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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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Erkenntnisse richtig verdauen, bevor ich etwas sagte.
    Fyn fuhr fort: »Außerdem sind diese locked room -Fälle ja immer etwas verzwickt. Unter Umständen müssen wir zum Schluss beide freisprechen, weil wir nicht beweisen können, wer für die Tat wirklich verantwortlich ist. Der Staatsanwalthat sich auf den Vater eingeschossen. Schließlich war er es, der die Kleider und die Kinderwagenmatratze weggeschmissen und vermutlich auch alle alkalischen Reinigungsmittel aus dem Haus entfernt hat.«
    Ich nickte. Er konnte das natürlich nicht sehen, weshalb ich zögernd ein »Hm-jaa« hinzufügte und dann noch einmal zu bedenken gab, dass das mit Münchhausen ja auch nur so eine Idee gewesen war. »Aber danke, dass Sie’s überprüft haben.« Ich lächelte in den Hörer, was er natürlich auch nicht sehen konnte.
    Irgendetwas an dieser Mutter beschäftigte mich, andererseits war ich froh darüber, dass sie den Vater unter die Lupe nehmen wollten. Dann musste ich mich nicht darum kümmern.
    Ich hatte meine erste Obduktion erst gegen zehn Uhr, sodass mir noch Zeit blieb, ein paar E-Mails zu beantworten. Ich hatte mehr als vierzig Nachrichten bekommen, seit ich meinen Account zum letzten Mal überprüft hatte, stürzte mich aber gleich auf die eine, die unverkennbar von »E« stammte:
    Dr. Krause,
    Wir mussten drei Monate warten, bis wir einen Termin bei dem dritten Herzspezialisten bekamen, an den Dr. Shirley uns überwiesen hatte. Nummer zwei war mal wieder ein Quacksalber eines Provinzhospitals gewesen, mit lächerlicher Ausrüstung und einer bäuerlichen Einstellung, der ganz bewusst alles darangesetzt hat, weitergehende Untersuchungen zu sabotieren. Diese Sätze hatte ich inzwischen schon so oft gehört, dass ich sie selbst zu benutzen begann. Oft genug hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon gesagt, wie sehr ich mir wünschte, dass dieser Sache auf den Grund gegangen wurde. Denn in einem Leben mit Blutproben, Analysen,Injektionen, Krankmeldungen, langen Aufenthalten auf irgendwelchen Krankenbetten und einem Berg von Medizin dauert es nicht lang, bis man sich wirklich krank fühlt und nur noch hofft, dass die Erwachsenen endlich die Ursachen finden.
    Mutter umklammerte das Lenkrad mit weißen Knöcheln und starrte wie ein Stier, der vor sich ein rotes, flatterndes Tuch ausgemacht hatte, durch die Windschutzscheibe. Sie murmelte fluchend vor sich hin und schimpfte über all die Scharlatane, bei denen wir schon gewesen waren. »Du bist doch wohl KRANK«, schrie sie plötzlich und wandte sich mir zu. »Und die führen sich auf, als wäre ihnen das alles egal!«
    »Ja, Mama, das finde ich auch, aber bleib ruhig, wir schaffen es schon noch, der Sache auf den Grund zu gehen.«
    Mutter parkte den Wagen vor einem hübschen, weißen und sehr neuen Krankenhaus, zog wütend die Handbremse an und sagte: »So, jetzt muss das aber klappen. Dieses Mal erzählst DU – und denk dran, wirklich ALLES zu erzählen, damit ich nicht wieder wie ein Idiot dastehe.«
    Ich biss die Zähne fest zusammen und schloss die Augen. Wenn ich mich nur an alles erinnern konnte! Das schaffte ich doch nie. Ich wusste nie, was ich sagen sollte, und Mutter wurde dann immer so wütend. Also, was musste ich sagen? Schmerzende Stiche in der Brust? Kurzatmigkeit? Müdigkeit? Vielleicht hatte Dr. Shirley das ja auch schon im Arztbrief vermerkt?
    Der neue Arzt war sehr konzentriert und heftete seine rabenschwarzen Augen auf meine hektisch redende Mutter, als ginge es um Leben und Tod. Ich musste wieder einmal schweigen. Der Arzt wollte noch einmal ein Kardiogramm machen. Dieses Mal aber doppelt so lang wie beim letzten Mal. Er klappte die Akte zu, machte mit den Lippen ein ploppendes Geräusch und verschwand aus dem Zimmer. Es gab keinen Zweifel daran, dass dieser Mann effektivwar und alles im Griff hatte. Aber noch während ich dasaß und nachdachte, dass dieser Arzt der Sache nun wirklich auf den Grund gehen würde, begann ich mich zu fragen, ob es wirklich mein Herz war, das so komplett aus den Fugen geraten war. Es konnten ja auch mein Blinddarm oder mein Kopf sein. Wir hatten mal einen Mitschüler, dem man den Blinddarm herausgenommen hatte und der anschließend ganz schnell wieder gesund geworden war. Und ein paar andere hatten irgendwelche Gehirnschäden und gingen in Spezialklassen. Aber die wurden deshalb nicht gesund, weshalb ich lieber nichts am Kopf haben wollte. Meine Mutter saß neben mir. Sie versuchte mir einzureden, dass wir nun endlich einen

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