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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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berühmten Thermalquellen, Gärten und Parks, bekamen Karel und Irena im Hotel Therma auf der Leninova noch ein Doppelzimmer mit einem Fenster zur Straße. Er zeigte seinen Presseausweis, nannte Irena seine Frau und wurde nicht weiter gefragt.
    »Weißt du, daß ich heute zum erstenmal mit einem Mann in einem Hotelzimmer übernachte?« sagte Irena, als sie ausgepackt hatte und auf dem Bett liegend zusah, wie Pilny das Hemd wechselte und mit dem Elektrorasierer die Stoppeln vom Kinn schabte.
    »Das gehört sich auch so!« Pilny sah sie durch den Spiegel an und spitzte die Lippen.
    »Wieso gehört sich das so? Ich hätte ja schon andere Erlebnisse haben können. Oder glaubst du, ich hätte – im Unterbewußtsein – nur auf Herrn Karel Pilny gewartet?«
    »Genauso ist es.«
    »Eingebildet bist du gar nicht –« Sie zog die Beine an und breitete die Arme weit aus. »Es ist ein merkwürdiges Gefühl, mit einem Mann zum erstenmal in einem Hotelzimmer zu wohnen –«
    »Aber Liebling!« Pilny zog die Schnur des Rasierers aus der Steckdose. Lachend schüttelte er den Kopf. »Schließlich wohnen wir doch in Prag schon seit Wochen zusammen …«
    »Das ist etwas anderes. Das ist wie ein Versteck, wie ein Nest, hoch oben in einem Baum. Da sind wir allein, da sehen nur wir uns selbst. Aber hier, in einem Hotel! Die Kellner, die Boys, der Portier, die Zimmermädchen werden mich mit gnädige Frau anreden. Haben Sie gut geschlafen, gnädige Frau? Darf ich noch etwas Braten nachlegen, gnädige Frau? Ist der Wein gut temperiert, gnädige Frau?« Sie stützte sich auf die Ellenbogen und sah wütend den lachenden Pilny an. »Ob ich mich dumm benehmen werde? Man wird bestimmt merken, daß wir nicht verheiratet sind.«
    »Kein Mensch wird es merken.« Pilny setzte sich ans Bett und küßte Irena auf die Stirn. »Aber alle Männer werden mich beneiden, wenn wir in den Speisesaal kommen. Hat der Kerl ein Glück, werden sie denken. So ein herrliches Frauchen. Er hat es gar nicht verdient.«
    »Damit haben sie recht!«
    »Irena!«
    Er griff nach ihr, aber sie rollte sich blitzschnell weg in das andere Bett. Er folgte ihr mit einem Hechtsprung und erwischte sie noch an den Beinen. Wie Kinder balgten sie sich auf dem Bett, bewarfen sich mit Kissen, lachten und quiekten, kitzelten sich und rangen verbissen auf den Steppdecken um den Sieg über den anderen.
    »Du Katze!« keuchte Pilny, als er Irena endlich unter sich hatte und sie flach in das Bett drückte. Aber auch da noch wehrte sie sich, trat um sich und versuchte ihn mit plötzlich vorschnellendem Kopf zu beißen. »Du verdammt schöne Katze!« Dann mußte er schweigen, denn Irena zog ihm mit einem Ruck das Hemd über den Kopf und wickelte ihn darin ein. Er ließ sich zur Seite fallen, spürte, wie sie sich über ihn warf und hob beide Arme. »Ich kapituliere!« schrie er durch das Hemd. »Ich schwenke die weiße Fahne!«
    Sie hielt seine Hände fest und preßte sie nach oben über seinen Kopf.
    »Sag, daß du mich liebst!«
    »Ich liebe dich –«
    »Sprich mir nach: Ich bin der glücklichste Mann der Welt!«
    »Ich bin es.«
    »Schwöre: Ich werde Irena ewig lieben –«
    »Auf Erden, in der Hölle, im Himmel. Immer und ewig!«
    »Das ist gut.« Sie ließ ihn los, rollte zur Seite und gab ihm einen Klaps auf die nackte Brust.
    Erst zum Abendessen sah man Irena und Karel wieder in der Hotelhalle. Sie waren glücklich. Und außerdem hatten sie ein Zimmer, dessen Betten nicht knarrten. Jeder weiß, wieviel das wert ist.
    *
    Den ganzen nächsten Tag fuhren sie auf einsamen Wegen durch das Erzgebirge. Am Grenzübergang Zinnwald sprach Pilny mit den Zöllnern … sie hatten nichts von sowjetischen Truppenbewegungen gesehen. Nur etwas fiel auf … die sonst so belebte Straße war wie ausgestorben. Ein paar Lastwagen wechselten über die Grenze, und die Fahrer erzählten, daß sie auf der Straße von Volkspolizisten der DDR kontrolliert worden seien. Privatautos wurden umdirigiert. Nur tschechische Touristen, die aus dem Urlaub in Sachsen oder von der Ostsee zurückkehrten, ließ man durch. Auch sie hatten weder Panzer noch Soldaten gesehen. Nur ein paar Motorradstreifen der Volkspolizei, die alle Wagen anhielten und die Fahrer warnten, von der Chaussee abzuweichen. Aber so etwas war jetzt an der Tagesordnung … wohin man auch kam in die östlichen Länder … überall waren Manöver, Übungen Sperrgebiete, Umleitungen, Warnungen, Kontrollen. Doch ein Aufmarsch von mehreren Divisionen …

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