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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sieht, die uralten Methoden sind immer noch die besten. Nur glaubt niemand mehr an sie und so fällt man auf sie herein.«
    Zehn Minuten später wurde an den Grenzen Alarm gegeben. Vor einer großen Karte stand Tschernowskij und überlegte, wo Pilny über die Grenze kommen könnte. Wo würde ich es versuchen? dachte er. Wie würde ich an Pilnys Stelle handeln?
    Nach Österreich würde ich gehen, nicht nach Deutschland.
    »Hier!« sagte Tschernowskij zu den Abschnittskommandeuren der sowjetischen Truppen und fuhr mit dem Finger über die Karte. »Die Grenze nach Osterreich! Schießen Sie auf alles, was nach Anruf nicht sofort stehenbleibt.«
    *
    Es war zwanzig Uhr, vier Stunden vor dem Marsch in die Freiheit. Pilny stellte den Transistor an und hörte die Nachrichten aus Prag. Alle saßen um den Apparat herum, – es war wie ein Abschied. Lucek hatte sich wieder eine Injektion gegeben, und Valentina hatte ihn neu verbunden. Der Erguß war abgeflossen, die Wunde schloß sich … wie es im Innern des Brustkorbes aussah, wußte keiner, und Lucek sprach nicht darüber, was er an sich selbst beobachtete.
    Seinen Sender hatte Pilny bereits zerstört. Die Röhren und gedruckten Schaltungen hatte er zerschlagen, die Batterien liefen aus und die Trockenbatterien waren aufgeschlitzt. Die Antenne lag zerbrochen auf dem kleinen Hügel, der Verstärker war unter Beilhieben zu einem Trümmerhaufen geworden. Dann hatten alle lange vor den Spezialkarten gesessen und einen Durchschlupf durch den sowjetischen Lagerring gesucht. Hierbei war Muratow zu einer große Hilfe geworden. Er kannte genau die Aufmarschplätze seines Bataillons, das in unmittelbarer Nähe lag. So entdeckte man eine Möglichkeit, zwischen zwei Zeltlagern hindurch nach Westen zu kommen. Neben der Straße von Kvilda nach Finsterau in Bayern sahen sie eine große Chance, in der wilden Bergwelt und im Schutze der Wälder bis an die Grenze vorzustoßen. Dann mußte alles schnell gehen … dann mußte man Mut haben und vergessen, daß ein Herz in der Brust schlug.
    Die Nachrichten waren fast zu Ende, als der Sprecher von Radio Prag sich räusperte und sagte:
    »Soeben reicht man mir eine neue wichtige Meldung herüber. Ich verlese sie:
    Im Rahmen der weiteren Ermittlungen gegen den Funkreporter Karel Pilny –«
    »Aha!« sagte Lucek, »jetzt kommst du wieder dran … Ruhe!«
    »… Bei Lucek befindet sich auch dessen Geliebte, die sowjetische …«
    Durch Valentina fuhr es wie ein wilder Schlag. Sie stürzte nach vorn, fiel über das Radio und riß es um. Es gelang ihr nicht, es abzuschalten, unter ihren Brüsten sprach die Stimme weiter, und sie war laut genug, um auch durch ihr Schreien hindurchzudringen.
    »Hört nicht zu!« schrie sie. »Nicht zuhören! Micha! Micha! O diese Schweine! Diese Schweine!«
    »… Valentina Kysaskaja hatte den Auftrag, die Studentengruppe in Prag zu kontrollieren …«
    Sie warf sich herum, riß den Radioapparat vom Boden und schleuderte ihn weit weg in die Felsen. Doch es war ein guter Apparat … die Stimme sprach weiter, gespenstisch, wie aus der Erde kommend.
    Stumm, mit großen Augen, erstarrt sahen Pilny, Irena, Muratow und vor allem Lucek auf Valentina, die auf dem Boden kniete und mit den Fäusten in sinnloser Verzweiflung auf die Steine schlug.
    »O ihr Hunde!« schrie sie. »Ihr verfluchten Hunde! Warum habt ihr das getan? Was nützt euch das? Was? Was?«
    Pilny erhob sich. Er drückte Irena hart auf den Boden zurück, als sie aufspringen und zu Valentina laufen wollte. Aber auch Lucek hatte sich erhoben … mit verzerrtem Gesicht, taumelnd, die Hände auf den Verband gepreßt, ging er die paar Schritte bis zu Valentina und blickte auf sie herunter. Sie hob den Kopf, und ihre herrlichen schwarzen Augen waren wie zerplatzt vor Angst und Schrecken.
    »Ist das wirklich wahr?« fragte Lucek tonlos. Er schwankte, und Pilny mußte ihn stützen.
    »Wer bist du?« fragte Pilny.
    Valentina umklammerte die Beine Luceks und drückte den Kopf an seine Knie. »Valentina Kysaskaja …« schrie sie. »Aber ich liebe dich!«
    »Eine Russin?«
    »Ja, aber ich liebe dich!«
    »Du solltest mich beobachten?«
    »Ja, aber ich liebe dich!«
    »Du solltest mich und alle meine Freunde an Moskau ausliefern?«
    »Ja, aber ich liebe dich!«
    »Du hast nie Medizin studiert?«
    »Nein.«
    »Du bist eine Agentin?«
    »Ja … aber ich liebe dich, Micha! Micha! Hör mich an! Micha!« Sie hielt ihn fest, als Pilny sie von Luceks Beinen zerren wollte, und als

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