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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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sie nach dem Schusswechsel am vorherigen Tag ihre Waffe abgegeben hatte. Lucy zog ihre Ersatzwaffe aus dem Knöchelhalfter.
    »Hier«, sagte sie. »Du hast neun Schuss.«
    Jenna nickte dankbar. Lucy bedeutete ihr, sich nicht vom Fleck zu rühren und ihr Deckung zu geben. Dann atmete sie tief ein und schlängelte sich entlang der Mauer und an den Holzscheiten vorbei bis zum hinteren Ende der Veranda. Das war die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Die Waffe im Anschlag reckte sie ihren Kopf um die Ecke – und entspannte sich. An die dem Berg zugewandte Seite des Hauses schloss sich eine Terrasse an, die wiederum eine Wiese überblickte. In den Strahlen der Morgensonne, die durch die Wolken fielen, schimmerte der Schnee rot-orange. In einem Stuhl saß ein Mann in einer rot-schwarz gemusterten Wolljacke und richtete sein Gewehr auf einen Bären, der auf Höhe der Baumlinie am Waldrand entlangflanierte.
    »FBI, Mr Mathis. Würden Sie bitte die Waffe herunternehmen?«
    »Kann das nicht warten? Das verdammte Vieh ist anscheinend taub und dumm und ich habe es satt, dass es meinen Müll durchwühlt.«
    Mathis ließ den Bären nicht aus dem Visier, aber das Tier verschwand im Wald. Seufzend stellte er sein Gewehr auf den Boden und wandte sich Lucy zu.
    »Was zum Teufel suchen Sie hier?«
    »Hände hoch, bitte, Mr Mathis.« Der Mann schien erst diskutieren zu wollen, besann sich aber eines Besseren, als er Jenna erblickte, die ihre Waffe auf ihn richtete. Er hob seine Hände und drehte sie in alle Richtungen.
    »In meinen Ärmeln ist auch nichts. Sie sind sich schon bewusst, dass Sie hier unerlaubt Privatgelände betreten? Sie haben kein Recht, Ihre Waffe auf einen Mann zu richten, der sich auf seinem eigenen Grund und Boden befindet.«
    Lucy steckte ihre Waffe weg und gab Jenna ein Zeichen, dasselbe zu tun.
    »Sieht aber so aus, dass Sie uns mit dem Gewehrschuss beunruhigt haben. Wir sind nicht von hier.«
    Mathis verzog seine Nase und rubbelte so lang, bis sie rot wurde. Er mochte Ende dreißig sein, war schlank und durchtrainiert, allerdings hatte er einen dicken Nacken und ausdünnendes Haar. Er stand auf. Jenna zuckte zusammen, aber Lucy beruhigte die jüngere Kollegin, indem sie eine Hand auf ihren Arm legte.
    »Stadtmädels, ja? Sie sollten ins Haus kommen, wo es warm ist und Sie mir erzählen können, warum Sie den ganzen weiten Weg zu mir gekommen sind.«
    »Es verwundert mich, dass Sie sich nicht an der Suche nach den vermissten Jungen beteiligen«, begann Lucy, sobald sie drinnen standen und Tassen mit dampfendem Kaffee in Händen hielten. Mal wieder ein Küchentisch. Dieser bestand aus einem breiten Holzbrett. Bänke an den Seiten, an den Kopfenden jeweils ein Stuhl. Mathis ließ sich an einem Ende nieder, und Lucy wollte gerade auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz nehmen, als er fast unmerklich zusammenzuckte, weshalb sie sich auf eine der Bänke setzte. Jenna blieb neben dem Holzofen stehen und hielt ihre Tasse, als sei sie eine Überlebende der Titanic, die man aus dem Nordatlantik gefischt hatte.
    »Ich würde ja gerne. Ich sollte sicher dabei sein. Aber ich muss mich zuerst um meine beiden Jungen kümmern.« Er sagte das im Tonfall eines Mannes, der zwar frei von Selbstmitleid, aber auch nicht wirklich begeistert über das Kartenblatt war, das ihm das Leben ausgeteilt hatte.
    »Und Ihre Frau?«
    Er schüttelte den Kopf und blickte über seine Schulter in Richtung des Wohnzimmers, aus dem die Geräusche eines Cartoons im Fernsehen drangen.
    »Tot. Letztes Jahr. Betrunkener Fahrer. Nur ich und die Jungs.«
    »Einer Ihrer Söhne heißt Craig?«
    »Ja. Der Ältere. Den nimmt das alles sehr mit. Ich verlange wohl zu viel von ihm.«
    Lucy wusste nicht, wie sie das einordnen sollte. Jennas Beschreibung des Mathis-Jungen hatte sich nicht so angehört, als sei Craig nur etwas mitgenommen. Sie wartete ab, ob Mathis noch etwas hinzufügen würde. Als er schwieg, fragte sie: »Kennt Craig die vermissten Jungen?«
    »Hören Sie. Ich bin ein Mann, der sagt, was er denkt. Ich weiß, dass mein Sohn sich auffällig verhält, aber er hat nichts damit zu tun, dass die Kinder davongelaufen sind. Fragen Sie ihn selbst.«
    Er kippte seinen Stuhl nach hinten und rief in donnerndem Tonfall nach seinem Sohn.
    »Craig, komm mal her. Sofort.«
    Ein mürrisch dreinblickendes, dünnes Kind schlurfte in die Küche. Der Junge sah niemanden direkt an, vor allem nicht seinen Vater.
    »Hast du mit diesen Jungs gesprochen, die

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