Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
er hat sie und Meserve verschwinden lassen. Ich setze mein Geld auf Tür Nummer zwei.«
»All die Jahre kümmert er sich um zwei Pfeifen, die zufällig Mitglieder des Clubs vom Glücklichen Sperma sind. Warum soll er das auf einmal ändern?«
»Nora hat sich immer seinen Wünschen gefügt. Vielleicht hat sich das geändert.«
»Meserve taucht auf«, sagte er.
»Und gewinnt ihre Zuneigung«, sagte ich. »Noch ein selbsternannter Spieler, gut aussehend, ehrgeizig, ein Manipulant. Jünger als Brad, aber ihm nicht unähnlich. Vielleicht war es das, was Nora überhaupt an ihm attraktiv fand. Aus welchem Grund auch immer, sie wollte ihn nicht so einfach aufgeben wie die anderen.«
»Meserve schlängelt sich in ihr Herz und in ihre Brieftasche hinein.«
»Eine tiefe Brieftasche. Brad hat nominell eine Vollmacht, aber das Familienvermögen gehört nicht ihm. Nora ist nicht ganz dicht, aber es wäre schwierig nachzuweisen, dass sie, juristisch gesehen, nicht geschäftsfähig ist. Falls sie die Kontrolle über ihr eigenes Vermögen verlangt hätte, würde das für Brad ein ernstes Problem bedeuten. Falls sie Billy überzeugen würde, dasselbe zu tun, wäre das eine Katastrophe.«
»Bye-bye, schöne Fassade.«
»Verbannt, wenn er nicht mehr gebraucht wird«, sagte ich. »Genau wie in seiner Kindheit.«
Wir gingen schweigend zu unseren Wagen.
»Michaela und Tori und die Gaidelas’ und Gott weiß wie viele andere werden aus Blutrünstigkeit getötet«, sagte er, »und Nora und Meserve aus finanziellen Gründen?«
»Oder einer Mischung aus Blutrünstigkeit und finanziellen Gründen.«
Er erwog diese Möglichkeit. »Daran ist nichts Neues, nehme ich an. Ricks Verwandte haben im Holocaust nicht nur ihr Leben verloren. Ihre Häuser und ihr Geschäft und all ihre anderen Besitztümer wurden konfisziert.«
»Nimm dir alles«, sagte ich. »Die ultimative Trophäe.«
41
Wir nahmen den Seville zum Santa Monica Cañon.
In Brad Dowds Zufahrt standen weder ein Porsche noch ein anderes Auto. In dem Redwood-Haus brannte kein Licht, und auf Milos Klopfen kam niemand an die Tür.
Ich fädelte mich in den schleichenden Verkehr auf der Channel Road ein, kam schließlich am Küsten-Highway an, wo mich fließender Verkehr von Chautauqua bis zur Colony begleitete. Sobald wir an der Pepperdine University vorbei waren, öffnete und streckte sich das Land, und die Straße wurde freier. Das Meer war wie aus Schiefer. Hungrige Pelikane stießen ins Wasser. Die Sonne stand noch am Himmel, als ich an der Kanan Dume Road ankam und in den Latigo Cañon einbog.
Eine Karte von Billy Dowds Grundstück, die Milo sich im Grundbuchamt hatte geben lassen, lag in seinem Schoß. Vier Hektar, eine Baugenehmigung war nie erteilt worden.
Der Seville ist kein Wagen für die Berge, und ich fuhr langsamer, als die Straße steiler wurde und die Kurven enger. Es war nichts auf ihr zu sehen, bis ich zu der Stelle kam, an der Michaela sie schreiend überquert hatte.
Ein alter brauner Ford-Pick-up war dort an der Abzweigung geparkt. Ein alter brauner Mann stand da und schaute ins Gebüsch.
Ein kariertes Hemd, staubige Jeans, ein Bierbauch, der über die Gürtelschnalle hing. Eine lange Hakennase zeichnete sich scharf gegen den Himmel ab.
Unter der Motorhaube des Pick-ups quoll Rauch hervor.
Milo sagte: »Fahr rechts ran.«
Der alte Mann drehte sich um und beobachtete uns. Seine Gürtelschnalle war aus getupftem Messing, ein übergroßes Oval mit dem Basrelief eines Pferdekopfs.
»Alles in Ordnung, Mr. Bondurant?«
»Was spricht dagegen, Mr. Detective?«
»Sieht aus, als wäre der Motor heiß gelaufen.«
»Das macht er immer. Er hat ein Loch im Kühler, und solange ich ihn schneller füttere, als er hungrig wird, ist alles in Ordnung.«
Bondurant schlurfte zu dem Pick-up, griff durch das Beifahrerfenster und zog einen gelben Plastikkanister mit Frostschutzmittel heraus.
»Flüssignahrung«, sagte Milo. »Sind Sie sicher, dass der Motorblock nicht reißt?«
»Machen Sie sich Sorgen um mich, Mr. Detective?«
»Dein Freund und Helfer.«
»Haben Sie irgendetwas über das Mädchen herausgefunden?«
»Wir arbeiten noch dran, Sir.«
Bondurants Augen verschwanden in einem Geflecht aus Falten und Runzeln. »Das heißt nichts, wie?«
»Hat den Anschein, als hätten Sie über sie nachgedacht.«
Die Brust des alten Mannes schwoll an. »Wer sagt das?«
»Das hier ist die Stelle, wo Sie sie gesehen haben.«
»Es ist auch eine Abzweigung«, erwiderte
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