Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
ihm zahlen?«
»Achthundert die Woche.«
»Ein sehr kreativer Berater«, sagte Milo.
»In der Tat«, erwiderte Dowd. »Darum ging es mir. Nora hat keine Vorstellung von finanziellen Dingen. Wie die meisten Künstler.«
»Wie lange ist es her, dass sie nach dem Geld gefragt hat?«
»Nachdem sie ihm den Job angeboten hatte. Eine Woche oder so, bevor Meserve und das Mädchen diese Nummer abgezogen haben. Vielleicht war das der Grund, warum er es getan hat.«
»Was meinen Sie damit?«
»Dass er Noras Zuneigung mit einer kreativen Vorstellung zu gewinnen versuchte. Falls das der Plan war, ist der Schuss nach hinten losgegangen.«
»Ihre Schwester war nicht angetan.«
»Ich würde sagen, nein.«
»War sie aufgebracht über die angebliche Entführung oder über etwas anderes?«
»Was zum Beispiel?«
»Dass Meserve mit einer anderen Frau zusammen war.«
»Eifersucht? Das bezweif le ich ernsthaft. Zu diesem Zeitpunkt war Nora mit ihm fertig.«
»Kommt sie rasch über Männerbekanntschaften hinweg?«
»Da war nichts, worüber sie hätte hinwegkommen müssen«, sagte Brad Dowd. »Sie sah ein, dass ich recht hatte, schenkte ihm keine Beachtung mehr, und er scharwenzelte nicht länger um sie herum.«
»Was hat Ihre Schwester an der vorgeblichen Entführung gestört?«
»Die Publicity.«
»Daran haben die meisten Schauspielerinnen nichts auszusetzen.«
Dowd stellte seine Flasche Bier auf der Veranda ab. »Detective, Noras Schauspielkarriere beschränkt sich auf einen einzigen Auftritt in einer Sitcom vor fünfunddreißig Jahren, als sie zehn war. Sie hat die Rolle bekommen, weil ein Freund unserer Mutter seine Beziehungen hat spielen lassen. Danach ist Nora zu einem Vorsprechen nach dem anderen gegangen. Als sie sich dafür entschied, ihre Bemühungen auf den Unterricht zu konzentrieren, war das ein vernünftiger Entschluss.«
»Den Gegebenheiten Rechnung tragen«, sagte Milo.
»Darum geht es doch, Detective. Meine Schwester hat Talent, aber das haben hunderttausend andere auch.«
Ich sagte: »Also meidet sie das Auge der Öffentlichkeit.« »Wir bleiben lieber unter uns.« Dowd nahm einen großen Schluck und leerte seine Flasche. »Gibt es sonst noch was?«
»Hat Ihre Schwester je von Michaela Brand geredet?«
»Nicht mit mir. Sie war auf keinen Fall eifersüchtig. Gut aussehende junge Leute gehen in Noras Welt ein und aus. Jetzt sollte ich aber wirklich aufhören, über ihr Privatleben zu reden, finde ich.«
»In Ordnung«, sagte Milo. »Konzentrieren wir uns auf Meserve.«
»Wie ich schon sagte, ein Mitgiftjäger«, erklärte Dowd. »Ich habe mich eingemischt, aber manchmal muss man sich auch einmischen. Am Ende war meine Schwester dankbar, dass sie sich mit so jemandem nicht eingelassen hatte. Vielleicht sollten Sie ihn als Mörder dieses Mädchens in Betracht ziehen.«
»Aus welchem Grund, Sir?«
»Wegen seines Frauenbilds, er hatte eine Beziehung zu dem Opfer, und Sie haben gerade gesagt, dass er vermisst wird. Ist es nicht ein Schuldeingeständnis, wenn man wegläuft?«
»Von was für einem Frauenbild reden wir?«, fragte Milo.
»Sie kennen den Typ. Er lächelt ungezwungen, verlässt sich auf sein gutes Aussehen. Er hat schamlos mit meiner Schwester geflirtet. Ich will offen sein: Er hat ihr geschmeichelt, und Nora hat es ihm abgekauft, weil sie...«
»Leicht zu beeindrucken ist.«
»Leider. Immer, wenn ich im PlayHouse vorbeikam, war er mit Nora allein. Folgte ihr auf Schritt und Tritt, machte ihr den Hof, saß zu ihren Füßen, warf ihr bewundernde Blicke zu. Dann fing er an, ihr billige kleine Geschenke zu machen - Flitterzeug, kitschigen Touristenscheiß. Eine Schneekugel, halten Sie das für möglich? Die Ecke Hollywood und Vine . Um Gottes willen, wann hat es zum letzten Mal in Hollywood geschneit?« Dowd lachte. »Ich würde zu gerne glauben, dass er Noras Seele und ihre innere Schönheit attraktiv fand, aber seien wir realistisch. Sie ist naiv, in den Wechseljahren und finanziell unabhängig.«
»Wie haben Sie sie davon überzeugt, dass Meserves Absichten bedenklich waren?«, fragte ich.
»Ich war ruhig und hartnäckig.« Er stand auf. »Ich hoffe, Sie schnappen denjenigen, der das Mädchen umgebracht hat, aber lassen Sie bitte meinen Bruder und meine Schwester dabei aus dem Spiel. Zwei harmlosere Menschen werden Sie auf der ganzen Welt nicht finden. Was Reynold Peaty angeht, hab ich mich bei verschiedenen Mietern erkundigt, und die einzigen Klagen, die ich gehört habe, beziehen
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