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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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war. In meinem
ganzen Leben habe ich noch nie so ein Durcheinander und Chaos erlebt. Ich bin
total übermüdet, mein Multipla sieht aus wie eine zertretene Konservendose, ein
leibhaftiger Tornado zieht durchs Land, und jetzt hab ich auch noch gleich zwei
völlig undurchsichtige Fälle am Hals. Und dabei soll man dann auch noch ruhig
bleiben und nicht durchdrehen.« Haderlein lachte kurz auf. Es klang zynisch.
    »Und dann müssen Sie zu
allem Überfluss auch noch Fränkisch lernen, wie ich hörte«, schmierte ihm
Ruckdeschl noch spitzbübisch aufs Butterbrot.
    »Stimmt«, musste Franz
Haderlein jetzt doch grinsen. »Das auch noch, und das ist bei Weitem das
Schlimmste.«
    »Das werden Sie schon auch
noch überstehen«, beruhigte ihn der Chef der Spusi. »Der große Haderlein wird
doch nicht verzweifeln, oder?« Die beiden Kämpen schauten sich in die Augen,
und Haderlein klopfte dem guten Ruckdeschl auf die Schulter. Dank brauchte
manchmal keine Worte.
    Von der Seite gesellte sich
der Arzt in Sportkleidung zu ihnen, der versucht hatte, Erste Hilfe zu leisten,
aber leider machtlos gewesen war.
    »Berthold Staiger«, stellte
er sich vor. »Ich habe vorhin Ihre wilde Verfolgungsjagd über den Parkplatz
miterlebt.«
    »Tja«, mischte sich nun auch
der zutiefst frustrierte Lagerfeld in das Gespräch ein. »Ein äußerst
erfolgreiches Unternehmen war das«, gab er knapp zum Besten. »Wir waren richtig
toll.« Seine Stimme klang reichlich sarkastisch. »Wir haben einen weißen Kittel
gefangen.«
    Der Arzt hob etwas
verunsichert die Augenbrauen. »Ah ja, aber was wollte Doktor Rosenbauer überhaupt
mit dem Blut der Leiche, und wieso ist er so schnell wieder verschwunden?«
Unschuldig blickte er von einem Kommissar zum anderen, dann trat er
unwillkürlich einen Schritt zurück. »Entschuldigung, habe ich etwas Falsches
gesagt? Ich wollte wirklich nicht …«
    Lagerfeld packte den Arzt am
Arm und, oh Wunder, nahm sogar seine Sonnenbrille ab. »Wer?«, fragte er
aggressiv. Auch Haderlein konnte nicht glauben, was er da gerade hörte.
    »Na, Dr. Christian
Rosenbauer von der Firma Bartosch. Der, der vorhin dem Toten hier das Blut
abgenommen hat. Ich wollte ja nur wissen, wieso der –« Weiter kam der arglose
Mediziner nicht.
    »Das vorhin, der Typ, der
vorhin abgehauen ist, das war Dr. Christian Rosenbauer von der Bartosch GmbH?«,
fragte Haderlein sicherheitshalber noch einmal nach.
    »Ja, aber sicher. Ich habe
ihn doch persönlich erst letzte Woche bei einem Empfang getroffen.« Verwirrt
blickte der Arzt in die zwei von totaler Verblüffung gezeichneten
Kommissarengesichter. Glaubten ihm die beiden Kriminalisten nicht, oder wie?
Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte gar nichts gesagt. Dann schien der
Ältere der beiden aus seiner Starre zu erwachen und streckte ihm die Hand hin.
    »Vielen herzlichen Dank,
Herr Staiger. Sie haben uns soeben einen großen Dienst erwiesen.« Dann drehten
sich die Beamten um, und Haderlein sagte plötzlich sehr aufgeregt: »Ich werd
echt verrückt, Bernd. Jetzt haben wir nicht mehr zwei verschiedene Fälle,
sondern einen großen.«
    Lagerfeld konnte sehen, wie
es in Haderleins Kopf heftig arbeitete. Seinem Kollegen wurde allmählich etwas
klar. »Die orangenen Leichen und die Rentner auf St. Getreu haben eine
gemeinsame Geschichte«, schlussfolgerte Haderlein fast euphorisch.
    Bernd Schmitt Lagerfeld
kapierte nicht sofort, vergaß darüber für eine Weile sogar seine körperlichen
Entzugsprobleme, doch dann begriff auch er und nickte. Offensichtlich teilten
die Toten im Klinikum und die grausam verunstaltete Leiche vor ihren Füßen
dasselbe dunkle Geheimnis.
    »Allerdings wissen wir
deswegen trotzdem nicht, was hier los ist und wo zum Beispiel unsere Flüchtigen
sind«, warf er ein, aber Haderlein war bereits in Fahrt. Endlich griff ein
Puzzleteil in ein anderes. Endlich ein Punkt, an dem sie weitermachen konnten.
    »Aber wir wissen den Namen
unseres heutigen Flüchtigen und dass dieses mysteriöse hässliche Kind auch
irgendwie mit drinhängt. Und all das hat ab jetzt ursächlich mit unseren
Leichen von St. Getreu zu tun, Bernd. Wir haben einen Angriffspunkt. Und jetzt
brauchen wir nur noch den kriminalistischen langen Hebel, um die Welt aus den
Angeln zu hebeln, um einmal Archimedes zu bemühen«, rief Haderlein begeistert.
    »Da bin ich aber gespannt,
wo du diesen Hebel auftreiben willst«, meinte der nicht ganz so optimistische
Lagerfeld skeptisch.
    Haderlein rieb sich
geschäftig

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