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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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früher kommt wieder zum Vorschein. Als Erklärung ist mir nur eingefallen, dass er sich selbst überzeugt hat, dass er mich liebt, und seine Intensität hat mich halbwegs überzeugt. Ich war diejenige, die Schluss gemacht hat, weißt du. Es hat ihn wirklich schwer getroffen - aber das ist nicht dein Problem. Tut mir leid, dass ich davon angefangen habe.«
    »Er ist kein schlechter Kerl.«
    »Du hast ihn nie gemocht.«
    »Ich konnte ihn nicht ausstehen. Wo ist er?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ich hätte ihn gerne weit weg.«
    »Dann geht dein Wunsch in Erfüllung. In London, Stimmlehrer an der Royal Academy of Drama. Seine Tochter wohnt bei ihm - sie ist zwölf, wollte den Wechsel.« Sie zupfte an ihren Locken. »Es war ungehörig, das Gespräch auf ihn zu bringen.«
    »Er ist ein Trottel«, sagte ich. »Aber das Problem war nicht du und er, es war du und nicht ich .«
    »Ich weiß nicht, was es war«, erwiderte sie. »All die Zeit, und ich kann es mir immer noch nicht erklären. Genau wie beim ersten Mal.«
    Trennung Nummer eins, vor einigen Jahren. Keiner von uns hatte viel Zeit verschwendet, neue Bettpartner zu finden.
    Ich sagte: »Vielleicht ist das die Art, wie es bei uns sein muss.«
    »Was meinst du damit?«
    »Äonen zusammen, Jahrhunderte getrennt.«
    Irgendwo draußen auf dem offenen Meer ertönte das Signalhorn eines Schiffes.
    Sie sagte: »Es beruhte auf Gegenseitigkeit, aber aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, ich sollte dich um Verzeihung bitten.«
    »Das solltest du nicht.«
    »Wie geht’s Allison?«
    »Sie macht ihr Ding.«
    Mit sanfter Stimme: »Mit euch beiden ist es wirklich aus?«
    »Darauf würde ich wetten.«
    »Aus deinem Mund klingt das so, als entzöge es sich deiner Kontrolle«, sagte sie.
    »In meiner begrenzten Erfahrung«, erwiderte ich, »war es selten erforderlich, eine förmliche Erklärung abzugeben.«
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    Ich trank.
    »Du siehst es wirklich als eine Sache, an der wir beide Schuld haben, Alex, und nicht nur ich?«
    »Das tue ich. Und ich verstehe es genauso wenig wie du.« Dito, was die Trennung von Allison anging. Vielleicht würde ich mit einer anderen Frau das finden …
    »Du weißt, dass ich dir nie untreu war. Ich habe ihn nicht berührt, solange wir beide zusammengelebt haben.«
    »Du bist mir keine Erklärung schuldig.«
    »Nach allem, was wir beide durchgemacht haben«, sagte sie, »begreife ich immer noch nicht, was ich dir schuldig bin.«
    Schritte, die sich unserem Tisch näherten, bewahrten mich davor, antworten zu müssen. Ich blickte hoch, erwartete Ms. Babyface. Mehr als bereit für einen weiteren Whisky.
    Ein Mann ragte über uns auf.
    Dicker Bauch, rotes Gesicht, sich lichtende Haare, um die fünfzig. Die Brille mit dem schwarzen Rahmen saß ein wenig schief, die Stirn war schweißnass. Er trug einen kastanienbraunen Pullover mit V-Ausschnitt, ein weißes Poloshirt, eine graue Hose, braune Halbschuhe. Gerötete Hängebacken ruhten auf dem weichen Hemdkragen.
    Er schwankte und legte breite, haarlose Hände auf unseren Tisch. Wurstfinger, eine Art Klassenring an seinem linken Zeigefinger.
    Er lehnte sich vor, und sein Gewicht brachte den Tisch ins Wanken. Trübe Augen starrten hinter den Brillengläsern auf uns herunter. Er sonderte einen Biergeruch ab.
    Irgendein Witzbold, der aus der Sportbar rübergekommen war.
    Bleib freundlich. Mein Lächeln war misstrauisch.
    Er versuchte sich aufzurichten, verlor das Gleichgewicht und klatschte mit einer Hand so hart auf den Tisch, dass Wasser aus unseren Gläsern schwappte. Robins Arm schoss vor, bevor ihr Weinglas umfiel.
    Der Betrunkene schaute sie an und grinste höhnisch.
    Ich sagte: »Hey, mein Freund -«
    »Ich. Bin. Nicht. Ihr. Freund.«
    Heisere Stimme. Ich schaute mich nach Ms. Babyface um. Nach irgendjemandem. Erblickte in einiger Entfernung einen Hilfskellner, der Tische abwischte. Ich zog die Augenbrauen hoch. Das nächste Paar zwei Tische weiter tanzte einen Augen-Tango miteinander.
    »Die Bar ist dort hinten«, sagte ich zu dem Betrunkenen.
    Er beugte sich näher zu mir. »Sie. Wissen. Nicht. Wer. Ich. Bin?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Robin hatte Platz, um sich zurückzuziehen. Ich gab ihr durch ein Zeichen zu verstehen, dass sie gehen solle. Als sie aufstehen wollte, brüllte der Betrunkene: »Setz. Dich. Schlampe!«
    In meinem Gehirn schossen Flammen hoch.
    Widerstreitende Botschaften aus dem präfrontalen Kortex: Ungehobelte junge Burschen riefen: »Wir sind

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