Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
hässlichen dazu.«
Große Lippen zitterten. »Es tut mir wirklich leid. Aber wir waren nicht eng befreundet. Wie ich schon sagte, sie war nicht sehr gesellig.«
»Aber sie war mit Dylan zusammen?«
»Richtig.«
»Und jetzt ist sie tot, und er ist verschwunden. Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
»Definitiv nicht.«
» Definitiv nicht?«
»Ich weiß es definitiv nicht. Er könnte überall sein.«
Milo rückte näher an sie heran, drückte mit der Hüfte gegen die Scharniere der Fahrertür. »Was mich überrascht, ist das Fehlen jeglicher Neugier. Bei euch allen. Wenn jemand, den ihr kennt, getötet wird, sollte man doch meinen, dass ein gewisses Interesse besteht.« Er durchschnitt die Luft vor ihm waagerecht. »Null, niemandem macht es was aus. Ist das typisch für Schauspieler?«
Sie runzelte die Stirn. »Im Gegenteil. Man muss neugierig sein.«
»Um schauspielern zu können?«
»Um sich über seine Gefühle klar zu werden.«
»Das sagt Nora Ihnen?«
»Jeder sagt einem das, der nur ein bisschen Ahnung hat.«
»Da muss ich jetzt nachhaken«, sagte Milo. »Sie sind neugierig, wenn es darum geht, Rollen zu spielen, aber nicht im richtigen Leben?«
»Sehen Sie«, sagte das Mädchen, »klar, ich würde es gern wissen. Es macht mir eine Heidenangst. Die ganze Mordsache. Nur darüber zu reden. Ich meine, hören Sie auf.«
»Ich soll aufhören?«
»Wenn es mit Michaela passiert ist, könnte es mit jedem passieren.«
Ich fragte: »Betrachten Sie es als zufälliges Verbrechen?«
Sie wandte sich mir zu. »Was meinen Sie damit?«
»Im Gegensatz zu einem, das mit Michaela zu tun hatte.«
»Ich … sie war … ich weiß nicht, vielleicht.«
»Gab es etwas an Michaela, das sie zu einem möglichen Opfer machte?«, fragte Milo.
»Diese Sache, die sie … die die beiden getan haben. Sie und Dylan. Diese Lügengeschichte.«
»Warum sollte sie das in Gefahr bringen?«
»Vielleicht haben sie jemanden damit verärgert.«
»Können Sie sich jemanden vorstellen, der so wütend darüber war?«
»Nein.« Zu schnell.
»Niemanden, Briana?«
»Niemanden. Ich muss jetzt los.«
»Einen Moment noch«, sagte Milo. »Wie heißen Sie mit Nachnamen?«
Sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. »Muss das sein?«
Milo versuchte es mit einem sanften Lächeln. »Das ist reine Routine, Briana. Adresse und Telefonnummer brauche ich auch.«
»Briana Szemencic.« Sie buchstabierte es. »Kann das unter uns bleiben?«
»Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Wohnen Sie hier in der Nähe, Briana?«
»In Reseda.«
»Eine ganz schöne Strecke.«
»Ich arbeite in Santa Monica. Bei dem Verkehr ist es einfacher, in der Stadt zu bleiben und später zurückzufahren.«
»In welcher Branche arbeiten Sie, Briana?«
»In einer beschissenen.« Reumütiges Lächeln. »Ich bin Assistentin bei einer Versicherungsagentur. Ich lege Akten ab, ich hole Kaffee, mache kleine Besorgungen. Wahnsinnig spannend.«
»Hey«, sagte Milo. »Es reicht für die Rechnungen.«
»Knapp.« Sie berührte ihre Lippen.
»Wer war also sauer über die vorgetäuschte Entführung, Briana?«
Lange Pause. »So sehr niemand.«
»Aber...«
»Nora war ein bisschen stinkig.«
»Woran haben Sie das gemerkt?«
»Wenn jemand sie danach gefragt hat, bekam sie diesen angespannten Gesichtsausdruck und wechselte das Thema. Kann man ihr das zum Vorwurf machen? Es war Scheiße, das PlayHouse da reinzuziehen. Nora ist ein Mensch, der auf sein Privatleben Wert legt. Als Michaela nicht mehr wiederkam, hab ich angenommen, dass Nora sie rausgeschmissen hat.«
»Dylan ist wiedergekommen.«
»Ja«, sagte sie. »Das war das Komische an der Sache. Auf Dylan war sie nicht sauer, ihn hat sie weiter nett behandelt.«
»Obwohl das mit der Entführung hauptsächlich seine Idee war«, sagte Milo.
»Das hat er nicht gesagt.«
»Hat Dylan Michaela die Schuld gegeben?«
»Völlig, er hat gesagt, sie hätte ihn bearbeitet. Nora muss ihm geglaubt haben, weil sie … wie Sie sagten, er ist wiedergekommen.«
»Mag Nora Dylan mehr als die anderen Männer?«
Fragile Schultern hoben und senkten sich wieder. Briana Szemencic warf einen Blick in Richtung PlayHouse. »Ich glaube, dazu sage ich besser nichts.«
»Heikle Angelegenheit?«
»Nicht meine Angelegenheit«, erwiderte Briana. »Jedenfalls würde Nora niemals jemandem wehtun. Falls Sie das glauben, liegen Sie vollkommen falsch.«
»Warum sollten wir das glauben?«
»Sie haben gefragt, ob sie sauer war. Das
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