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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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stoppelige Backe küsste. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass ich ihm auf diesem Weg etwas mitteilte. Es wurde langsam Zeit endlich die Kate – jetzt Torri – zu sein, die ich war, zumindest vor den Menschen, die ich liebte.
    »Du wirst mir auch sehr fehlen, Schätzchen«, antwortete er mir und zwinkerte sich die Feuchtigkeit aus den Augen. »Aber du kannst über dein MP mit mir in Kontakt treten, wann immer du willst.«
    »Das werde ich, Sam. Ich habe nämlich eine Menge Fragen an dich.«
    Jack half mir in das Hover-Boot, das sofort mit uns Richtung Ausgang schwebte. Kurz bevor wir das Tor erreichten, winkte ich meinem Onkel noch einmal zu, der sich in ein großes Taschentuch schnäuzte, und schickte ihm:
Onkel Sam! Kannst du bitte meine Pflanzen gießen solange ich weg bin? Ich liebe dich!
    Dann verschwand ich mit Jack unter Deck. Der kleine Engel auf meiner rechten Schulter warf mir abgrundtiefe Herzlosigkeit vor und wie ich es nur mit meinem Gewissen vereinbaren könne, meinem kranken Onkel solche Sorgen zu bereiten, während das Teufelchen zu meiner Linken mir zu diesem mutigen Entschluss, endlich einmal mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, gratulierte.
    Um meinem inneren Zwiespalt ein Ende zu setzen, gesellte ich mich zu Jack ans Fenster, durch das wir etwa anderthalb Meilen vor uns mehrere Netzkäfige sahen, auf die Mitch unser Boot zusteuerte. Um gigantische, bewohnbare Masten, die tief in das Wasser ragten, waren ringförmig riesengroße Netze gespannt, die hunderttausend Fische und mehr beherbergten. Die Fischer hatten ihre Unterkünfte in der Mastspitze der Fischaufzucht-Einheit, die aus dem Wasser sah. Ich würde mich darin fühlen wie eine Sardine in der Dose, und war froh, dass mein Magen leer war.

    Seit mehreren Stunden hielten Jack und ich uns nun schon in der winzigen Kabine im Inneren des Mastes auf, in der gerade für ein schmales Stockbett Platz war. Mein Kopf hing aus einem bullaugenförmigen Fenster, denn mein Magen sträubte sich gegen die ungewohnten Bewegungen des Bodens und wollte mir jede Sekunde Hallo sagen. Nur die frische Brise, die um meine Nase wehte, machte meine Übelkeit erträglicher.
    Obwohl wir nur langsam vorankamen, hatten wir Greytown schon seit einiger Zeit aus den Augen verloren. Jack saß auf dem unteren Bett und wühlte in meinem Rucksack. Ihm schien der Seegang nichts auszumachen. Die Pille, die ich vor ein paar Minuten von einem Besatzungsmitglied bekommen hatte, entfaltete bereits ihre Wirkung, also setzte ich mich neben Jack auf die weiche Matratze. »Kaum kennen wir uns ein paar Tage, schnüffelst du schon in meinen Sachen rum.« Frech grinste ich ihn an.
    »Was?« Unter gerunzelter Stirn schaute er zu mir auf. »Oh, ich habe mich nur daran erinnert, dass ich etwas auf deinem Dachboden gefunden habe, was ich mir genauer ansehen wollte.«
    Ich wusste, was er meinte, worauf ich den Player aus einer der vielen Seitentaschen zog. »Wenn du dir Oldies anhören willst, wirst du Pech haben. Das Ding hat schon lange seinen Geist aufgegeben.«
    Jack drehte das kleine Abspielgerät mehrmals in den Händen hin und her, um es akribisch zu inspizieren. Dann drückte er auf eine Taste, während er gleichzeitig die Oberfläche mit den Bedienelementen zur Seite schob. Er wendete das geöffnete Gehäuse und klopfte ein kleines gräuliches Buch auf seine Handfläche. Jetzt war ich echt baff!
    »Ich wusste doch, dass das hier ein F-G ist!«, rief Jack sichtlich erfreut aus. »So einen ähnlichen Player hatte ich als Kind auch. Hab darin immer meine Schätze versteckt.«
    »Ein F-was?«, fragte ich verdutzt. Hatte ich noch nie gehört.
    »Ein Fool-Gimmik. Das ist irgendein Ding, das vortäuscht etwas zu sein, was es gar nicht ist, um etwas anderes zu tarnen«, erklärte mir Jack gedankenverloren, während er das winzige Heft aufschlug. Es war aus richtigem Papier und schien schon sehr alt zu sein. Die kleinen Seiten waren vergilbt und wellig. Als Jack die Ecken über seinen Daumen gleiten ließ, erkannten wir, dass das Büchlein vom Anfang bis zum Ende mit einer gedrängten blauen Handschrift vollgeschrieben war.
    »Es scheint eine Art Tagebuch zu sein.« Jack reichte es mir.
    Aufgeregt blätterte ich mit meinem Fingernagel die erste Seite auf und erkannte das Datum meiner Geburt. Laut las ich vor:
    »Heute wurde unsere Tochter Kate geboren. Ich bin während des Kaiserschnitts nicht von Rosies Seite gewichen, denn ich wollte unser Kind als Erster sehen. Ich bin so

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