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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gewesen. Alle
Polizeikräfte waren in Oberfranken unterwegs und die Autobahn und Landstraßen
weitestgehend unpassierbar. Etwas später hatte er einen ebenfalls übermüdeten
Taxifahrer gefunden, der ihn über etliche Geheim- und Promillewege zurück nach
Bamberg brachte. Als er die Dienststelle betrat, herrschte dort ein einziges
Chaos. Die kompletten Bamberger Polizeikräfte waren damit beschäftigt, die
organisatorischen Folgen der Naturkatastrophe zu bewerkstelligen. Fidibus war
am Rotieren, und die Aufklärung von Tötungsdelikten war auf der
Prioritätenliste ganz nach hinten gerückt.
    Haderlein, der eigentlich
nur noch schlafen wollte, übergab Riemenschneider an Honeypenny und reihte sich
in die wuselnde Organisation des Katastrophenbewältigungsteams ein. Mehrere
gemeldete Tornados oder Windhosen hatten in ganz Nordbayern heftigste
Verwüstungen und ein Chaos sondergleichen hinterlassen. Es würde Tage dauern,
wieder eine halbwegs geordnete Struktur in das Leben der Menschen hier zu
bringen. Bald musste Haderlein einsehen, dass er in der Dienststelle nicht
wirklich helfen konnte. Er war ja sowieso eher ein Mann der Tat. Er musste raus
hier. Der Hauptkommissar kämpfte sich zu Huppendorfer durch, der den Fuhrpark der
Direktion mit den beschlagnahmten Wagen unter sich hatte, und rief ihm ins Ohr:»Ich brauche einen fahrbaren Untersatz. Und wenn’s geht, keinen tiefergelegten
Discorenner, mit dem ich an jedem herumliegenden Ast hängen bleibe.«
    Huppendorfer nickte stumm
und überlegte kurz. Dann wühlte er sich zum Brett neben der Eingangstür durch,
an dem die Schlüssel der Beschlagnahmten hingen. Er nahm einen herunter und
drückte ihn Haderlein in die Hand. »Der graue Landrover von diesem Russentypen
letztes Jahr. Den wollte sowieso keiner haben. Ist aber fahrbereit und
vollgetankt. Allrad. Mit dem kommt man eigentlich überall durch!« Rief’s und
machte sich auf den langen Weg zurück zu seinem Schreibtisch.
    *
    Anopheles die Siebte konnte es nicht glauben. Sie lag auf dem Boden.
Kein Windwirbel mehr weit und breit, der sie in rasender Fahrt Hunderte von
Kilometer über hohe Berge verfrachtete. Das ganze Theater hatte zum Ende hin
noch in einem heftigen Gewitter kulminiert, aber jetzt war endlich Schluss. Die
Sonne ging auf, und sie war am Rand einer kleinen Ortschaft an einem
beschaulichen See gelandet. Es war leidlich warm und vor allem feucht. Perfekt.
Als Erstes würde sie einmal ihre Eier in diesen kleinen See legen. Die waren
überreif, und sie war wirklich froh, sie endlich loszuwerden. Danach würde sie
sich ein paar Tage von ihrer wilden Fahrt erholen. Zum Glück hatte sie noch
genug Blut im Leib, um die nächste Zeit satt zu überbrücken.
    Ohne weiteres Zögern legte sie ihre Brut im Uferbereich des kleinen
Sees ab und heftete sich danach aufrecht und erschöpft an ein Schilfrohr. Und
zwar an der sonnenzugewandten Seite. Sie würde jetzt erst einmal das Licht, die
Helligkeit genießen. Danach würde man sehen. Ruhe kehrte in ihren malträtierten
Insektenkörper ein, und sie hätte genüsslich die Augen geschlossen, wäre ihr
das möglich gewesen.
    *
    Haderlein steuerte den Landrover hinaus in die Bamberger
Wirklichkeit. Zu seinem erleichterten Erstaunen war die Stadt einigermaßen
glimpflich davongekommen. Die Schäden reduzierten sich im Wesentlichen auf
runtergeflogene Ziegel und Baumbruch. Lediglich im Industriegebiet war das Dach
vom Obi-Baumarkt vom Wind weggerissen worden und steckte nun wie ein Mahnmal
direkt neben dem nagelneuen Eingangsportal der Landesgartenschau im Pflaster.
Ein Monument für den Klimawandel in Franken. Schlimmeres gab es eigentlich
nicht zu vermelden. Bamberg hatte richtiges Glück gehabt. Coburg hatte es
dagegen richtig übel erwischt und die enormen Schäden fütterten gerade die
morgendlichen Nachrichtensender. In diesem Moment meldete sich Haderleins
Handy.
    Manuela war am anderen Ende und informierte ihn kurz und knapp
darüber, dass sie sich mit Ute von Heesen bereits wieder auf der Heimreise
befand. »Einer unserer Mitfahrer ist ums Leben gekommen«, brachte sie mühsam
beherrscht über die Lippen. Die genaueren Einzelheiten wollte sie ihm am Abend
erzählen, wenn sie wieder zu Hause war. Er solle sich keine Sorgen machen,
ihnen ginge es gut. Sie waren nur etwas deprimiert.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. Mein Gott, heute kam aber auch
alles zusammen. Na, Hauptsache, den beiden war nichts passiert. Haderlein
stellte den Freelander an einem Café

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