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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gegenüber des Obi-Parkplatzes ab und
beschloss, einen sehr starken Espresso zu trinken. Irgendwie musste er ja wach
werden. Alles Weitere würde sich finden. Bei dem Tohuwabohu der letzten Nacht
würde es noch Tage dauern, bis er wieder seiner normalen Polizeiarbeit
nachgehen konnte.
    Er kaufte sich den »Fränkischen Tag«, ohne sich der ernsthaften
Hoffnung hinzugeben, dass dieser ausnahmsweise einmal etwas Aktuelles brachte.
Von den Tornados stand natürlich nichts drin, das war ja wieder einmal nach
Redaktionsschluss passiert. Aber für den »Fränkischen Tag« passierte eigentlich
alles nach Redaktionsschluss. Also blätterte er eher lustlos durch die Seiten,
bis er auf den Frankenteil stieß. Fast wäre ihm der Kaffee aus der Hand
gefallen. Da war Siebenstädter abgebildet! Fast in voller Leibesgröße. Ein
halbseitiger Bericht über die Gerichtsmedizin in Erlangen und seinen berühmten
Vorsteher, außerdem wurde etwas von den merkwürdigen Leichen geschrieben, an
denen sich der Professor gerade die Zähne ausbiss. Aber auch das würde dieser
schräge Mediziner irgendwann in den Griff kriegen.
    Haderlein legte die Zeitung auf die Seite und dachte einen kurzen
Moment über das letzte Zusammentreffen mit dem Pathologen nach. Noch einmal
musste er über Siebenstädters göttliches Gesicht schmunzeln, als er ihm
Riemenschneider auf den Tisch gestellt hatte.
    Apropos, er schnappte sich das Handy und meldete sich bei
Honeypenny, um zu fragen, wo seine Hilfe gebraucht wurde. Die gute Seele der
Direktion konnte ihm so etliches erzählen. Es wartete Arbeit en masse auf ihn. Allerdings keine, für die ein Kriminologe normalerweise ausgebildet
wurde, aber so war das halt bei Naturkatastrophen. Also gut, dann eben noch ein
schlafloser Tag. Seufzend setzte sich der Kriminalhauptkommissar wieder in den
Landrover. Aber heute Abend würde er früh und endgültig ins Bett gehen. Und
noch dazu mit der Frau seines Herzens neben sich. Er drückte den Startknopf des
Freelanders.
    *
    Dar Raum war in schmucklosem Weiß gestrichen und fensterlos. An der
Stirnseite befand sich eine Metalltür, das Zimmer wurde von indirekten, kalten
Tageslichtlampen erhellt. Leise konnte man das Geräusch einer Klimaanlage
erahnen. Wortlos warf der Mann den »Fränkischen Tag« auf den ovalen Glastisch.
Auf der Frankenseite prangte das Konterfei von Professor Siebenstädter. Der
Bericht war mit gelbem Leuchtstift markiert.
    »Es ist so weit«, sprach der Mann emotionslos in die Runde der
Frauen und Männer, die am Tisch saßen. »Rosenbauer hatte doch recht. Wir haben
die ersten Toten, und wir können darauf wetten, dass es nicht die letzten
bleiben. Also, was werden wir tun?« Auffordernd sah er von einem zum anderen.
Jeder senkte den Kopf. Nur am anderen Ende des Tisches hielt jemand seinem
Blick stand.
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte der bärtige Mann und stand
auf.
    »Was heißt das, darum kümmern?«, fragte eine junge Frau, der die
Panik ins Gesicht geschrieben stand. »Wir sind hier doch total sicher. Niemand
wird uns je finden. Da sollten Sie nichts Unüberlegtes tun! Es gab schon genug
Tote, oder etwa nicht?« Ihre Stimme zitterte.
    »Das braucht Sie überhaupt nicht zu interessieren«, erwiderte der
Bärtige emotionslos. »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, Mädchen. Aber
wenn wir nichts tun, dann fliegt die ganze Sache irgendwann auf, und wir werden
im Knast enden. Lebenslang. Ende der Geschichte. Und zwar für alle Anwesenden.«
Er blickte in die Runde.
    »Gut, ich vertraue Ihnen«, riss der Mann am Kopfende des Tisches das
Gespräch wieder an sich. Die gut aussehende Frau, die die ganze Zeit schweigend
neben ihm gestanden hatte, nickte zustimmend. »Die Alten haben offensichtlich
nicht gereicht. Die Indizien müssen verschwinden.« Er fixierte den Bärtigen.
»Alle«, fügte er noch hinzu. Aber der Nachdruck war unnötig. Er hatte schon
verstanden. Unmerklich lächelnd und mit geschmeidigen Schritten verließ der
Bärtige den Raum durch die Metalltür.
    *
    Theresa Rosenbauer war gerade dabei, ihr Brot auszuwickeln, als sie
sah, wie ihr jemand vom Eingang des Schulhofes zuwinkte. Als sie ihn erkannte,
lächelte sie und lief sofort zu dem großen Wagen, der mit laufendem Motor am
Eingang stand.
    »Was ist los?«, fragte sie fröhlich und blickte aus wachen,
intelligenten Augen in das Gesicht, das ihr so bekannt war. Ihr Gegenüber
beugte sich ebenfalls lächelnd zu ihr herunter und strich der

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