Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
stinksauer, Mann! Schlag ihn zusammen!« Eine näselnde Altmännerstimme flüsterte: »Vorsicht. Die Konsequenzen.«
Robin sank auf ihren Stuhl zurück.
Ich fragte mich, wie viel Karate ich noch im Repertoire hatte.
Der Betrunkene wollte wissen: »Wer. Bin. Ich?«
»Weiß ich nicht.« Mein Ton verriet, dass der alte Mann gegen die präfrontalen bösen Jungs ins Hintertreffen geriet. Robin zeigte mir ein winziges Kopfschütteln.
Der Betrunkene fragte: »Was. Haben. Sie. Gesagt?«
»Ich weiß nicht, wer Sie sind, und ich würde es begrüßen -«
»Ich. Bin. Doktor. Hauser. Doktor . Hauser. Und. Sie. Sind. Ein. Beschissener. Lügner.«
Der alte Mann flüsterte: »Selbstbeherrschung. Es dreht sich alles um Selbstbeherrschung.«
Hauser holte mit der Faust aus.
Der alte Mann flüsterte: »Vergiss das alles.«
Ich packte ihn am Handgelenk, drehte es hart um und ließ einen Handballenstoß unter seine Nase folgen. Hart genug, um ihn zu betäuben, und lange nicht so hart, dass Knochen in sein Gehirn getrieben wurden.
Als er nach hinten fiel, sprang ich auf und ergriff sein Hemd, damit er weich landete.
Meine Belohnung war ein Gesicht voller Bierspeichel. Ich ließ ihn los, kurz bevor sein Hintern auf die Veranda knallte. Morgen würde ihm sein Steißbein höllisch wehtun.
Er setzte sich einen Moment mit Schaum vor dem Mund aufrecht hin und rieb sich die Nase. Die Stelle, wo ich ihn getroffen hatte, war rosafarben und ein kleines bisschen geschwollen. Er mahlte mit dem Mund, um mehr Spucke zu sammeln, schloss die Augen, plumpste nach hinten, rollte zur Seite und fing an zu schnarchen.
Eine muntere Stimme sagte: »Wow. Was ist passiert?«
Eine nasale Stimme sagte: »Der Typ da hat versucht, den anderen Typen zu schlagen, und der andere Typ hat seine Lady beschützt.«
Der Hilfskellner stand neben der Bedienung. Als ich ihn ansah, lächelte er unbehaglich. Er hatte die ganze Zeit zugesehen.
»Sie waren im Recht, Mann. Das sage ich auch den Cops.«
Die Cops tauchten elf lange Minuten später auf.
25
Patrol Officer J. Hendricks , stämmig, klare Gesichtszüge, so schwarz wie poliertes Ebenholz.
Patrol Officer M. Minette , kurvenreiche Figur, klare Gesichtszüge, hellbraune Haare in einem Pferdeschwanz.
Hendricks betrachtete die Stelle, wo Patrick Hauser hingefallen war. »Also sind Sie beide Ärzte?« Er stand gerade außerhalb meiner Reichweite, ein Notizbuch in der Hand. Ich stand mit dem Rücken zu der Glaswand. Die Gäste, die im Restaurant geblieben waren, taten so, als starrten sie nicht herüber.
Ein Krankenwagen war gekommen, um Hauser abzuholen. Er hatte die Sanitäter mit Fluchen und Spucken begrüßt, und sie hatten ihn auf einer Bahre festgebunden. Kleingeld war aus seiner Tasche gefallen. Zwei Vierteldollarstücke und ein Penny lagen noch auf der Veranda.
»Wir sind beide Psychologen«, erklärte ich, »aber wie ich schon sagte, ich hatte ihn zuvor noch nie gesehen.«
»Ein völlig Fremder hat Sie angegriffen.«
»Er war betrunken. Ein brauner Audi Quattro ist heute Nachmittag hinter mir hergefahren. Falls Sie ihn auf dem Parkplatz finden, ist er mir auch hierhergefolgt.«
»Alles wegen dieses …«, Hendricks konsultierte seine Notizen, »dieses Berichts, den Sie über ihn geschrieben haben.«
Ich erzählte die Geschichte noch einmal, hielt meine Sätze kurz und klar. Ließ Milos Namen fallen. Zum zweiten Mal.
»Sie behaupten also«, sagte Hendricks, »dass Sie ihm einmal mit der Faust unter die Nase geschlagen haben.«
»Mit dem Handballen.«
»Das ist eine Art Kampfsport-Hieb.«
»Es schien die beste Art, mit der Situation umzugehen, ohne ernsthaften Schaden anzurichten.«
»Diese Art Schlag könnte sehr wohl ernsthaften Schaden angerichtet haben.«
»Ich war vorsichtig.«
»Betreiben Sie Kampfsport?«
»Nicht wirklich.«
»Die Hände eines Mannes, der Kampfsport betreibt, sind tödliche Waffen, Doktor.«
»Ich bin Psychologe.«
»Klingt so, als hätten Sie ziemlich gut reagiert.«
»Es ging schnell«, sagte ich.
Kritzel, kritzel.
Ich blickte hinüber zu Officer Minette, die dem Hilfskellner zuhörte und ebenfalls schrieb. Sie hatte zunächst Robin befragt und dann die Kellnerin. Ich war Hendricks zugewiesen worden.
Keine Handschellen, das war ein gutes Zeichen.
Minette ließ den Hilfskellner ziehen und kam zu uns. »Alle scheinen die gleiche Geschichte zu erzählen.« Die Schilderung, die sie wiedergab, entsprach dem, was ich Hendricks erzählt hatte. Er
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