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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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kompetenten Arzt gefunden hatten. »Was macht es schon, wenn du zwei statt einem Tag an diesen Apparaturen hängst. Wenn wir der Sache dadurch auf den Grund gehen können.«
    Dann ging sie und die Krankenschwester schmierte mir Rasierschaum auf die Brust. Ich fixierte mit meinen Augen ihren weißen Arm, die braunroten Muttermale auf der Unterseite, und ließ mich von den ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen der Rasierklinge einlullen. Als die Schwester das Gel auftrug, die weißen Kontaktpads hineindrückte und mit Pflastern verklebte, starrte ich auf ihren konzentrierten, leicht geöffneten Mund. Dann wurde ich wieder mit den üblichen Kabeln verstöpselt.
    Meine Mutter nannte meine Ärzte immer unglaublich schnell beim Vornamen. Zwei Tage später stand sie deshalb mit »Michael« zusammen und ließ sich erklären, dass es sich vermutlich um periodische Herzrhythmusstörungen handelte. Ich saß auf einem Stuhl in der Ecke, während Mutter und Michael die Analyseresultate betrachteten, die auf seinem Schreibtisch lagen.
    »Heißt das, dass sie am Herz operiert werden muss?« Ein Strahlen ging über das Gesicht meiner Mutter. Sie sah wirklich aus, als stünde sie in einem göttlichen Licht. »Ich würde da natürlich zustimmen,Michael, wenn wir das Übel damit ein für alle Male beseitigen könnten.«
    »Nein, nein, das kommt gar nicht infrage. Aber wir sollten noch ein paar weitere Analysen vornehmen …«
    Also meldete meine Mutter mich in der Herzabteilung des Krankenhauses an. Es war wie Schlangestehen für das Ferienlager der Pfadfinder, dachte ich, als wir draußen auf dem Flur hinter zwei älteren Damen warteten, die der Schwester hinter der Glasscheibe immer neue Fragen stellten. Aber roch es in einem Pfadfinderlager auch so gut und sicher? Ich liebte den Geruch nach Krankheit, Reinigungsmitteln und Medizin. Er gab mir Sicherheit.
    Am späten Vormittag wurde ich von meinem sauberen, weißen Bett in einem Rollstuhl zu einem Bewegungsraum gebracht, obwohl ich selbst gehen konnte. Vorher hatte ich auch noch dampfend heißes Gulasch bekommen. Die Fürsorge, die mir hier zuteilwurde, machte mich wirklich froh und dankbar.
    Die Schwester klebte wieder die weißen Kontaktpads auf meine Brust und schloss die Kabel an ein Gerät an. Dann zog sie mich vorsichtig aus dem Rollstuhl und schob mich auf ein Laufband. Sie schnallte mir einen Gürtel um die Hüfte und befestigte ihn zur Sicherheit an den Stangen des Laufbands, falls ich fallen sollte. Sofort war ich außer Atem. Am nächsten Tag ging es besser und tags darauf noch besser. Alle waren beeindruckt von mir, und nie in meinem Leben war ich glücklicher gewesen. Ich war sehr gerne dort, und ich liebte die Fürsorge, das Essen und die vielen Stunden, in denen meine Mutter nicht da war. Auf der anderen Seite sah ich sie kaum, wenn sie während der kurzen Besuchszeit da war, denn meistens konferierte sie mit den Schwestern und Ärzten, wenn es auch mehr so aussah, als unterhielten sie sich über irgendwelche anderen Sachen. Immer wieder hörte ich Mutters hohes, perlendes Lachen.
    Auf dieser Station voller alter Menschen war ich eine umsorgte Seltenheit, und wenn ich auf dem Laufband umfallen musste, um noch etwas länger bleiben zu dürfen, dann tat ich das eben.
    Ich lag gerade im Bett und las in einem Buch, als eine der nettesten Schwestern mit einem kleinen Rolltisch, auf dem alle möglichen Sachen lagen, in mein Zimmer kam. Diese Dinge mussten für jemand anderen gedacht sein, denn sie sagte:
    »Na, freust du dich, dass du bald wieder nach Hause darfst?«
    »Hm.« Oh nein, dieser liebe Mensch mit den dunklen Locken wollte mich nach Hause schicken!
    Doch dann nahm sie einen Rasierer aus ihrer Kitteltasche und sagte:
    »Aber einmal müssen wir dich noch rasieren, kleiner Schatz.«
    Ich sah sie entsetzt an, und sie las meine Gedanken. Auf meiner Brust konnte wirklich nicht mal mehr ein mikroskopisch feiner Flaum sein. Schließlich fügte sie selbst hinzu: »Da unten!«, und zeigte auf meine Oberschenkel.
    Mein krankes Herz pumpte wie wild in meiner Brust. »Aber ich bin doch wegen meinem Herz hier. Da unten ist doch alles in Ordnung.«
    »Wenn der Arzt da einen Schnitt machen muss, dürfen da keine Haare im Weg sein.« Ich riss die Augen auf, während mein Herz immer wilder pochte.
    »Das ist für den Katheter. Du willst doch auch, dass sie herausfinden, was mit dir nicht in Ordnung ist, oder?«
    Ich starrte sie nur an und spürte die Panik in mir

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