Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
die Leine nehmen.«
»Wie lautet also die Antwort?«
»Weiß nicht.«
»Möglicherweise wollte Brad ihn tatsächlich an die Kandare nehmen, und Billy ist erheblich schwieriger, als er zu sein scheint. Teufel, vielleicht hat Billy darauf bestanden auszuziehen. Brad gibt irgendeiner netten Frau Geld dafür, auf ihn aufzupassen, weil er weiß, dass man Billy im Auge behalten muss. Und falls in der Zwischenzeit etwas passiert, ist er auf der anderen Seite der Stadt im Santa Monica Cañon.«
»Geringeres Haftungsrisiko.«
»Er denkt in diesen Kategorien - Stiftungen, Steuerlücken, alles ist eine Frage der Organisation. Wenn man auf dieser Sprosse der gesellschaftlichen Leiter steht, lebt man in einer völlig anderen Welt.« Er schaute auf die Uhr. »Mal sehen, wie Nora reagiert, wenn ich sie ein bisschen unter Druck setze. Wie lange es dauert, bis sie nach Bruder Brad schreit.«
Im Lauf der Jahre habe ich Milo zu einer Menge Kneipen und Cocktailbars begleitet. Auch in das eine oder andere Schwulenlokal. Es ist eine aufschlussreiche Erfahrung, zu beobachten, wie er in sich in dieser Welt bewegt.
Dies war eine neue Spelunke, ein schmaler, dunkler Tunnel von einem Lokal mit dem Namen Jody Z am südlichen Ende der Pacific, direkt oberhalb des Jachthafens. Arena-Rock aus der Musikbox und die Wiederholung eines Footballspiels mit abgestelltem Ton im Fernseher, müde Männer an der weißen Plastiktheke, Paneele aus rohem Kiefernholz, Fischernetze und Glaskugeln.
Sägemehl aus Plastik auf dem Boden. Was hatte das für einen Sinn?
Eine kurze Autofahrt bis zu Robins Haus an der Rennie. Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hätte Milo das vielleicht erwähnt. Sein Blick verriet, dass er an nichts anderes dachte als an die Ermordung zweier junger Frauen.
Als wir zwei Bier getrunken und noch einmal durchgesprochen hatten, was wir wussten, gab es wenig, worüber wir reden konnten, und er unterschied sich allmählich nicht mehr von der entmutigten Kundschaft.
Er rief Michaelas Vermieter in La Jolla an und bestätigte den Termin am nächsten Morgen. Knirschte mit den Zähnen. »Der Mistkerl tut mir einen verdammt großen Gefallen.«
Er warf einen Blick auf die Tafel. Drei Tagesgerichte, darunter das Versprechen einer frischen Muschelsuppe. Er riskierte es.
»Gar nicht so schlecht«, sagte er zwischen zwei Löffeln.
»›Gar nicht so schlecht‹ und ›Meeresfrüchte‹ sollten nicht im selben Satz erwähnt werden«, sagte ich.
»Falls ich sterbe, darfst du die erste Totenrede halten. Ich frage mich, ob Nora wirklich nachgegeben hat, als Brad von ihr verlangte, den Kontakt zu Meserve abzubrechen. Brad hat ein gutes Argument vorgebracht: Meserve ist nirgendwo zu finden.«
»Er schien dich unbedingt auf Meserve als Tatverdächtigen hinweisen zu wollen«, sagte ich. »Das liegt in seinem Interesse, falls er Billy aus der Schusslinie bringen will, aber das heißt nicht, dass er unrecht hat. Michaela hat mir erzählt, dass sie Meserve nicht ausstehen konnte, und Mrs. Winograd hat mehr als einmal gehört, wie sie sich gestritten haben.«
»Hast du eine Theorie, was Meserves Motiv angeht? Für Michaela und Tori?«
»Vielleicht ist er nur ein schlimmer Finger, der junge Frauen in Schauspielschulen abserviert. Er hat mit Michaela im Latigo Cañon Todesspielchen gespielt, und falls an dem, was Michaela gesagt hat, etwas dran war, hat er einen gut kalkulierten blinden Alarm ausgelöst. Wenn du noch Brads Verdacht hinzunimmst, dass er nur auf Noras Geld aus war, ergibt sich nicht gerade ein sympathischer Charakter.«
»Hat Michaela dir gesagt, warum sie zunächst mit ihm nackt in den Hügeln gespielt und ihn dann als Feind angesehen hat?«
»Zu der Zeit nahm ich an, dass es ihre Prozessstrategie war, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
»Anwaltsspielchen.«
»Rate mal, wer ihr Anwalt war. Lauritz Montez.«
»Der Typ von dem Malley-Fall? Ich dachte, ihr zwei wärt nicht gerade die besten Kumpel.«
»Stimmt, aber ich bin der größte, schärfste und schlauste Seelenklempner auf der ganzen weiten Welt.«
»Er hat dir geschmeichelt, und du hast es ihm abgenommen?«
»Der Fall hat mich interessiert.«
»Das ist ein guter Grund.«
»Der beste.«
»Hast du was dagegen, noch mal mit Montez zu reden und rauszufinden, ob Michaela mehr über ihren Komplizen zu sagen hatte?«
»Absolut nicht«, erwiderte ich. Das hatte ich ohnehin vorgehabt.
Er schob eine halb volle Schale Muschelsuppe beiseite. Winkte
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