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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Michelsberg
vorbei in die Richtung, aus der sie gerade erst gekommen waren. Das Problem
war, dass Memmelsdorf vom anderen Ende Bambergs noch einmal fünf Kilometer
entfernt lag. Während sie durch die Innenstadt brausten, klingelte Lagerfelds
Telefon.
    Aufmerksam hörte er sich an, was ihm erzählt wurde, und als er das
Handy wieder zuklappte, hatte sich seine Miene erneut verfinstert. »Des is doch
vielleicht ein Scheißdoch«, murmelte Lagerfeld in seinen nicht vorhandenen
Bart. Haderlein schaute ihn nur kurz fragend an, schließlich musste er sich um
den Verkehr kümmern.
    »Die Hunde ham nix finden gekonnt, weil sie dauernd niesen gemusst
ham«, erläuterte er Haderlein im schönsten Bambergerisch den Grund für seine
plötzliche Übellaunigkeit. »Daraufhin ham die Hundeführer abgebrochen,
Feierabend. Glasse, odder? Die glaane Gröde is uns echt durch die Labbn.
Scheiße!«, fügte er noch voller Inbrunst hinzu und donnerte die rechte Faust
gegen die Verkleidung des Armaturenbretts.
    Haderlein schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. Nie im Leben würde er
diesen abartig krummen Dialekt begreifen.
    Der erste Einsatzwagen der Polizei traf bereits nach kurzer Zeit in
Memmelsdorf ein. Irgendeine Streife war sowieso immer in der Nähe des
Quattroballgeländes unterwegs, um sich um Falschparker zu kümmern. Ein
Streifenpolizist sperrte gerade das Handballfeld mit einem Trassierband ab,
während seine junge Kollegin den Ort des Geschehens sicherte und die
Personalien der Zeugen aufnahm. Und von denen gab es wirklich genug. Der große
Basketballer aus München stand geknickt bei der Hauptwachtmeisterin und
beteuerte unaufhörlich, er habe überhaupt nichts gemacht. Zwischenzeitlich stellte
ein mitspielender Arzt, der mit den »Naturidentischen Aromastoffen« gegen »Dr.
Best und die Schwingköpfe« Volleyball gespielt hatte, den Tod des Handballers
fest. Mehr konnte er nicht tun, die Diagnose war eindeutig.
    In dem ganzen Tohuwabohu drängte sich ein Mann im weißen Kittel
durch die Menge. »Kann ich bitte durch?«, musste er in einem fort und
nachdrücklich von sich geben, um zum Toten zu gelangen.
    Schließlich hatte es der schlanke, schwarzhaarige Mann mit den
leicht gräulichen Schläfen geschafft und stieg über das Trassierband. Mit einem
Arztkoffer in der Hand näherte er sich der Polizistin und stellte sich vor.
»Schneider, Gerichtsmedizin Erlangen, wo ist das Opfer?«
    Die Polizistin sah kurz auf und deutete mit ihrem Kugelschreiber
Richtung Handballerleiche. »Ein anwesender Arzt hat schon den Exitus
festgestellt. Er gehört Ihnen, Herr Doktor.«
    Der Arzt nickte und kniete sich neben den Leichnam. Er hatte
Gummihandschuhe übergestreift und drückte seine Finger prüfend in das
Körpergewebe. Die Leiche war noch warm. Eilig öffnete er die schwarze Tasche
und nahm eine Spritze heraus. Mit geübten Griffen legte er den rechten Arm des
Toten so ins Gras, dass er die Nadel der Spritze in die Vene einführen konnte.
Gerade als er ein paar Zehntelliter Blut entnommen hatte, hörte er hinter sich
die nächsten Ankömmlinge.
    Haderlein und Lagerfeld sahen den riesigen Menschenauflauf auf den
Spielfeldern, sodass sie nicht lange suchen mussten. Die Polizeimarken hoch
erhoben, schoben sie sich, Lagerfeld voran, durch die Gaffer. Als sie über die
Absperrung stiegen, bemerkten sie einen Arzt, der sich bereits mit dem Leichnam
beschäftigte, und eine Polizistin, die Personalien aufnahm. Der Arzt, der sich
gerade vom Leichnam erhob, drehte sich um und begrüßte sie freundlich.
    »Schneider, Gerichtsmedizin Erlangen.« Er schüttelte jedem die Hand.
    Haderlein beugte sich über das Gesicht des Toten und erschauerte. An
so einen Anblick konnte man sich einfach nicht gewöhnen.
    »So etwas habe ich noch nicht gesehen«, sagte der Arzt.
    »Ich schon«, erwiderte Haderlein nachdenklich. »Aber die zu den
Symptomen dazugehörigen Leichen wurden gestern Nacht geklaut.«
    »Geklaut?« Der Arzt wurde erst blass, dann nervös. »Gut, gut«, fuhr
er fahrig fort, »ich verstaue erst mal das abgenommene Blut, dann bin ich
gleich wieder da.« Eilig rannte er zur Absperrung und stieg darüber.
    Die beiden Kommissare wandten sich wieder dem Toten zu, als
Lagerfeld plötzlich erstarrte. »Sag mal, Franz, wieso ist eigentlich einer von
der Erlanger Gerichtsmedizin schneller hier als wir? Von Erlangen braucht der
doch mindestens doppelt so lang mit dem Auto.«
    Haderlein schaute erstaunt auf. Dann dämmerte es auch ihm. »Und
wieso wusste

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