Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
an der Ermordung Michaelas vorzutäuschen. Das Gleiche galt für Tori Giacomos Verschwinden.
Aber Dylan Meserves Name hatte Gefühle wachgerufen, und Bruder Brad wollte nicht vor dem verletzlichsten der Dowd-Geschwister über Dylan reden.
Ich setzte mich an den Computer. Noras Name ergab eine einzige Erwähnung: Er stand auf einer Liste von Schauspiel-Workshops, die von der City aufgestellt worden war und auf einer Website namens StarHopefuls.com auftauchte.
Ich druckte die Liste aus, rief alle Programme an der Westküste an, erfand eine Geschichte mit mir als Besetzungsleiter und fragte, ob Tori Giacomo je an einem Kurs teilgenommen habe. Meistens rief ich Verwirrung hervor. Manchmal wurde sofort wieder aufgelegt, was bedeutete, dass ich selbst ein bisschen Schauspielunterricht brauchen konnte.
Um die Mittagszeit hatte ich nichts vorzuweisen. Besser, ich blieb bei dem, wofür ich bezahlt wurde.
Ich beendete den Bericht über Dr. Patrick Hauser und machte einen Dauerlauf zum nächsten Briefkasten. Ich saß wieder an meinem Schreibtisch und ordnete meine Papiere, als Milo an der Tür klingelte.
»Ich hab vorher angerufen«, sagte er.
»Ich war joggen.«
»Ich beneide dich um deine Knie.«
»Glaub mir, tu’s nicht. Was ist los?«
»Michaelas Vermieter hat versprochen, morgen früh dort zu sein, ich habe gerichtliche Verfügungen über die Herausgabe ihrer Telefonunterlagen, aber mein Kontaktmann bei der Telefongesellschaft sagt, ich vergeude meine Zeit. Der Anschluss ist Wochen vor ihrem Tod wegen rückständiger Zahlungen stillgelegt worden. Falls sie einen Handyvertrag hatte, kann ich ihn nicht finden. Auf der positiven Seite ist zu verzeichnen, was die Engel beim Gerichtsmediziner erreicht haben.« Er stapfte herein. »Deine Knie tun wirklich weh?«
»Manchmal.«
»Wenn ich nicht dein Kumpel wäre, würde ich mich hämisch freuen.«
Ich folgte ihm in die Küche. Anstatt den Kühlschrank zu plündern, setzte er sich hin und lockerte seine Krawatte.
»Wurde Michaelas Autopsie vorgezogen?«, fragte ich.
»Nein, viel interessanter. Meine Kumpel in der Leichenhalle haben die Akten mit unbekannten weiblichen Toten durchgesehen, einige mögliche Fälle gefunden und einen davon bis zu einer Knochenanalytikerin verfolgt, die ein Forschungsprojekt zur Identifikation betreibt. Sie ist eine forensische Anthropologin mit einem Stipendium, und sie macht Folgendes: Sie sammelt Proben von verschiedenen Fällen und versucht, sie ethnisch zu klassifizieren. In ihrer Schatzkammer lag ein intakter Schädel, in dem sich noch die meisten Zähne befanden. Junges, weibliches weißes Mordopfer, das vor neunzehn Monaten entdeckt worden war, der Rest der Leiche wurde sechs Monate nach Auffindung verbrannt. Der forensische Facharzt für Zahnheilkunde hat gesagt, die Gebissform sei unverwechselbar. Jede Menge kosmetischer Zahnbrücken, ungewöhnlich für jemanden in diesem Alter.«
»Jemand, der so gut wie möglich auszusehen versucht. Wie eine aufstrebende Schauspielerin.«
»Ich hab mir den Namen von Tori Giacomos Zahnarzt in Bayside besorgt, und dank der Zauberei digitaler Fotografie und E-Mail hatten wir innerhalb einer Stunde eine positive Identifizierung.«
»Wie verkraftet ihr Vater es?«
»Weiß ich nicht«, sagte er. »Ich hatte keine Möglichkeit, ihn hier in L.A. zu erreichen, also hab ich seine Frau angerufen. Im Gegensatz zu dem, was Giacomo uns erzählt hat, macht sie auf mich einen vernünftigen und gefestigten Eindruck. Sie hat schon seit einiger Zeit das Schlimmste befürchtet.« Er sackte in sich zusammen. »Und da ich nun mal dieser Supertyp bin, habe ich sie nicht enttäuscht.« Er stand auf und holte sich ein Glas Leitungswasser. »Hast du eine Zitrone?«
Ich schnitt eine auf und ließ einen Schnitz in sein Glas fallen.
»Rick sagt, ich soll dafür sorgen, dass meine Nieren hydratisiert sind, aber Leitungswasser schmeckt wie Leitungswasser … Jedenfalls ist Tori nicht länger Jane Doe 342-003. Ich wünschte, ich hätte den Rest der Leiche, aber sie wurde als ungelöster Hollywood-Mord geführt, und der Bericht des Detectives war ziemlich eindeutig.«
Er trank noch ein bisschen und stellte das Glas dann ins Spülbecken.
»Sie wurde vier Monate nach ihrem Verschwinden gefunden, abgeladen in einem Gebüsch auf der L.A. zugewandten Seite des Griffith Park. Es waren nur ein paar verstreute Knochen übrig geblieben. Der Gerichtsmediziner glaubte, Schäden an einigen zervikalen Rückenwirbeln feststellen
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