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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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konnten. Das Herz einer weltumspannenden militärischen Spionage. Auge und Ohr der westlichen Welt.
    »Darf ich bekannt machen«, sagte Oberst Schwelm, der den Vorsitz übernommen hatte und an der Schmalseite des langen Tisches saß. »Oberst Rickey und Mr. Murphy von der CIA.« Die beiden Herren nickten mit den Köpfen und setzten sich dann neben Oberst Schwelm. Sie hatten verschlossene, fast gelangweilte Gesichter. Pokermasken, hinter denen sich ihre Gedanken so sicher verbargen wie die Baracken in diesem Wald unter den Tarnnetzen.
    »Beginnen wir gleich, und lassen wir alles beiseite, was doch nur Rederei ist.« Oberst Schwelm schlug eine dicke Mappe auf, die ein junger Offizier ihm unter die Hände schob. »Seit Mai liegen uns verläßliche Meldungen vor, daß die Sowjets einen Überfall auf die CSSR planen. Unsere Agenten in Wien, Belgrad und Budapest berichteten uns, daß Moskau in Polen, Ungarn, Bulgarien und sogar der DDR in Geheimverhandlungen versucht, aus diesen Ländern ein Expeditionskorps gegen die CSSR zu mobilisieren. Unsere Ostaufklärung hat über ihre V-Männer die gleichen Meldungen erhalten.«
    Oberst Schwelm zog ein Blatt aus dem Ordner und rückte seine Brille gerade. »Wir haben jetzt den 18. August. Die Lage ist alarmierend: 20 Ostblockdivisionen stehen an den Grenzen der CSSR bereit, das Land in zwei Kessel zu zerschneiden. Amerikanische Düsenaufklärer vom Typ SR-71 sind endlich aufgestiegen und haben mit Seitenradar entlang der Grenze Brücken, Straßen, Flüsse, Dörfer, Eisenbahnlinien, Flugplätze und ganze Landstriche abgetastet. Was wir seit Wochen wußten, ist bestätigt: Der Russe marschiert auf! Unsere Agenten melden uns: Im Süden der DDR, zur tschechischen Grenze hin, starke Truppenbewegungen von sowjetischen Divisionen und Truppen der Nationalen Volksarmee. Die DDR-Reichsbahn hat Befehl bekommen, 600 Tieflader-Wagen, die Panzer und Geschütze tragen können, sowie 60 Loks bereitzustellen. Die Südräume Polens und der DDR sind zu militärischen Sperrbezirken erklärt worden! Seit heute morgen hat unsere Aufklärung ein altes, erklärbares Phänomen entdeckt: Die 20 aufmarschierten Divisionen sind verschwunden. Die Straßen und Plätze sind leer, alle Fahrzeuge sind aus den Dörfern und Städten herausgezogen worden, die Schienenstränge sind verlassen, alle Uniformen sind aus dem Alltagsbild verschwunden … 20 Divisionen versickern in die Grenzwälder.« Oberst Schwelm warf die Papiere auf den Tisch. Seine Stimme zitterte vor Erregung. »Jeder weiß, was das bedeutet: Der Angriff der Sowjets steht unmittelbar bevor. Und was macht die CIA? Sie spielt tote Fliege. Und was macht General Lemnitzer als Nato-Oberbefehlshaber? Er reist gemütlich zu einem Sommermanöver nach Griechenland.«
    Oberst James Rickey sah seinen deutschen Kollegen kurz an, ehe er sich eine Zigarette ansteckte und nach einem Glas Fruchtsaft griff, das Ordonnanzen vor jeden der Herren gestellt hatten. Rickey hatte das Gesicht eines Footballspielers … großflächig, hartkantig und eisern. Er machte mit der Zigarette zwischen den Fingern eine weite Handbewegung und umfaßte damit auf der Karte die ganze CSSR.
    »Well! Es stimmt alles, was uns die Nachrichtendienste melden. Auch beim CIA liegen Berge von V-Berichten. Die Luftaufklärung gibt ein klares Bild … aber!« Er lehnte sich zurück und stieß seinem Nebenmann in die Rippen. »Bob … erklären Sie das mal.«
    Mr. Robert Murphy, ein kleiner Mann mit dem Kopf eines Gelehrten, legte die Arme auf den Tisch und über die Karte. Er kam aus der Nato-Kommandozentrale bei Mons, einem Ort südlich von Brüssel, und war ein sehr geheimnisvoller Mensch. Ob er einen militärischen Dienstrang bekleidete, wußte keiner, nicht einmal Rickey. Welche Aufgabe ihm im Kommandostab zufiel, war ebenso rätselhaft. Man sah ihn nie in Uniform, nur in Zivil. Ein paar Leute in der NATO hatten gehört, daß Lemnitzer ihn mit Professor anredete, aber das mußte ein Irrtum sein. Was macht ein Professor im militärischen Kommandostab?
    »Ein Überfall auf die CSSR ist ausgeschlossen«, sagte Mr. Murphy jetzt. Er hatte eine warme, dunkle Stimme. »Nicht vom politischen Gesichtspunkt aus, – da sind wir von Moskau allerhand gewöhnt. Aber militärisch. Die Logistik stimmt nicht. 20 Divisionen, kriegsstark, voll munitioniert … welch einen ungeheuren Nachschub bedeutet das! Rechnen wir einmal mit 450.000 Mann … das würde bedeuten, daß jede Zufahrtsstraße, jedes Dorf und jede

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