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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden mit größter Wahrscheinlichkeit in den russischen Sperriegel laufen. Wir wissen das, und wir wissen auch, wo sie über die Grenze wollen. Es ist unsere Pflicht, zu helfen …«
    Major Freiding sah seinen Leutnant etwas verblüfft an. Aber das war nur eine Schrecksekunde, dann brüllte er los.
    »Unsere Pflicht ist es, die Ohren offen zu halten, nur die Ohren, weiter nichts! Nicht die Arme und auch nicht den Arsch! Wir haben ein klar umrissenes Aufgabengebiet, Herr Leutnant!«
    »Das weiß ich, Herr Major. Ich schlage deshalb vor, den Bundesgrenzschutz und die Zolldienststellen von dem Vorhaben der drei Flüchtlinge zu unterrichten.«
    »Ja, sind Sie denn verrückt, Stalder? Unterrichten? Ist bei Ihnen eine Sicherung durchgebrannt? Was wir hier tun, ist geheimste Kommandosache! Da weiß nicht einmal der Minister genau, wie alles läuft! Und Sie wollen Abhörgeheimnisse weitergeben … hat man so etwas schon gehört?«
    »Es geht um drei Menschen!«
    »Es geht um viel mehr, Herr Leutnant! Gut, ich habe vernommen, daß da drei Leute über die Grenze zu uns wollen, das ist tragisch, und wird mit 99%iger Sicherheit auch tragisch enden. Aber was sollen wir tun? Unser Abgehörtes weitergeben? Das wäre ein Geheimnisbruch, ein Verrat, das schlimmste, was wir tun könnten. Eine militärische Stelle alarmieren? Wozu? Sollen wir den dreien Feuerschutz geben, was? Kleiner Privatkrieg, aus dem sich dann der ganz große Knall entwickelt? Stalder, die da drüben warten doch nur darauf, daß etwas von unserer Seite passiert, um vor der Weltgeschichte ein Motiv zu haben, bis an den Rhein zu stoßen.«
    »Und wenn man die drei Flüchtlinge erschießt?«
    »Geschieht es auf tschechischer Seite, haben die Zeitungen wieder Stoff, von den Mördern an der Grenze zu schreiben.«
    »Und im Todesstreifen?«
    »Empörung der ganzen westlichen Welt … dann wieder Fußballtoto. Sie verbessern diese Welt nicht, Stalder.«
    »Also feig sein …«, sagte der junge Leutnant leise.
    »Nein, klug sein, Herr Leutnant. Über den Dingen stehen. So hoch, daß der Mensch nichts mehr wert ist.« Major Freiding wedelte mit der Hand und lächelte fast väterlich. »Und jetzt tragen Sie Ihr dummes Tonband weg, Stalder, und gehen einen trinken … wie ich auch vergessen will, daß Sie mich wegen einer Lappalie um meine Zigarrenstunde gebracht haben.«
    Leutnant Stalder steckte das Tonband in die Tasche seines Uniformrockes und knallte die Hacken zusammen. Seine Stimme vibrierte.
    »Ich bitte um drei Tage Urlaub, Herr Major.«
    »Wozu?«
    »In einer Familienangelegenheit, Herr Major.«
    »Sie wollen den Helden spielen, Sie Idiot, und sich beim Rachel auf die Lauer legen. Nicht bei mir, Stalder! Ich kommandiere Sie für eine Woche ab zu einem Lehrgang nach München.«
    »Dann werde ich dem Wehrbeauftragten des Bundestages Bericht darüber einreichen, Herr Major. Es ist mein verfassungsmäßiges Recht.«
    »Tun Sie das!« Major Freiding lachte hart. »Die Politiker einschalten! Als ob die für Sie die Kohlen aus dem Feuer holen … Sie Kindskopf!«
    Major Freiding sah seinen Leutnant noch einmal an, schüttelte dann den Kopf und verließ den Vorführraum.
    Leutnant Stalder preßte die Hand auf die Tasche, in die er das Tonband gesteckt hatte. Sein Herz fühlte er bis zum Halse schlagen.
    Drei Menschen werden um ihr Leben rennen … drei Menschen werden vor dem Tod herhetzen … und niemand wird ihnen helfen. Niemand. Obwohl man weiß, wo und wie und wann sie sterben müssen.
    Mein Gott, in welcher Welt leben wir –
    *
    Am nächsten Morgen erlebte die 3. Kompanie des Garderegimentes 5 etwas Lustiges: Die Soldaten Pjotr Iwanowitsch Krolowskij und Wladimir Nikolajewitsch Dubrenin standen in Unterhosen vor ihrem Zelt und fluchten wie usbekische Viehtreiber.
    Jemand hatte in der Nacht ihre Kampfanzüge gestohlen, samt den Stiefeln, den Socken und den Käppis. Zum Trocknen hatten sie am vergangenen Tag die Uniformen auf eine Leine neben das Zelt gehängt, denn sie hatten das Pech gehabt, bei einem Holzkommando in einen Bach zu fallen. Schon gestern lachte man über die beiden, nun aber war die Fröhlichkeit vollkommen.
    Das änderte sich erst, als der Kompaniechef erschien und eine sehr ernste Miene machte. Er liebt solche Scherzchen nicht, dachten die anderen. Nun macht ein Ende, Brüderchen, gebt die Uniformen wieder heraus. Wer hat sie weggenommen? Es ist nicht gut, wenn der Genosse Hauptmann schlechte Laune hat.
    Aber da war niemand in der ganzen Kompanie,

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