Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
zusammengebunden und auf die rechte Bahre in dem weißen Van des Gerichtsmediziners geladen worden. Das Fahrzeug stand noch vor Peatys Apartmenthaus geparkt, und die Hintertüren waren offen. Verschraubte Metallrahmen sicherten die Leiche und die leere Bahre zu ihrer Linken.
Wenn nachts in L.A. viel los war, war ein Transport mit Doppelbelegung keine schlechte Idee.
Vier Streifenwagen mit offenen Türen und pulsierenden Lichtern auf dem Dach flankierten den Wagen des Gerichtsmediziners. Knappe Vorträge aus den Funkgeräten stiegen in die Nacht empor, aber niemand hörte zu.
Zahlreiche Uniformierte standen herum und versuchten, offiziell auszusehen. Milo und Sean Binchy berieten sich neben dem Cop-Auto, das am weitesten entfernt war. Milo redete, und Binchy hörte zu. Zum ersten Mal, seit ich den jungen Detective kannte, machte er einen aufgeregten Eindruck.
Am Telefon hatte Milo mir gesagt, die Schüsse wären vor einer Stunde gefallen, aber der Tatverdächtige wurde gerade erst die Treppe von Peatys Apartmenthaus heruntergebracht.
Junger hispanischer Bursche, kräftig gebaut, breiter Schädel, dunkle Stoppeln. Geführt von zwei riesigen, Fitnesscenter-erprobten Streifenpolizisten, zwischen denen er klein wirkte.
Ich hatte ihn schon mal gesehen, als ich letzten Sonntag an dem Haus vorbeigefahren war.
Der Vater der jungen Familie, die unterwegs zur Kirche war. Frau und drei pummelige kleine Kinder. Steifes graues Jackett, das fehl am Platz wirkte.
Kinder, die Kinder bekommen.
Er hatte mir einen scharfen Blick zugeworfen, als ich einem seiner Kinder zugewinkt hatte. Jetzt waren seine Augen nicht zu sehen. Seine Arme waren mit Handschellen hinter seinem Rücken gefesselt, und er hielt den Kopf gesenkt.
Barfuß, in einem schwarzen XXXXL-T-Shirt, das ihm fast bis zu den Knien reichte, und einer ausgebeulten grauen Trainingshose, die von seinen Hüften zu rutschen drohte, und mit einer großen goldenen Faust an einer Halskette, die über dem knurrenden BaaadBoyz -Bullterrier-Logo des T-Shirts hing.
Jemand hatte vergessen, den Anhänger zu entfernen. Milo ging hinüber und bereinigte die Situation, und die Bodybuilder-Cops schienen verlegen zu sein. Der Verdächtige schaute mit halb verhangenen Augen hoch, während Milo an ihm herumfummelte. Als Milo die Kette losbekommen hatte, lächelte der junge Mann und sagte etwas. Milo erwiderte das Lächeln. Er sah hinter den Ohren des jungen Mannes nach. Winkte den Cops zu, sie sollten weitergehen, und reichte das Halsband einem Mann von der Spurensicherung, der es eintütete.
Während die Cops den jungen Mann in einem der Streifenwagen wegfuhren, kam Mrs. Ertha Stadlbraun aus ihrer Parterrewohnung und ging bis zum Bürgersteig. Sie verharrte unmittelbar rechts von dem mit Bändern abgesteckten Bereich, begann zu zittern und schlang die Arme um sich. Ihr Morgenmantel war senfgelb und gesteppt. Ihre Füße steckten in flauschigen weißen Pantoffeln, und gelbe Lockenwickler verwandelten ihre Haare in weiße Tortellini. Glänzende helle Haut; eine Art Nachtcreme.
Sie schauderte erneut und schlang die Arme enger um sich. Mieter starrten aus ihren Fenstern. Ein paar Bewohner des benachbarten Hauses taten es ihnen gleich.
Milo winkte mich herüber. Sein Gesicht war schweißnass. Sean Binchy blieb im Hintergrund und tat nicht viel. Als ich bei ihnen ankam, sagte er: »Doktor«, und kaute auf seiner Unterlippe.
Milo sagte: »Heiße Stadt, Summer in the City.«
»Im Februar.«
»Deshalb leben wir hier.«
Ich erzählte ihm, dass ich den Verdächtigen schon früher gesehen hatte. Beschrieb ihm, wie sich der junge Mann benommen hatte.
»Das passt ins Bild«, sagte er.
Der Fahrer des Gerichtsmediziners schlug die Türen des Vans zu, stieg ein und fuhr los.
»Wie weit ist sein Apartment von Peatys entfernt?«, fragte ich.
»Es ist das übernächste. Er heißt Armando Vasquez, hat eine geschlossene Akte als jugendliches Bandenmitglied und behauptet, in den vergangenen vier Jahren ein durchgehend beschäftigter, in die Kirche gehender verheirateter Mann gewesen zu sein. Er hat einen Job als Landschaftsgärtner bei einer Firma, die einige der großen B.-H.-Grundstücke im Norden des Sunset betreut. Bisher hat er nur Rasen gemäht, aber dieses Jahr hat er gelernt, Bäume zu beschneiden. Darauf ist er ziemlich stolz.«
»Wie alt ist er?«
»Einundzwanzig. Seine Frau ist neunzehn, drei Kinder unter fünf. Die meiste Zeit schliefen sie, während ich versuchte, mit ihrem Daddy zu
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