, eng anliegenden Sporthemdes, damit man seine
gebräunte Brustpartie und die teure Goldkette besser sehen konnte. »Sakramich,
was für Weiber!«, konnten ihn die anderen sinnieren hören. In Gedanken hatte er
bereits die ersten Übernachtungsphantasien gestartet, während Sigismund Ludwig
noch mit zusammengekniffenem Mund seine Brille putzte. Manuela Rast und Ute von
Heesen betrachteten amüsiert die Szenerie, während der Leiter der Firma
Crossalps lächelnd auf sie zukam.
    »Ihr müsst Ute und Manuela sein, richtig? Ich bin Frank, Frank
Jessentaler, euer Guide für den Ritt über die Berge.«
    »Alles klar, ich bin Ute, wir hatten telefoniert«, lächelte Ute von
Heesen zurück und reichte ihm die Hand. »Das ist meine Freundin Manuela.«
    »Sehr schön, dass ihr da seid. Damit sind wir vollzählig. Wir werden
jetzt noch ein gründliches Briefing dort drüben in dem Hotel machen, dort könnt
ihr euch noch schnell erfrischen, und in zwei Stunden geht’s dann auch schon
los. Okay?«
    »Okay, Käpt’n«, erwiderte Manuela Rast lakonisch. »Bloß weg von
befahrenen Straßen und auf in die einsame Bergwelt.«
    Frank Jessentaler schaute fragend zu Ute von Heesen, aber die winkte
nur lachend ab und begrüßte die anderen Teilnehmer. Im Großen und Ganzen sehen
die ja schon ganz nett aus, dachte Manuela Rast, nur dieser große Blonde schaut
uns an, als wollte er uns zum Nachtisch verspeisen.
    Als sie zum Briefing der Tour im Frühstücksraum des Hotels
eintrafen, bekamen sie erst mal einen schrillen Pfiff zu hören, und Ronald Wolf
erhob sich großspurig, um ihnen die Stühle vor dem Tisch zurechtzurücken. »Der
volle Service für die zwaa Ladys. Bitt schön, die Damen«, jodelte es zwischen
seinen makellos weißen Zähnen hervor, während er aufgeregt einen Kaugummi
zwischen denselben zerknetete.
    Manuela blickte Ute unauffällig von der Seite an, dachte: Nicht
schon wieder!, dann schloss sie die Augen.
    »Der is aus Fürth«, kam es aus dem Mund von Sigismund Ludwig. Ronald
Wolf wurde rot, und alle lachten, als wenn mit der Bemerkung des Lehrers alles
erklärt wäre.
    Manuela Rast blickte verständnislos in die erheiterten
Männergesichter. »Und was, bitte, ist so schrecklich an Fürth?«, bat sie um
geistige Erhellung.
    Sigismund Ludwig versuchte sich mit einer bissigen Erklärung, die
zweifelsohne von einem gewissen Zynismus dem Goldkettenträger gegenüber
gespeist war. Er schien ihn schon länger zu kennen. »Na ja«, meinte er mit
mitleidigem Blick auf Ronald Wolf, »das ist halt so: Wer aus Fürth kommt, dem
gefällt’s überall.«
    Ute von Heesen schaute grinsend zu Manuela Rast und dann spöttisch
auf den mürrisch dreinblickenden Superathleten, dem es offensichtlich vorerst
die Sprache verschlagen hatte.
    Keiner der anderen wagte es, Heiterkeitssymptome zu zeigen, doch
Ronald Wolf war auch so schon auf hundertachtzig. Mühsam unterdrückte er einen
Wutausbruch und zischte ein »Der Fürther wird’s euch schon noch zeigen!« in die
Runde, dann setzte er sich zornesbebend auf seinen Stuhl.
    »Nun, da wir uns alle angefreundet haben, können wir ja den Zeitplan
unserer Tour besprechen«, begann Klaus Jessentaler geschäftig das Briefing und
entfaltete eine Landkarte auf dem Tisch. »Ich denke, es wird Zeit, sich mit den
nächsten Tagen zu beschäftigen. Zuallererst zum Wetter. Das Hoch ›Erasmus‹
scheint die nächsten Tage über stabil zu bleiben«, las er von seinen
Aufzeichnungen ab. »Vom Atlantik zieht Ende der Woche eine Kaltfront heran, und
im Mittelmeer gibt’s heftige Gewittertätigkeiten. Nach Auskunft der
Wetterfrösche aber alles erst mal kein Grund zur Beunruhigung.« Er blickte
vielsagend in die Runde, bevor er lächelnd sagte: »Soll heißen, wir kriegen für
den Anfang ein Traumwetter in den Alpen, und ihr

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