Blutfeuer
bilde
mir ein, dass da eine Vergrößerung vorliegt.«
»Möglich«, meinte
Siebenstädter unbestimmt, während er weiter durchs Mikroskop blickte. »Wenn
überhaupt, dann meine ich, so etwas wie Einschlüsse in den Blutkörperchen zu
erkennen. Aber auch das ist mehr zu erahnen, als zu sehen.« Seufzend hob er den
Blick. »Das hat doch keinen Sinn, Lacroix, so wird das nichts.«
Da hatte Siebenstädter
recht, stimmte ihm Vincent Lacroix im Stillen frustriert zu. Sie konnten jetzt
zwar noch eine ganze Reihe Tests durchführen, bei denen etwas herauskam oder
auch nicht, doch persönlich vermutete er, dass sie zu keinem Ergebnis kommen
würden. Es half alles nichts. Wenn sie an kein frisches Blut kamen, würden sie
weiter im Dunkeln tappen müssen.
Christian Rosenbauer
stutzte, dann drehte er die Auflösung des Elektronenmikroskops etwas höher. Da
war doch etwas! Er betrachtete das Blutkörperchen genauer. Natürlich, darin war
etwas eingeschlossen. Nochmals erhöhte er die Auflösung. Jetzt sah er es ganz
deutlich. Er fühlte, dass er der Lösung des Rätsels auf der Spur war.
Tatsächlich! In der Vergrößerung konnte man das Plasmodium gut erkennen. Also
war ein Sporentierchen der Grund allen Übels. Er musste laut auflachen.
Das war ja nicht zu fassen!
Ein Plasmodium! Und er hatte auch schon einen Verdacht, welches. Eine
Riesenlast fiel von ihm ab. Das Plasmodium zu klassifizieren konnte für einen
Spezialisten ja nicht so schwer sein. Allerdings müsste dann das Geheimnis von
»Yellowstone« gelüftet werden, und das würde das Ende für Bartosch bedeuten.
Dann war die Firma endgültig pleite. Aber was sollten solche Gedankengänge,
wenn es um Menschenleben ging.
Schnell lief er aus dem Haus
hinaus, kletterte auf die Bruchsteinmauer und schrieb die SMS in einem richtigen Hochgefühl.
Endlich einmal ein Erfolgserlebnis! Als er die Nachricht an Leonhard
abschickte, dachte er bereits wieder an seine Tochter. Jetzt konnte er
verhandeln, jetzt konnte er die Gegenseite zwingen, sie herauszugeben. Und wenn
sie nicht darauf eingingen, würde er zur Polizei gehen. Dass er das sowieso tun
würde, mussten die gewissenlosen Verbrecher ja nicht wissen.
Wieder im Labor schaute er
sicherheitshalber noch einmal durchs Mikroskop. Das Plasmodium war immer noch
da. Zufrieden setzte er sich in eine Ecke und machte sich ein Bier auf. Ab
jetzt würde es wieder aufwärtsgehen.
Huppendorfer lehnte sich an
seinem Computer zurück. Es waren genau fünf MP 3s
in Bamberg gemeldet. Jeweils zwei in den Farben Grau und Weiß, aber nur einer
in Schwarz, und der war erst vor zwei Tagen auf einen Dr. Leonhard Pechmann
zugelassen worden, der schon einen in Weiß besaß. Es war wohl angebracht, dem
Herrn Doktor einen Besuch abzustatten. Irgendwie hatten da ganz schön viele
Mediziner ihre Finger mit im Spiel, dachte sich Cesar Huppendorfer, während er
zum Verhör mit Daniel Brosst ging. Und danach würde er zu Pechmann fahren.
Eichberg hatte mit der
Führung im obersten Stockwerk angefangen und sich mit den beiden Kommissaren
bis ins Erdgeschoss hinuntergearbeitet. Dabei hatten sie allerlei forschende
Menschen bewundern dürfen. Merkwürdig ruhig war es im ganzen Haus, dachte
Haderlein. Das war eben kein Metall verarbeitender Betrieb, sondern ein
pharmazeutischer. Gerade fuhren sie mit dem Aufzug aus Edelstahl einen weiteren
Stock abwärts.
»So, jetzt kommen wir ins
erste Untergeschoss, meine Herren. Hier wird das Testprodukt für die
Versuchszwecke produziert«, erklärte Eichberg, als sie aus dem Aufzug traten.
Vor ihnen lag ein Raum, der
zur Abwechslung in hellgrauer Farbe gestrichen war. Auf langen Edelstahltischen
konnte man Pulver, Behälter aller Art und kleine Maschinen erkennen. Eine
Zentrifuge war gerade in Betrieb, und eine weibliche Angestellte befüllte durchsichtige
Plastikbeutel an einer kleinen Stanzmaschine mit zitronengelben Tabletten.
»Kommen Sie«, sagte Eichberg
und führte sie zu der Abfüllmaschine. Lagerfeld nahm sich aus einer halb vollen
Plastiktüte eine der Pillen und beäugte sie argwöhnisch.
»Was ist das?«, fragte er
Eichberg hilflos.
»Der neue Hoffnungsträger
der Firma Bartosch«, erklärte ihm der Produktionsleiter bereitwillig. »Sein
Name ist –«
»›Yellowstone‹«, mischte
sich Haderlein in das Gespräch ein. Lagerfeld schaute ihn fragend an. »Ein Mittel
gegen altersbedingte Demenz, richtig?«, erkundigte er sich bei Eichberg, der
den Kriminalhauptkommissar anerkennend über die Ränder
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