Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Angeline Wasserman kannte vielleicht sein Gesicht, aber die getönten Fenster des Rover hätten verhindert, dass sie ihn erkennt. Es war ohnehin sein Gefährt, worauf sie sich konzentrierte - ›Zwillingskarma‹.«
Er suchte Wassermans Telefonnummer in seinem Notizbuch und tippte sie ein. »Ms. Wasserman? Hier ist noch einmal Lieutenant Sturgis … das weiß ich doch, aber nur noch eine Frage, okay? Es gibt einen Gentleman, der regelmäßig bei Barneys einkauft, Mitte vierzig, gut aussehend, weiße Haare - Sie kennen ihn … oh … nein, es geht eher … vielleicht … okay, vielen Dank … nein, das war’s schon.«
Er beendete das Gespräch. »›Das ist Brad , ich sehe ihn ganz oft . Ist ihm etwa auch irgendetwas gestohlen worden?‹«
»Sie betrachtet ihn als Opfer, nicht als Verdächtigen«, sagte ich, »weil er begütert und elegant ist.«
»Du hast’s erfasst. ›Toller Bursche, hat einen großartigen Geschmack, Sie sollten mal die phantastischen Wagen sehen, die er fährt, Lieutenant, jeden Tag einen anderen.‹ Angeline und der gute Brad haben sich offenbar schon immer in Kleidungsfragen gegenseitig um Rat gefragt. Er ist stets aufrichtig, aber dabei ›sensibel‹.«
»Charmanter Bursche.«
»Glaubst du, die Tatsache, dass er mit Noras Wagen durch die Gegend fährt, bedeutet, dass Nora und Meserve mit ihm unter einer Decke stecken? Oder dass sie Pech gehabt haben?«
»Keine Ahnung, aber auf jeden Fall hatte Brad etwas mit den Anrufen bei Vasquez zu tun.«
»Um seinem eigenen Cousin den Garaus zu machen.«
»Demselben Cousin, den er als Hausmeister eingesetzt und in einem Dreckloch hat wohnen lassen. Wenn man Brads Herkunft in Betracht zieht, können Blutsbande auf alle möglichen Arten verdreht werden. Falls Vasquez die Wahrheit gesagt hat, was die Anrufe in der Woche zuvor betrifft, haben wir es mit einem sehr gut durchdachten Plan zu tun.«
»Jemanden zu einem Mord anstiften«, sagte er. »Wie konnte Brad sicher sein, dass Vasquez durchdreht und Peaty erschießt?«
»Das konnte er nicht, aber er kannte die beiden Beteiligten und Mrs. Stadlbraun und ist ein gewisses Risiko eingegangen. Mir hat er erzählt, er hätte bei Vasquez kein gutes Gefühl gehabt, ihm aber trotzdem die Wohnung vermietet, weil es juristisch keine andere Möglichkeit gab. Das ist Blödsinn. Ein Hausbesitzer, besonders einer mit Brads Erfahrung, kann immer einen Grund finden.«
»Ein Glücksspiel«, sagte er.
»Brad hat mal in Vegas gelebt. Wenn es an einem Tisch nicht klappt, geht man zum nächsten.«
»Okay, nehmen wir an, er hat Vasquez zu dem Mord an Peaty angestiftet. Warum?«
»Angesichts von Peatys Vorstrafen und seiner Art, junge Frauen in Angst und Schrecken zu versetzen, würde er einen perfekten Sündenbock für Michaela und Tori und andere vermisste Mädchen abgeben, die vielleicht noch auftauchen. Sieh dir doch an, was nach Peatys Tod passiert ist: Du hast Peatys Van durchsucht und den Kasten mit Entführungswerkzeug entdeckt, der praktischerweise hintendrin verstaut war - kein wirklich gutes Versteck. Und siehe da! Es war eine Schneekugel in der Werkzeugkiste. Genauso eine wie auf dem Sitz von Meserves Toyota. Von der du überhaupt erst erfahren hast, weil Brad dich voller Panik anrief, nachdem er den Wagen auf einem seiner Garagenplätze entdeckt hatte. Falls Meserve mit Nora aus der Stadt verschwunden ist, warum hat er sein Auto dann an einem Ort zurückgelassen, wo es mit Sicherheit entdeckt würde? Zumindest hätte er den Toyota in Noras Garage - die übrigens leer ist - unterstellen und damit verhindern können, dass Brad sauer wurde.«
»Übrigens«, sagte er.
»Brecheisen.«
Er schüttelte den Kopf und trank einen Schluck.
»Vielleicht ist Nora nicht die Einzige mit Theater-Interessen. Wir wissen auch nur aus dem Grund von der Schneekugel, weil Brad sie erwähnte, als wir mit ihm in seinem Haus geredet haben.«
»Wo er Meserve als jemanden darstellte, der nur an Noras Geld interessiert war. Was war das? Noch eine falsche Information?«
»Oder es stimmte, und er hatte gute Gründe, Meserve zu hassen.«
Er lockerte seinen Gürtel, zermalmte Eis zwischen seinen Backenzähnen und schluckte es hinunter. Griff sich die Rechnung.
»Auf dich oder das Department?«, fragte ich.
»Zu deiner Information: Ich versuche, mich an die Stoßstangenaufkleber-Weisheit zu halten, dass spontane Akte der Nächstenliebe bla bla bla. Vielleicht belohnt mich der Allmächtige damit, dass er dieser Scheiße hier ein
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