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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ihm?«
    »Wenn er in der Stadt ist, sieht er gut aus.«
    »Zweitwohnsitz in Tahiti«, sagte sie.
    »Erstwohnsitz in Tahiti. Es geht doch nichts über ererbten Reichtum.«
    »Das ist eine gute Nachricht - das mit dem Blick. Darauf hatte ich gehofft, als ich das Zimmer so ausrichtete.« Sie ließ den Vorhang fallen. Glättete die Falten. »Mit diesem Haus habe ich anständige Arbeit geleistet. Wohnst du gerne hier?«
    »Nicht so gerne wie früher.«
    Sie schnürte den Bademantel enger und wandte mir halb das Gesicht zu. Ihre Haare waren durcheinander, ihre Lippen leicht geschwollen. Die Augen versonnen.
    »Ich dachte, es wäre vielleicht seltsam«, sagte sie. »Zurückzukommen. Es ist nicht so seltsam, wie ich angenommen hätte.«
    »Es ist auch dein Haus«, sagte ich.
    Sie antwortete nicht.
    »Ich meine es ernst.«
    Sie ging mit winzigen Schritten zum anderen Ende des Bettes und spielte mit den Rändern des Deckbetts. »Das hast du nicht gründlich durchdacht.«
    Hatte ich nicht. »Natürlich habe ich das. Viele lange Nächte hindurch.«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Das Haus hallt, Robin.«
    »Das hat es schon immer getan. Uns war an toller Akustik gelegen.«
    »Es kann musikalisch sein«, sagte ich. »Und auch wieder nicht.«
    Sie zog an dem Deckbett, richtete die Naht am Rand der Matratze aus. »Du kommst ganz gut allein zurecht.«
    »Sagt wer?«
    »Du bist schon immer selbstgenügsam gewesen.«
    »Von wegen.« Meine Stimme war rau.
    Sie sah mich von unten an.
    »Komm zurück«, sagte ich. »Behalt das Studio, falls du deinen privaten Bereich brauchst, aber wohne hier.«
    Sie zupfte noch ein bisschen am Deckbett. Ihr Mund verzerrte sich zu einer Form, die ich nicht deuten konnte. Sie öffnete den Bademantel und ließ ihn zu Boden fallen, überdachte es noch einmal, hob ihn auf und legte ihn säuberlich gefaltet auf einen Sessel. Der systematische Verstand von jemandem, der mit Elektrowerkzeugen arbeitet.
    Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und kam wieder ins Bett.
    »Kein Stress, lass es dir nur durch den Kopf gehen«, sagte ich.
    »Es ist eine Menge zu verdauen.«
    »Du bist ein zähes Mädchen.«
    »Von wegen.« Sie drückte ihre Seite gegen meine, verschränkte die Finger ineinander und legte sie auf ihren Bauch.
    Ich zog die Decke über uns.
    »Das ist besser, danke«, sagte sie.
    Keiner von uns rührte sich.

26
    Sobald ich geweckt worden bin, bin ich stundenlang ruhelos.
    Während Robin schlief, durchstreifte ich das Haus. Landete schließlich in meinem Büro und stellte im Geist eine Liste zusammen. Wechselte über zu einer geschriebenen Liste.
    Als Erstes würde ich morgen Erica Weiss kontaktieren und ihr von Hauser erzählen. Mehr Munition für ihren Zivilprozess. Falls Hauser dermaßen unbeherrscht war, hielten ihn zunehmende juristische Probleme vielleicht nicht davon ab, mich weiter zu belästigen. Oder selbst einen Prozess anzustrengen.
    Dieser ganze Mist könnte mich teuer zu stehen kommen. Ich versuchte mich davon zu überzeugen, dass das der Preis war, den man in meinem Beruf zu zahlen hatte.
    Als ich die Szene in dem Restaurant noch mal Revue passieren ließ, fragte ich mich, wie Hauser sich so lange als Psychotherapeut hatte halten können. Vielleicht wäre es am klügsten, einen Präventivprozess gegen ihn anzustrengen. Die Officers Hendricks und Minette hatten den Eindruck gemacht, als sähen sie die Dinge mit meinen Augen, also wäre ein Polizeibericht wohl hilfreich. Aber man konnte nie wissen.
    Milo würde wissen, was zu tun war, aber er hatte andere Dinge im Kopf.
    Ich auch.
    Mein Angebot an Robin, rausgesprudelt wie Geplapper unter dem Einfluss von Wahrheitsserum. Wenn sie ja sagte, würde das ein Happy End bedeuten?
    So viele Unwägbarkeiten.
    Milo sagte: »Ich wollte dich gerade anrufen.«
    »Kismet.«
    »Die Art Kismet willst du nicht haben.« Er sagte mir, warum.
    Ich sagte: »Ich bin gleich bei dir.«
     
     
    Die Notiz, die ich auf dem Nachttisch hinterließ, lautete:
    Liebe R, musste weg, hat mit den üblen Sachen zu tun. Bleib, so lange du magst. Falls du gehen musst, sollten wir morgen reden.
    Ich zog mich leise an, ging auf Zehenspitzen zum Bett und küsste sie auf die Wange. Sie regte sich, hob einen Arm und ließ ihn wieder fallen, als sie sich auf die Seite drehte.
    Frauenduft, vermischt mit dem Geruch von Sex. Ich warf einen letzten Blick auf sie und ging.
     
     
    Reynold Peatys Leiche war in durchsichtiges Plastik eingeschlagen, mit kräftiger Schnur

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