Blutgeld
inne, vor Scham und Kummer, und merkte dann, dass er das wichtigste Detail vergessen hatte. «Dieser Mann heißt Nassir Hammud.»
«Aha», sagte Hoffman. Er hatte den Namen schon einmal gehört, aber er wusste nicht mehr, wo. Er sah wieder auf die Uhr. Noch ein paar Minuten, und dann würde er diesen armen Kerl endlich loswerden.
«Er hatte schon immer ein Auge auf meine Frau geworfen, Sir», fuhr der Filipino fort, «aber sie hat ihn nie beachtet. Ich glaube, das hat ihn wütend gemacht.» Er wandte sich ab.
Hoffman nickte. «Was macht dieser Nassir Hammud?», fragte er.
«Er ist ein sehr mächtiger Geschäftsmann, Sir. Aus dem Irak. Er ist reicher als alle anderen, und ihm ist egal, was er anderen Menschen antut. Er hat eine Firma in London, die andere Firmen kauft. Vielleicht haben Sie davon gehört?»
«Wie heißt die Firma?»
«Coyote Investment, Sir.» Seine Augen leuchteten auf, als er spürte, dass sich Hoffman wider Willen für die Sache zu interessieren begann.
«Ach ja?» Jetzt fiel Hoffman wieder ein, wo er Hammuds Namen gehört hatte. Einige Monate zuvor hatte es ein Angebot für eine Reifenfabrik in Portugal gegeben. Die Fabrik war für achtzig Millionen Dollar gekauft worden, und der Käufer entpuppte sich als irakischer Geschäftsmann, von dem noch niemand gehört hatte und der Hammud hieß. Damals hatte Hoffman sich vorgenommen, mehr über diesen neuen Player im arabischen Finanzspiel herauszufinden, hatte es dann aber wieder vergessen.
«Ja, Sir, Coyote Investment. Und er hat noch viele andere Firmen, überall. Er ist so reich, dass ihm ganz egal ist, was er macht.»
Die Erzählung des jungen Mannes wurde plötzlich vom Dröhnen eines Motorrads unterbrochen, das die North Audley Street hinaufraste, begleitet vom Protestgehupe eines Autos. Hoffman sah aus dem Fenster. Auf der anderen Straßenseite unterhielten sich zwei Männer in schwarzen Anzügen. Einer blickte zu dem Gebäude hoch, in dem sich Hoffmans Büro befand. Sie sahen gelangweilt aus. Hoffman wandte sich wieder seinem Besucher zu.
«Das ist alles sehr interessant, Mr. Pinta. Aber wie gesagt, ich bearbeite keine Mordfälle. Gehen Sie zur Polizei. Sollen die ermitteln. Das ist ihr Job.»
«Ich war schon bei der Polizei», sagte er ruhig, «und die haben nichts unternommen. Ich war vor zwei Wochen dort, und sie wollen nicht mal mit mir reden. Sie sagen, Mr. Hammud sei kein Verdächtiger im Mordfall meiner Frau, sie suchten nach Hinweisen, aber bis jetzt hätten sie nichts. Es tue ihnen sehr leid, aber was könnten sie schon machen? Er ist ein reicher Araber, und ich bin irgend so ein armer Filipino. Verstehen Sie? Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen.»
«Seien Sie nicht albern. Die Polizei wird ermitteln. Wir sind in England. Wir haben hier Gesetze.»
«Aber nicht für Leute wie Mr. Hammud. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, Sir, die Polizei will nichts über Mr. Hammud hören. Sie erzählen mir ständig, er sei ein sehr wichtiger Mann, ein Freund von diesem und jenem, und sofern ich noch irgendwelche Fragen hätte, solle ich mich an die philippinische Botschaft wenden. Ich sage Ihnen, Sir, die haben Angst vor ihm. Sie müssen mir einfach helfen, Informationen zu finden, die ich der Polizei geben kann. Sonst gibt es keine Hoffnung.» Er deutete mit einem Kopfnicken auf das Foto von seiner toten Frau, das immer noch umgedreht auf dem Tisch lag. «Keine Hoffnung.»
Hoffman betrachtete ihn, wie er zusammengekauert in dem großen Sessel vor seinem Schreibtisch saß und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Er erinnerte Hoffman an ein Meerschweinchen, das er als kleiner Junge gehabt hatte und dessen einzige Überlebenstaktik darin bestanden hatte, sich zu verstecken. Es war unmöglich, kein Mitleid mit diesem jungen Witwer zu empfinden oder ihm nicht irgendwie helfen zu wollen.
«Passen Sie auf», sagte Hofmann. «Ich will mal sehen, ob ich irgendwo in meinen Verzeichnissen etwas über Hammuds Geschäfte finden kann. Das dauert nicht lange. Aber mehr kann ich leider nicht für Sie tun. Dann muss ich wieder an die Arbeit. Wäre Ihnen damit geholfen?»
«O ja, Sir», sagte der junge Mann nickend. «Das wäre sehr hilfreich, glaube ich. Wenn Sie etwas Schlechtes über seine Geschäfte finden, dann hört die Polizei mir vielleicht zu.»
Hoffman ging zu seinen Bücherregalen und zog einen dicken Band heraus, in dem alle in Großbritannien registrierten Firmen aufgelistet waren. Er schlug ihn bei C auf und forschte nach
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