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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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fragte
Haderlein, doch Lagerfeld rannte auf einmal los. Von hinter der Tür konnte man
es poltern, fluchen und scheppern hören. Haderlein lief hinterher und erkannte
gerade noch, wie sein Kollege bereits wieder durch die nächste geöffnete
Eisentür verschwand, während hinter ihm leere, verstaubte Flaschen und Büchsen
über den Boden kullerten.
    »Bernd, jetzt warte doch!
Was ist denn los?«, rief Haderlein, der größte Mühe hatte, der wilden Hatz in
dem diffusen Kellerlicht zu folgen. Nach der nächsten Eisentür führte eine Steintreppe
steil nach unten in eine absolute Dunkelheit.
    »Bernd?«, rief Haderlein,
bekam aber keine Antwort. Haderlein zog seine Waffe und holte den Autoschlüssel
des Landrovers hervor. Am kastenförmigen Chipschlüssel war eine kleine
Leuchtdiode eingebaut, um das Schlüsselloch des Freelanders auch im Dunkeln zu
finden. Die Diode war nicht übermäßig hell, aber für diesen Zweck reichte sie.
In dem kleinen, funzeligen Lichtkegel stieg er die Stufen hinunter, bis er nach
circa sechs Treppenwendelungen wieder auf eine eiserne Tür stieß. Haderlein
klopfte mit der Faust dagegen.
    »Bernd, bist du da drin?«,
rief er, so laut er konnte. Das alte Steingewölbe warf seine eigene Stimme hohl
und unheimlich zurück. Niemand antwortete. Haderlein nahm die Waffe in die
rechte Hand und öffnete ruckartig die Tür. Der Raum war stockdunkel, es roch
nach dem Moder von einem Jahrhundert. Die Waffe im Anschlag, ließ Haderlein den
schmal gebündelten Lichtstrahl seines Schlüsselanhängers durch das alte Gewölbe
wandern. Plötzlich hörte er neben sich am Boden ein leises Stöhnen.
    Als er sein Diodenlicht in
Richtung des Geräuschs richtete, sah er einen menschlichen Körper am Boden
liegen. Der Körper trug Krokodillederstiefel, dicht bei ihm lag eine
Sonnenbrille auf dem Boden. Was eher weniger zu Lagerfelds Outfit passte, war
die Platzwunde am Kopf und der hölzerne Knüppel daneben.
    »Bernd, bist du okay?«,
fragte Haderlein, während er versuchte, Lagerfeld aufzurichten.
    »Ja, ja, ja«, erwiderte der
genervt, aber immer noch benommen. »Hast du ihn erwischt?«, fragte er
Haderlein, der noch dabei war, ihm auf die Füße zu helfen, und ihm ein
Papiertaschentuch in die Hand drückte, das er auf seinen verbeulten Hinterkopf
pressen konnte. »Hast du ihn erwischt?«, fragte Lagerfeld noch einmal.
    Haderlein hatte keine
Ahnung, wovon sein junger Kollege redete. »Wen? Wen soll ich erwischt haben?«
Er leuchtete Lagerfeld ins Gesicht. Der junge Kommissar schaute ihn verzweifelt
an.
    »Also ist er schon wieder
abgehauen.« Dabei verzog Lagerfeld schmerzhaft das Gesicht und befühlte die
immer größer werdende Beule.
    Noch einmal leuchtete
Haderlein sicherheitshalber das ganze kleine Kellergewölbe aus. Hier unten gab
es nichts außer Dreck, Spinnen und einem alten Weinregal voll leerer Flaschen.
    »Jetzt sag schon, Bernd«,
meinte Haderlein, »wer ist dir hier abgehauen?«
    »Na, der Zwerg«, sagte
Lagerfeld, als wäre das die logischste Antwort auf der ganzen Welt. »Es war
dieser hässliche kleine Zwerg.«
    Haderlein schaute ihn an,
als ob er ihn jetzt gleich in St. Getreu als Patient abgeben müsste.
    »Das gibt’s doch nicht«,
lamentierte Lagerfeld vor sich hin. »Schon wieder abgehauen!«
    Haderlein stellten sich die
Nackenhaare auf. An ihm war niemand vorbeigelaufen, und in diesem Kellerloch
war auch außer ihnen beiden niemand zu sehen. Langsam begann die ganze
Geschichte unheimlich zu werden.
    Christian Rosenbauer sprang
erfreut auf, als Leonhard Pechmann eintrat. Kaum hatte er die Tür hinter sich
geschlossen, zerrte er ihn zum Mikroskop.
    »Schau dir das an!«, rief er
begeistert. »Das ist die Lösung! Plasmodien. Sporentierchen lösen diese
Reaktion aus. Jetzt brauche ich nur noch jemanden, der mir sagt, was das für
Plasmodien sind, und ich bin aus dem Schneider.« Mit seiner Bierflasche in der
Hand strahlte er wie ein Honigkuchenpferd. »Und jetzt«, sagte er mit halb
erstickter Stimme, »jetzt werde ich mir meine Tochter wiederholen. Jetzt müssen
sie mir Theresa wiedergeben, sonst gehe ich zur Polizei. Gut, dann wird
›Yellowstone‹ eben nicht auf den Markt kommen, aber es werden auch keine
weiteren Menschen sterben!« Aufgeregt trank er den letzten Rest Bier aus seiner
Flasche. Als er sie wieder absetzte, erstarrte er. Leonhard Pechmann hatte
lächelnd eine Halbautomatik auf ihn gerichtet.
    »Gut gemacht, Herr Kollege«,
meinte er in fröhlichem, aber sehr bestimmtem

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