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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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man wegen der ganzen Lichtverschmutzung nichts sehen kann.« Sie lächelte. »Ich glaube, man nennt es Zivilisation.«

24
    Ich fuhr vom Gerichtsparkplatz herunter und nahm den Rexford Drive durch den Komplex der Stadtverwaltung von Beverly Hills. Die Ampel am Santa Monica Boulevard war so lange rot, dass ich eine Nachricht auf Milos Handy sprechen konnte.
    Auf der Heimfahrt dachte ich über die Affäre zwischen Meserve und Nora nach. Waren sie Partner in der schlimmsten Art von Verbrechen, oder war es nur eine weitere Mai-November-Romanze?
    Wäre es nicht nett, wenn Reynold Peaty auf frischer Tat bei etwas Scheußlichem ertappt und mehrere Morde gestehen würde, so dass wir uns alle um etwas anderes kümmern könnten?
    Ich merkte, dass ich zu schnell fuhr, und wurde langsamer. Schob eine CD ein und lauschte Mindy Smiths klarer, frischer Sopranstimme. Sie wartete darauf, dass ihr Mann mit dem nächsten Zug ankam.
    Alles, was auf mich wartete, waren die Post und eine ungelesene Zeitung. Vielleicht wurde es Zeit, dass ich mir einen neuen Hund anschaffte.
    Als ich vom Sunset abbog, setzte sich ein auf der Ostseite des Beverly Glen geparkter Audi Quattro hinter mich und blieb nahe an mir dran. Ich wurde schneller, und der Audi ebenfalls, der so dicht hinter mir fuhr, dass ich im Rückspiegel Vogelscheiße auf seinem Kühlergrill mit den vier Ringen sehen konnte. Eine getönte Windschutzscheibe verhinderte weiteren Durchblick. Ich fuhr rechts ran. Anstatt zu überholen, schaltete der Audi herunter, fuhr eine Sekunde lang links neben mir und brauste dann mit NASA-mäßiger Beschleunigung davon. Ich konnte einen Fahrer erkennen, keine Beifahrer. Ein Aufkleber auf der hinteren Stoßstange zeigte rote Buchstaben auf weißem Grund. Zu kurz, als dass ich die ganze Botschaft hätte lesen können, aber ich glaubte das Wort »Therapie« gesehen zu haben.
    Als ich den Reitweg erreichte, der zu meiner Straße führt, hielt ich nach dem Wagen Ausschau. Nirgendwo zu sehen.
    Nur ein weiterer freundlicher Tag auf den Straßen von L.A. Ich war ein Hindernis gewesen, und er hatte sich genötigt gefühlt, mir dies mitzuteilen.
     
     
    Das Telefon klingelte, als ich das Haus betrat.
    Robin sagte: »Tut mir leid, dass ich deinen Anruf verpasst habe.«
    Das brachte mich eine Sekunde aus dem Konzept. Dann fiel mir ein, dass ich sie heute Morgen angerufen und keine Nachricht hinterlassen hatte.
    Sie verstand die Pause und sagte: »Anruferkennung. Was liegt an?«
    »Ich wollte nur hallo sagen.«
    »Sollen wir uns treffen? Nur zum Reden?«
    »Klar.«
    »Wie wär’s mit Reden und Essen?«, fragte sie. »Nichts Angestrengtes, bestimm du das Lokal.«
    Sie war lange Zeit nicht mehr in dem Haus gewesen, das sie entworfen hatte. Ich sagte: »Ich könnte hier was zubereiten.«
    »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich lieber ausgehen.«
    »Wann soll ich dich abholen?«
    »Wie wär’s um sieben - halb acht? Ich warte draußen.«
    Hieß das: Komm nicht rein? Oder sehnte sie sich nach frischer Luft, nachdem sie stundenlang Sägemehl und Lack eingeatmet hatte?
    Spielte es eine Rolle?
     
     
    Die Rose Avenue hatte sich ein paar weitere Boutiquen und niedliche Cafés zugelegt, die zwischen den Waschsalons und den Imbissbuden steckten. Die Meeresbrise, die durchs Fenster blies, war säuerlich, aber nicht unangenehm. Der Nachthimmel war ein Wirbel aus Grau und Indigo und von einer Struktur wie Farbpigmente, die aufs Geratewohl auf einer Palette vermischt wurden. Bald würden die niedlichen Cafés überfüllt sein, hübsche Menschen, gestärkt durch Margaritas und Möglichkeiten, würden bis zum Bordstein ausweichen.
    Robin wohnte wenige Minuten von dieser Szene. Nahm sie je daran teil?
    Spielte das eine Rolle?
     
     
    Ihr Block an der Rennie war ruhig und unregelmäßig beleuchtet, die Straße gesäumt von säuberlich gepflegten kleinen Bungalows und Seite an Seite gebauten Zweifamilienhäusern. Ich erblickte die Blumenbeete, die sie angelegt hatte, bevor ich sie aus dem Schatten treten sah.
    Ihre Haare wippten, als sie schnurstracks auf den Wagen zukam. Der Abend verwandelte Rotbraun in Rosarot. Ihre Locken erinnerten mich, wie immer, an Trauben am Rebstock.
    Sie trug ein Top in einem dunklen Farbton, das sich an sie schmiegte wie eine zweite Haut, eng anliegende helle Jeans und Stiefel mit gefährlich aussehenden Absätzen. Als sie die Tür öffnete, verriet die Innenbeleuchtung alles: das Tanktop war schokoladenbraun, texturierte Seide, eine

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