Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
über Dylan zu erzählen. Oder zu Nora - mit einigen erfundenen erotischen Details ihrer Nächte mit Dylan im Latigo Cañon.«
»Erfunden? Die beiden waren zwei Nächte nackt dort oben.«
»Michaela hat mir gesagt, sie hätten keinen Geschlechtsverkehr gehabt.«
»Du bist ein vertrauensseliger Mensch. Aber wie auch immer, warum sollte Michaela Dylan auf diese Weise drohen?«
»Vielleicht aus prozessstrategischen Gründen«, sagte ich. »Um ihn unter Druck zu setzen, damit er die ganze Schuld für die Entführung auf sich nimmt. Am Ende wurde das Verfahren eingestellt. Aber falls er wütend geblieben wäre, hätte er die Sache durchziehen können.«
»Und das Motiv dafür, Tori umzubringen, besteht darin, dass er einfach ein gemeiner Kerl ist?«
»Entweder darin, oder er und Tori hatten ebenfalls eine Affäre, und sie hat ein schlechtes Ende genommen.«
»Er bringt sie um und findet es beim zweiten Mal leichter … er ist tatsächlich wie vom Erdboden verschluckt. Und Nora weiß, wohin - oder sie versteckt ihn. Das würde erklären, dass sie so komisch reagierte, als wir die Sprache auf ihn brachten. Okay, genug Theorie für einen Abend.«
Wir gingen zum Wagen.
Er sagte: »Es gibt immer noch Peaty.«
»Starrt die Mädchen an und bringt sie zum Weinen.«
»Dadurch ist er schon mal in Schwierigkeiten geraten. Mal sehen, ob bei Seans Überwachung irgendetwas rausgekommen ist.«
Er fuhr mit einer Hand und rief Binchy mit der anderen an. Der junge Detective parkte immer noch praktisch vor Peatys Haustür. Der Hausmeister war um sieben nach Hause gekommen und in seinem Apartment geblieben.
»Drei Stunden lang ein Haus beobachten«, sagte Milo, als er das Gespräch beendete. »Ich hätte längst den Verstand verloren. Sean ist so glücklich, als würde er seine Bassgitarre spielen.«
Sean Binchy war ein ehemaliger Ska-Punk, der sich gleichzeitig der Religion und der Polizei zugewandt hatte.
»Wie ist er bei der Bearbeitung seiner eigenen Fälle?«, fragte ich.
»In Routinefragen ist er großartig, aber es ist nicht leicht, ihn dazu zu bringen, unabhängig zu denken.«
»Schick ihn zu Nora. Bring ihn dazu, seine rechte Seite zu öffnen.«
»Yeah«, sagte er. »In der Zwischenzeit tut mir mein Hirn weh. Ich muss meinen Anrufbeantworter abhören und ab ins Bett.«
Zwei Nachrichten, kein Aufschub.
Der erwartete Anruf von Lou Giacomo und die Bitte, Mister Albert Beamish anzurufen.
»Vielleicht will er eine Entschädigung für seine Persimonen.« Er tippte die Nummer ein, wartete, schaltete das Handy wieder aus. »Niemand meldet sich.« Er seufzte. »Okay, jetzt zum spaßigen Teil.«
Lou Giacomo übernachtete in dem Holiday Inn, das Milo vorgeschlagen hatte. Milo hoffte auf ein kurzes Kondolenzgespräch, aber Giacomo wollte sich mit ihm treffen, und Milo hatte nicht die Kraft, ihm das abzuschlagen.
Giacomo stand vor dem Hotel und trug dieselben Sachen, die er gestern angehabt hatte. Als wir am Straßenrand hielten, sagte er: »Können wir irgendwo hingehen und was trinken? Das hier treibt mich die Wände hoch.«
»Das Hotel?«, fragte Milo.
»Ihre verdammte Stadt.«
19
Unsere zweite Kaschemme heute Abend, diese eine feuchte, möchtegernirische Kneipe am Pico.
Lou Giacomo ließ die Ausstattung auf sich wirken. »Wir könnten in Queens sein.«
Wir drei nahmen in einer Nische mit steifen Rückenlehnen und Kunstlederpolstern Platz. Milo bestellte eine Cola light und ich einen Kaffee.
Giacomo sagte: »Ein Bud, nicht light, sondern normal.«
Diese Bardame war jung und hatte die Lippen gepierct. »Ich hätte Sie nie für einen Light-Typen gehalten.«
Giacomo ignorierte sie. Sie warf ihm einen scharfen Blick zu und ging.
Er fragte: »Sind Sie geheilte Trinker oder was in der Art?«
Milo machte die Schultern breit und nahm mehr Raum in der Nische ein.
Giacomo massierte ein dickes Handgelenk. »Nichts für ungut, ich bin nicht gerade in Hochform.«
»Das mit Tori tut mir leid«, sagte Milo. »Das meine ich ernst, okay?«
»Wie ich Ihnen beim ersten Mal sagte, ich wusste es schon. Jetzt behauptet meine Frau, sie hätte es auch gewusst.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie will mich so schnell wie möglich wieder zu Hause sehen. Vielleicht begrüßt sie mich mit einem weiteren Nervenzusammenbruch. Ich fliege erst zurück, wenn ich sicher bin, dass Tori ein anständiges Begräbnis bekommt.« Seine Augen wurden feucht. »Was für eine dämliche Formulierung, es ist ein verdammter Schädel ,
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